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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dem Rücken und starrte auf die erste Biegung, die ungefähr zwölf Meter tief im Felsen begann. »Okay«, sagte er und drückte den Startknopf seiner Uhr. »Auf geht’s!«
    Sie hatten sich dagegen entschieden, eine Telephonleitung abzuspulen und direkt mit ihm zu sprechen, während er emporstieg. Der Videorekorder war mit einem kleinen ansteckbaren Mikrophon ausgerüstet, in das er mündliche Beobachtungen sprechen würde. Die Videokamera würde eine adäquate Aufzeichnung von allem machen, was er von Moment zu Moment sah. Falls sich Zeit und Gelegenheit bieten sollten, würde er mit den anderen Kameras Bilder aufnehmen.
    »Viel Glück, Sir!« rief Keller, als er unter flachem Winkel in den Tunnel zu klettern anfing.
    »Zur Hölle damit!« grunzte Rogers leise vor sich hin. Die ersten zehn Meter waren leicht; er konnte mit Rumpfwindungen vorwärts kriechen. An der Biegung machte er eine Pause, um in die Dunkelheit hinauf zu leuchten. Der Tunnel führte nach den schrägen ersten zehn Metern direkt nach oben. Er vermerkte das laut für das Protokoll und blickte dann über seinen Bauch und die Beine nach unten zurück auf das wie eine Kamee wirkende Gesicht Kellers. Keller machte mit zusammengebogenem Daumen und Zeigefinger ein Okay-Zeichen. Rogers blinkte zweimal mit seiner Handlampe.
    »Ich begebe mich in den Bauch eines fremden Raumschiffs«, sagte er sich im stillen und schnitt eine wilde Grimasse, um seine Kiefer- und Gesichtsmuskeln zu entspannen. »Ich krieche in etwas Unbekanntes empor. Das ist es. Nur keine Angst!« Die hatte er auch nicht. Eine Art energiegeladener Ruhe, fast eine Hochstimmung, überkam ihn.
    Er dachte an seine Frau und seine vier Jahre alte Tochter, die in Barstow lebten. Mannigfache Szenen bauten sich dahinter auf. Ein toter Heldenvater und Vergünstigungen auf Lebenszeit. An sich war er sich über diese Vergünstigungen nicht im klaren. Er sollte es aber wohl sein. Er gelobte sich, das alsbald nachzuprüfen, wenn er wieder draußen wäre. Noch besser war der Gedanke an einen lebendigen Heldenvater, Pensionierung mit zwanzig Dienstjahren und Eintritt ins Geschäftsleben, vielleicht als Berater für Verteidigungsabkommen, obwohl er bisher nie an so etwas gedacht hatte. Der erste Mensch in einem fremden Raumschiff. Immobilien lag noch näher. Allerdings nicht in Barslow. Vielleicht San Diego, obwohl es dort noch hilfreicher wäre, der Marine oder der Luftwaffe angehört zu haben.
    Er fing an hochzuklettern. Die Gummisohlen seiner Stiefel packten den Fels, und seine Hände stemmten sich gegen die gegenüberliegende Wand. Immer nur ein Fuß auf einmal. Das Raumschiff nicht beschädigen, nicht einmal durch eine Schramme. Er hievte sich grunzend hoch und stemmte dann wieder Stiefel und Hände gegen den Fels. Glatte Oberfläche, nicht wie Lava. Ohne Merkmale, grau und amorph. Astronauten hatte man in Geologie ausgebildet, als sie auf dem Mond landeten. Einen Colonel des Heeres brauchte man nicht so zu schulen. Außerdem war dies kein natürlicher Ort. Wozu hätte da Geologie genützt?
    Immerhin war es nicht rutschig.
    Nachdem er fünf Meter geklettert war, machte er eine Pause und leuchtete nach vorn. Über ihm befand sich eine zweite Biegung, über die hinaus sie mit den an einer Stange montierten Kameras nicht sondiert hatten. Wirklich unbekannt. Rogers rief sich die paar Science Fiction-Filme in Erinnerung, die er gesehen hatte. Er hatte nie besonders dafür geschwärmt. Die meisten seiner Kumpels hatten an Alien Spaß gehabt, als sie es gleich nach der Grundausbildung auf Video gesehen hatten. Er versuchte, diesen Film zu vergessen.
    Der Gast war tot. Wie, wenn das die anderen wütend gemacht hätte? Wie, wenn sie irgendwie Bescheid wußten und drinnen auf ihn warteten?
    Er war noch ruhig und ziemlich guten Mutes. Die Augen weit offen, die Pupillen in der Dunkelheit geweitet, das Gesicht feucht von Schweiß. Hinauf, hinauf, und dann über die Kante der Biegung. Er ruhte sich in dem fast horizontalen Tunnel hinter der Biegung aus und ließ sein Licht in undurchdringliche Finsternis fallen. Er zückte sein Notizbuch und vermerkte rasch Winkel und Distanzen. Er befand sich ungefähr fünf bis acht Meter von der Außenfläche entfernt. Er leuchtete auf einen Zettel mit der Karte des Inneren und trug den gekrümmten Tunnel ein. Sein Weg glich einem gebogenen Montiereisen für Autoreifen. Er verlief geneigt zehn Meter nach innen, dann etwa sechs Meter direkt nach oben und jetzt horizontal ins

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