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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»All right. Ich mache mich auf den Rückweg.«
    Zu seiner enormen Erleichterung kam ihm dabei nichts in die Quere.

 
19
     
10. Oktober
     
    Edward Shaw erfuhr zwei Tage später von dem Tod des Gastes, als sie alle einen Besuch von Colonel Phan erhielten. Nach einer Wartezeit von zehn Minuten, in der Edward sich rasch anzog, wurden die Vorhänge weggezogen, und alle vier befanden sich vor dem kleinen, muskulösen braunen Mann, der in seiner pieksauberen blauen Uniform im Zentrallabor stand.
    »Wie lange haben wir bekommen, Doc?« fragte Minelli. Er war immer frecher geworden, weniger im voraus einzuschätzen, je mehr Tage verstrichen. Er hatte oft vom Präsidenten gesprochen und darüber, daß sie bald aus dieser ›Klemme‹ herauskommen würden. Seine Sprechweise ähnelte immer mehr einer komischen Imitation von James Cagney. Minelli hatte auf autoritäre Gewalt nie gut reagiert. Edward hatte von einer Zeit gehört, Jahre bevor Minelli nach Austin kam, wo der wegen eines geringfügigen Drogendeliktes eingesperrt worden war und sich sein Gesicht an einer Gefängnistür blutig geschlagen hatte. Edward machte sich um ihn Sorge.
    »Sie sind alle gesund, ohne Anzeichen von Kontamination oder Krankheit«, sagte Phan. »Ich habe keine weiteren Tests mit Ihnen vor. Sie haben wohl von meinem Dienstoffizier gehört, daß der Gast tot ist. Ich habe den ersten Teil der Autopsie abgeschlossen und keinerlei mikrobiologischen Symptome irgendwo in seinem Organismus gefunden. Er scheint eine völlig sterile Kreatur gewesen zu sein. Das ist für Sie eine gute Nachricht.«
    »Keine Wanzen, gnä’ Frau«, sagte Minelli. Edward blinzelte.
    »Ich habe empfohlen, daß Sie entlassen werden«, sagte Phan und schaute jeden der Reihe nach an. »Obwohl ich nicht weiß, wann wir das tun werden. Wie der Präsident sagte, gibt es da noch Sicherheitsprobleme.«
    Edward erblickte Stella Morgan in ihrem Fenster und lächelte ihr zu. Sie erwiderte das Lächeln nicht. Vielleicht irrte er sich, und sie sah ihn nicht; vielleicht war sie so niedergeschlagen wie Reslaw, der jetzt nur noch selten etwas sagte.
    Die Kombination freien Kontaktes durch die Gegensprechanlage und getrennter Unterbringung schien die Kameradschaft zu untergraben, die Edward für die Insassen eines Gefängnisses als typisch ansah. Sie wurden nicht mißhandelt. Es gab nichts wirklich Konkretes, gegen das sie ankämpfen müßten. Ihr Gewahrsam war, zumindest bis jetzt, nicht sinnlos gewesen. Folglich ›rückten sie nicht zusammen‹, wie Edward es eigentlich erwartet hatte. Außerdem hatten sie alle nie zuvor eine längere Freiheitsberaubung erlebt. Vielleicht waren seine Erwartungen bloß naiv.
    »Wir bereiten Dokumente vor, die Sie unterschreiben werden, worin Sie versprechen, nicht über diese letzten Tage zu sprechen…«
    »Ich werde nichts dieser Art unterschreiben«, sagte Minelli. »Wenn ich das unterschreibe, gibt es keine Bestseller, keine Agenten, kein Hollywood.«
    »Bitte!« sagte Phan geduldig.
    »Was ist mit Australien?« fragte Edward. »Sprechen Sie mit denen?«
    Phan sagte: »Heute beginnen Konferenzen in Washington.«
    »Warum die Verzögerung? Warum haben nicht alle schon vor Wochen mit den Gesprächen begonnen?«
    Phan gab keine Antwort. Dann sagte er: »Ich persönlich hoffe, daß alles bald veröffentlicht werden wird.«
    Edward bemühte sich, einen aufkommenden Ärger zu unterdrücken. »Warum können wir nicht zusammenkommen? Lassen Sie uns hier heraus und bringen Sie uns in ein BOQ oder dergleichen!«
    »Barbecue?« knurrte Minelli.
    »Bachelor Officers’ Quarters«, [iv] erklärte Edward mit zitternder Unterlippe. Er begann zu weinen. Diese Reaktion brachte er sofort unter Kontrolle und setzte eine Miene unwilliger Sachlichkeit auf. »Wirklich. Dies ist eine Hölle. Wir kommen uns vor wie im Kittchen.«
    »Noch schlimmer. Wir können uns keine Schleudern oder Messer anfertigen«, sagte Minelli. »Arsch der Welt!«
    Phan sah Minelli mit einer Mischung aus Gereiztheit und Bedauern an. »Das ist alles, was ich Ihnen jetzt zu sagen habe. Bitte, machen Sie sich keine Sorgen! Ich bin sicher, daß Sie entschädigt werden. Inzwischen haben wir neue Infodiscs.«
    »Großartig«, sagte Minelli. Als Phan sich umdrehte, brüllte er: »Warten Sie! Ich fühle mich nicht wohl. Wirklich. Irgend etwas stimmt nicht.«
    »Was ist es denn?« fragte Phan und machte einem Aufseher hinter ihm ein Zeichen.
    »In meinem Kopf. Sag es ihnen, Reslaw!«
    »Minelli ist neuerdings

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