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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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besten Willen nicht.«
    »Dann mach dich jetzt los
und sprich mit ihm. Ich muss auch wieder rein.«
    »Hast du die ganze Nacht
Dienst?«
    Der Kiwi nickte.
»Stallwache. Bis morgen früh um sieben.«
    Wagner steckte die
Papiere unter sein T-Shirt. »Danke sehr, Vinnie. Ich werde sehen, was ich für
ihn tun kann. Mach’s gut.«
    »Ja, mach’s gut.«

     
    *

     
    Kaum
im Auto angekommen, drückte Wagner die Kurzwahltaste seines Telefons und nahm
das Gerät ans Ohr. Sein Anruf wurde sofort an die Mailbox weitergeleitet. Der
Pressesprecher hinterließ die dringende Bitte um Rückruf und wählte die
Festnetznummer seines Kollegen. Auch dort erreichte er nur den
Anrufbeantworter, auf dem er die gleiche Bitte um Rückruf deponierte. Dann startete
er den Motor, legte den ersten Gang ein und fuhr zurück auf die vierspurige
Hauptstraße. Während der Pressesprecher in die Ludwig-Mond-Straße einbog,
versuchte er es bei Thilo Hain. Der Oberkommissar nahm noch vor dem zweiten
Klingeln ab.
    »Wir haben ein Problem,
Thilo«, wurde er von Wagner überfallen.
    »’n Abend, Uwe. Was haben
wir denn für ein Problem?«, fragte Hain überaus gut gelaunt zurück. Offenbar
hatte er ein paar Gläser Bier intus.
    »Kannst du nach Kassel
kommen, Thilo? Es ist wirklich sehr, sehr wichtig.«
    Hain verstand noch immer
nicht den Ernst der Lage. »Hat das nicht Zeit bis morgen früh, Uwe? Ich bin
gerade auf einer Bratpartie und sollte keinesfalls mehr Auto fahren.«
    Wagner hatte alle Mühe,
ruhig zu bleiben. »Es ist mir gleich, wo du gerade bist, Thilo, und es ist mir
auch egal, wie besoffen du bist. Setz dich in ein Taxi und komm nach Kassel. Am
besten …« Der Pressesprecher überlegte fieberhaft. »Am besten treffen wir
uns im Präsidium. Warte dort auf mich. Wenn ich es mir anders überlege, rufe
ich dich noch mal an. Und Thilo: Es ist wirklich sehr, sehr bedeutsam!«
    Er wollte schon das
Gespräch beenden, überlegte es sich jedoch anders. »Hast du irgendeine Ahnung,
wo Paul sich herumtreibt?«
    Der Oberkommissar, der
nun leicht schockiert wirkte, stockte einen Moment. »Nein, weiß ich nicht. Aber
… ich … es scheint ja sehr wichtig zu sein, dass ich auf der Stelle nach
Kassel komme. Willst du mir nicht wenigstens sagen, worum es geht?«
    Wagner atmete tief ein.
»Zum Beispiel um euren glorreichen Auftritt gestern Abend im Rothenditmolder
Hof. Darum geht es unter anderem.«
    »Ach du Scheiße, woher
hast du das denn?«, fragte Hain völlig verstört.
    »Es steht morgen in der
Zeitung, Thilo. Das, und noch eine Menge mehr Mist, über den man sich große
Sorgen machen sollte. Also, setz deinen verdammten Arsch in Bewegung und komm
nach Kassel.«

     
    Die
letzten eineinhalb Kilometer brachte Wagner wie in Trance hinter sich. Vor
seinem geistigen Auge lief ein Film ab, der nicht mit einem Happy End gesegnet
war. Als er in die ruhige Seitenstraße in Harleshausen einbog, in der Lenz
wohnte, konnte er für eine Sekunde seinen Freund sehen, der mit einer Frau im
Arm die Straße überquert hatte und auf die Haustür zusteuerte. Dann waren die
beiden aus dem Blickfeld des Pressesprechers verschwunden. Wagner hatte für
einen Moment die beklemmende Vision, dass Lenz mit der Frau in einer anderen
Wohnung verschwinden könnte, und drückte das Gaspedal kurz durch, um auf der
Höhe der beiden zu sein, bevor sie die Tür erreicht hatten.

     
    Der
Aufprall kam ohne jegliche Vorwarnung und war so heftig, dass Wagner instinktiv
das Lenkrad losließ und beide Hände um den Kopf schlang. Der Körper, den sein
Wagen erfasst hatte, wurde von den Beinen geholt, auf die Windschutzscheibe
geschleudert, die sofort zerbarst, und danach in hohem Bogen über das Dach des
Passats befördert, um gut acht Meter hinter dem Auto auf der Straße
aufzuschlagen. Etwa in diesem Augenblick trat der Pressesprecher auf das
Bremspedal, was jedoch den Einschlag in einen Kleinwagen auf der anderen
Straßenseite nicht mehr aufhalten konnte. Dann wurde es Nacht um Wagner.

     

27
    Lenz
hielt Marias Schlüsselbund in die Luft, um den Haustürschlüssel besser erkennen
zu können. Sie gingen noch immer eng aneinandergeschmiegt nebeneinander her und
waren noch etwa zwei Meter von der Tür entfernt, als ein Wagen in die Straße
einbog. Lenz hatte im letzten Moment die um die Ecke biegenden Scheinwerfer
wahrgenommen. Im Grunde hätte er der Sache keine Bedeutung beigemessen, wenn
der Fahrer des Wagens nicht in der

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