schmieden neue Plaene
Erika, gib es schon zu!“, riefen die übrigen Mädchen, die sich neugierig um die Gruppe geschart hatten.
Aber Erika wollte nicht. Sie war zu verstockt.
So machte sie alle noch wütender. „Na schön“, meinte Hanni schließlich. „Du gibst es also nicht zu. Dafür gibt es halt zwei Strafen statt einer. Eine für Schnüffelei und eine fürs Lügen.“
„Ja“, bestätigte Tessie. „Die erste Strafe sieht so aus, dass du genauso wie wir zwei Wochen lang nicht in die Stadt gehst. Ist das klar?“
„Ich gehe doch.“ Erika wurde immer trotziger.
„Nein, du wirst nicht gehen“, beharrte Tessie. „Ich bin Klassensprecherin und verbiete hiermit jeder, dich in die Stadt zu begleiten. Und du weißt ja, dass du allein nicht gehen darfst, oder?“
Erika war geschlagen und sie wusste es. Kein Mädchen wagte es, allein in die Stadt zu gehen, denn das war streng verboten. Erika wurde rot und schwieg.
„Und die zweite Strafe überlasse ich deinen Mitschülerinnen“, sagte Hanni und ihre Augen blitzten. „Ich gehe jede Wette ein, dass niemand mehr mit dir sprechen oder sonst irgendetwas mit dir zu tun haben will. Das ist die gerechte Strafe für dein mieses Verhalten!“
„Keinen Ton reden wir mit der“, bekräftigten die Mädchen, die dabei waren.
Erika stand eine schlimme Zeit bevor!
Sie ging an ihren Platz zurück, aber ihre Hand zitterte, als sie versuchte, den Brief zu Ende zu schreiben. Sie schämte sich, aber zur gleichen Zeit war sie wütend, vor allem auf Hanni!
Sie hat es also herausgefunden und den anderen gesagt!, dachte Erika. Das werde ich dir heimzahlen und deiner blöden Zwillingsschwester auch!
Margret erhält eine Chance
Die Zwillinge und ihre Klassenkameradinnen trafen nicht sehr oft mit Erika zusammen, denn sie war in der nächsthöheren Klasse. Aber wenn sie ihr auf dem Flur, im Zeichensaal oder in der Turnhalle begegneten, dann schauten sie in die andere Richtung. Abends im Aufenthaltsraum war es noch schrecklicher für Erika. Niemand wollte etwas mit ihr zu tun haben und laute Bemerkungen, wie falsche Schlange und Feigling, waren nicht zu überhören. Die Einzige, die ab und zu ein Wort an sie richtete, war die mürrische Margret Fenworthy. Erika konnte sie zwar genauso wenig leiden wie die anderen, aber jetzt war sie dankbar, dass überhaupt jemand mit ihr sprach.
„Ich wundere mich, dass du mit Erika sprichst, Margret“, sagte Hanni, als sie hörte, dass Margret sich Erikas Farbstifte ausgeliehen hatte.
„Kümmere dich um deine Angelegenheiten“, entgegnete Margret grob. „Zu mir ist auch niemand freundlich und ich weiß, was es heißt, ekelhaft behandelt zu werden.“
„Aber Margret, das ist doch dein eigener Fehler.“ Hanni war überrascht. „Du schaust ewig mürrisch drein, bist oft grob und nie für einen Spaß zu haben.“
„Niemand hat mich je gebeten mitzumachen“, erwiderte Margret. „Ihr seid froh, wenn ihr mich nicht seht.“
„Margret, das stimmt gar nicht!“, rief Hanni. „Es liegt allein an dir. Du gibst uns nie eine Möglichkeit, nett zu dir zu sein. Ewig meckerst du an allem rum, nichts passt dir.“
„Wenn ihr mir nur meine schlechten Eigenschaften vorhalten wollt, so könnt ihr euch die Mühe sparen“, sagte Margret wütend. „Niemand von euch interessiert mich auch nur im Geringsten. Und wenn ich mit dieser Erika sprechen will, dann spreche ich mit ihr. Wer in aller Welt ist schon an einem Haufen alberner Mädchen und einer Rotte eingebildeter Lehrerinnen interessiert? Ich nicht!“
Hanni war erstaunt. Komisch, diese Margret! Wollte sie sich nun mit den Mitschülerinnen anfreunden? War ihre Grobheit eine Art Schüchternheit oder was steckte sonst dahinter?
Hanni unterhielt sich darüber mit ihrer Zwillingsschwester. „Margret macht sich dauernd Feinde“, sagte sie. „Ich habe heute mit ihr gesprochen und sie hat behauptet, dass wir ihr nie die Gelegenheit geben, sich von einer netteren Seite zu zeigen. Meinst du, wir sollten da etwas unternehmen?“
In diesem Augenblick kam Lucie auf sie zu, um ihnen eine Zeichnung zu zeigen, die sie gerade gemacht hatte.
„Mensch, Lucie, das ist ja ein Spitzenbild! Mamsell, wie sie leibt und lebt!“
Lucie hatte die besondere Begabung, jedes Mädchen und jede Lehrerin mit ein paar Bleistiftstrichen so zu zeichnen, dass man sofort wusste, wer es war.
„Genauso sieht Mamsell aus, wenn sie sagt: ‚Dorrris, du bist unerträglich!’“ Hanni lachte. „Hör zu, Lucie, wir unterhalten uns
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