schmieden neue Plaene
sein! Mut und Gemeinheit – das passt nie und nimmer zusammen! Unmöglich!“
„Wenn wir es doch ganz genau wüssten!“, sagte Elli, die sich jetzt schämte, dass sie Margrets Geheimnis ausgeplaudert hatte.
Aber schon sehr bald sollten sie erfahren, wer die Schuldige war. Lucie fand es heraus. Sie besuchte Erika, die zurzeit in einem kleinen Zimmer allein für sich lag. Sie hatte kaum etwas abbekommen, nur brauchte sie nach all der Aufregung Ruhe.
Aber Ruhe fand sie nicht. Sie hatte die ganze Nacht wach gelegen und an das Feuer gedacht; und sie hatte daran gedacht, dass Margret sie gerettet hatte.
Ihr Gewissen hatte sie gequält! Dem Mädchen, das sein Leben für sie riskiert hatte, hatte sie so übel mitgespielt. Erika schämte sich zutiefst. Wäre sie doch von einem anderen Mädchen gerettet worden!
Lucie besuchte sie nach dem Unterricht. Zu Margret durfte niemand gehen. Sie musste einige Tage ganz ruhig liegen. Niemand hatte Lust, Erika zu sehen, nur die gutherzige Lucie hatte Mitleid mit ihr. Deshalb fragte sie die Hausmutter, ob sie zu ihr dürfte.
„Ja, natürlich!“, sagte die Hausmutter. „Sie ist schon fast wieder auf dem Damm, abgesehen von einer kleinen Erkältung und einem Schock. Es wird ihr guttun, dich zu sehen.“
Lucie ging in den kleinen Schlafraum und setzte sich neben Erika. Sie unterhielten sich eine Zeit lang. Dann fragte Erika nach Margret. Sie schaute Lucie dabei nicht an, denn sie hatte ein schlechtes Gewissen.
„Haben sie es dir noch nicht erzählt?“, fragte Lucie überrascht. „Die Arme, sie hat sich das rechte Bein gebrochen. Mit Turnen und Handball ist es jetzt für längere Zeit aus. Du kannst dir ja vorstellen, was das für sie bedeutet. Sie hat sich auch den Kopf aufgeschlagen, aber nicht sehr schlimm. Sie ist ein echt tapferes Mädchen, Erika, fast eine Heldin.“
Erika war furchtbar durcheinander. Sie hatte geglaubt, dass Margret gesund und munter war und von allen gefeiert wurde! Aber jetzt sah alles ganz anders aus.
Erika wandte ihr Gesicht ab und drehte sich zur Wand. Sie schaute so elend aus, dass Lucie gerührt war.
Sie ergriff Erikas Hand. „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie. „Ihr Bein wird schon wieder heilen. Wir sind jedenfalls alle sehr stolz auf sie.“
„Glaubt ihr ... glaubt ihr eigentlich noch immer, dass sie diese gemeinen Sachen gemacht hat?“, fragte Erika, schaute aber Lucie dabei nicht an.
„Ich glaube es nicht“, sagte Lucie sofort. „Solche Gemeinheiten passen nicht zu einem so tapferen Mädchen wie Margret. Sie hat sicher sehr viele Fehler und auch schlechte Eigenschaften, aber hinterhältig ist sie nicht.“
Die Hausmutter steckte ihren Kopf zur Tür herein.
„Lucie“, sagte sie, „die zehn Minuten sind um.“
„Bitte, geh noch nicht.“ Erika umklammerte Lucies Hand. Aber es half nichts. Lucie musste gehen.
Für Erika kam eine schwere Zeit. Es ist schon schlimm genug, wenn andere auf uns herunterschauen. Aber wie schlimm ist es erst, wenn wir uns selbst verachten. Und das tat Erika jetzt. Sie fühlte sich immer elender. Mittags wollte sie nichts essen und die Hausmutter maß besorgt ihre Temperatur. Aber die war normal.
„Hast du Kummer?“, fragte sie. Erikas Augen füllten sich mit Tränen.
„Ja“, sagte sie verzweifelt. „Ich habe furchtbaren Kummer. Ich muss immer daran denken.“
„Erzähl es mir“, sagte die Hausmutter freundlich.
„Nein“, erwiderte Erika und wandte ihr Gesicht wieder zur Wand. Aber ihr Gewissen ließ sie nicht mehr in Ruhe. Sie musste einfach mit jemandem sprechen. Als die Hausmutter das Zimmer verließ, rief sie sie zurück: „Ich möchte, dass Lucie kommt!“
„Aber die hat doch jetzt Unterricht!“, entgegnete die Hausmutter erstaunt. „Sie kann dich am Nachmittag besuchen, wenn du willst.“
Erika fing bitterlich an zu weinen und schluchzte so herzerweichend, dass die Hausmutter zu ihr ging.
„Was ist denn los?“, fragte sie.
„Bitte, holen Sie Lucie“, schluchzte Erika. „Oh, bitte, bitte holen Sie Lucie!“
Die Hausmutter ließ Lucie rufen. Erika musste ihren Kummer loswerden. Lucie war überrascht, kam aber sofort.
„Was ist los?“, fragte sie.
„Erika hat Sorgen, Lucie“, erklärte die Hausmutter. „Versuch sie zum Sprechen zu bringen. Sonst wird sie uns wirklich noch krank.“
Lucie betrat den kleinen Raum und setzte sich auf Erikas Bett. Erika hatte aufgehört zu weinen, ihr Gesicht war weiß und schmal. Sie starrte Lucie mit großen Augen an.
„Na,
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