schmieden neue Plaene
sie es auch so schwer. Mehr kann ich dir darüber nicht sagen. Du musst dich damit zufrieden geben. Aber was machen wir mit Erika?“
Sie schauten einander nachdenklich an.
„Frau Theobald, für Erika ist das eine sehr schwierige Situation“, sagte Lucie. „Sie ist ein schwacher Mensch. Sie wird die Verachtung der anderen Mädchen nicht ertragen können. Ich glaube, es ist das beste für sie, wenn sie von Lindenhof weggeht und anderswo einen neuen Anfang macht. Man sollte sie nicht dazu zwingen, aber vielleicht kann man einen Weg finden.“
„Das lässt sich sicher machen“, meinte die Direktorin. „Ich könnte ihrer Mutter schreiben und ihr die Dinge erklären. Erika hat keinen Vater, weißt du. Und ich könnte ihr vorschlagen, dass Erika die paar Wochen bis Ostern zu Hause verbringt und anschließend in eine andere Schule geht. Arme Erika! Wie gut, dass sie alles gesagt hat.“
Es war Zeit für den Nachmittagskaffee und Lucie ging zum Speisesaal. Sie fühlte sich furchtbar hungrig, aber sehr zufrieden.
„Wo bist du gewesen?“, riefen die anderen, als sie auftauchte. „Du hast die Zeichenstunde verpasst, wo du sie doch so gern hast!“
„Oh ... leider!“, erwiderte Lucie traurig. „Ich hatte es ganz vergessen. Nun, ich hätte es doch nicht ändern können.“
„Aber Lucie, wo bist du denn gewesen und was hast du gemacht?“, fragte Hanni. „Sag es uns doch! Du siehst so aufgeregt aus.
„Ich habe ein paar aufschlussreiche Neuigkeiten erfahren“, sagte Lucie und nahm sich Brot, Butter und Marmelade.
„Ich erzähle es euch im Aufenthaltsraum nach dem Kaffee. Jetzt bin ich zu hungrig dazu. Ihr müsst schon noch eine Weile warten!“
Hilfe für Margret
Gleich nach dem Kaffee versammelten sich die zweite und dritte Klasse in ihrem gemeinsamen Aufenthaltsraum. Sie waren sehr neugierig. Sie ahnten, dass Lucie etwas Aufregendes zu erzählen hatte.
Lucie setzte sich auf einen Tisch und berichtete mit ihrer ruhigen, klaren Stimme, was sich am Mittag ereignet hatte. Sie wurde oft unterbrochen, denn die Mädchen wurden sehr ungehalten, als sie nach und nach die Wahrheit erfuhren. Alle redeten durcheinander.
„Dieses Biest! Dieses gemeine Biest!“
„Ich möchte ihr jedes Haar einzeln ausreißen!“
„Wenn ich daran denke, dass ich die arme Margret beschuldigt habe!“
„Was für eine gemeine Ziege, diese Erika! Ich werde kein Wort mehr mit ihr reden!“
„Wartet nur, bis sie in die Klasse zurückkommt! Dann wird sie was erleben. Und für diese falsche Schlange hat sich Margret auch noch ein Bein gebrochen!“
„Nun hört zu“, sagte Lucie und versuchte die anderen zu beruhigen. „Hört zu! Ich habe euch noch etwas zu sagen.“
Plötzlich verstummten alle. Lucie teilte ihnen mit, dass Erika nach Hause geschickt würde, ohne von der Schule verstoßen zu sein. Man wollte ihr die Möglichkeit geben, woanders neu zu beginnen. „Hoffen wir, dass sie die Lehre begriffen hat und in Zukunft nicht mehr so gemein ist“, meinte Lucie zum Schluss.
„Sie würde schon begreifen, wenn sie in die Klasse zurückkäme“, sagte Jenny grimmig.
„Ja, aber du würdest sie nur verängstigen und total entmutigen“, erwiderte Lucie. „Und ein niedergedrückter, unglücklicher Mensch kann bestimmt nicht viel Gutes leisten.“
„Lucie gibt dem Unterlegenen immer eine Chance!“, sagte Hanni und versetzte Lucie einen freundschaftlichen Rippenstoß. „Du bist echt in Ordnung, Lucie. Du hast völlig recht.“
Erika wurde in Lindenhof nicht mehr gesehen. Einmal noch besuchte sie Lucie, um sich von ihr zu verabschieden. Erika war wieder aufgestanden, sah aber blass und unglücklich aus. Sie war froh, von hier wegzukommen, aber sie fürchtete sich vor ihrer Mutter.
„Du sagst deiner Mutter ganz einfach, dass du dich anderen Schülerinnen gegenüber gemein verhalten hast“, meinte Lucie. „Und sag ihr, dass es dir leid tut und du dich ändern willst. Du kannst es, wenn du dich bemühst. Schreib mir, wie du dich in deiner neuen Schule eingelebt hast.“
Und so verließ Erika Lindenhof. Niemand vermisste sie und niemand winkte ihr nach, als sie im Taxi mit ihren Koffern davonfuhr.
Margret dagegen wurde sehr vermisst.
„Wie geht‘s ihr?“, wurde die Hausmutter fast jeden Augenblick gefragt.
Schließlich hängte sie einen Zettel an die Tür, auf dem stand: „Margret geht es schon viel besser.“
Lucie und Hanni waren die Ersten, die Margret besuchen durften. Sie brachten ihr Blumen und
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