Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
Vom Netzwerk:
ausgenommen vielleicht noch einmal eine Mail, in der er sich bei ihr für den Irrtum entschuldigte. Doch aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass er aufstand, ihre Wohnung verließ und damit aus ihrem Leben verschwand. Es war schön, sich mit ihm zu unterhalten, zumal er ziemlich vernünftige Ansichten hatte – und offenbar sehr tierlieb war. Das gefiel ihr an einem Mann ganz besonders, weil sie fand, dass ihn das zu einem guten Menschen machte. Zwar hatte sie selbst keine Tiere, aber das lag nur daran, dass sie keine Zeit hatte, um sich um einen Hund oder eine Katze zu kümmern. Sie hätte sich nicht mal getraut, sich ein Aquarium zuzulegen, weil sie fürchtete, sie könnte vergessen, ihre Neon- oder Goldfische zu füttern, bevor sie morgens aus dem Haus zur Arbeit hetzte.
    Ihre Eltern dagegen hatten gleich drei Hunde, alle aus Spanien gerettet, wo sie sie im Urlaub auf der Straße aufgelesen und die sie mit nach Hause gebracht hatten. Aber da sie nach dem Tod von Chrissys Tante Isolde nach Bayern gezogen waren, da sie deren Haus geerbt hatten, gab es hier niemanden, den Chrissy hätte bemühen wollen, mit ihrem Hund Gassi zu gehen, wenn sie selbst durch ihre Arbeit daran gehindert wurde. Zwar hatte sie neben Valerie noch ein paar andere Freundinnen und diverse gute Bekannte, aber sie hätte es einfach als egoistisch empfunden, sich ein Tier anzuschaffen und dann darauf zu bauen, dass andere für sie einsprangen.
    Eigentlich hatte diese Verwechslung etwas Gutes, überlegte sie, denn Robert war nicht für ein Date hier und hegte folglich auch keine Hintergedanken in Richtung Sex. Männer haben immer Hintergedanken in Richtung Sex, ermahnte sie eine Stimme in ihrem Kopf, die – was ihr jetzt erst auffiel – seltsamerweise nach Valerie klang. Okay, erwiderte sie, das mag ja sein, aber dieser Mann ist ganz sicher nicht mit einem solchen Vorsatz hergekommen. Er will nur ein Quartier für seinen Kater finden, weiter nichts.
    Ihr fiel ein, dass er nicht mal Blumen oder sonst irgendetwas mitgebracht hatte, nichts Süßes, keine Flasche Wein – eben gar nichts. Er war wirklich nur wegen einer rein geschäftlichen Sache hier, und nur darum kreisten seine Gedanken … auch wenn sie jetzt, da sie intensiver darüber nachdachte, erkennen musste, dass seine Gedanken ruhig um etwas mehr hätten kreisen können. Immerhin spielten sich in ihrem Kopf auch ein paar Bilder ab, die sich nicht auf das rein Geschäftliche beschränkten.
    »Okay, du findest meine Anzeige nett formuliert und du hast das Gefühl, dass dein Kater bei mir gut aufgehoben wäre«, erwiderte sie forschend. »Aber du hast mir noch nicht gesagt, warum du ihn überhaupt in Pflege geben willst?«
    »Oh, ich hätte vielleicht anders anfangen sollen«, sagte er hastig. » Wenn es irgendwie ginge, würde ich meinen Kater natürlich nicht für so lange Zeit weggeben, und es fällt mir auch extrem schwer, mich von ihm zu trennen. Er heißt übrigens Jules«, ergänzte er.
    »Ungewöhnlicher Name«, fand Chrissy.
    »Ja, ich weiß.« Er grinste fast ein wenig verlegen. »Ich bin ein großer Verehrer von Jules Verne, ich habe alle seine Bücher gelesen, vorzugsweise die französischen Ausgaben, die ein ganz anderes Flair besitzen. Eigentlich wollte ich meinem Kater den Namen Nemo oder Kapitän Nemo geben, aber seit dem Kinofilm verbindet fast jeder den Namen nur noch mit einem orangefarbenen Fisch – und das wollte ich meinem Kater nun wirklich nicht antun.«
    »Also, warum musst du Jules für längere Zeit weggeben?«
    Robert machte eine betretene Miene. »Du weißt ja, ich führe den Löwenhof, aber ich bin auch noch Teilhaber an einigen anderen Restaurants. Zwei meiner Geschäftspartner haben einen Deal mit einem dieser Nobelhotels in Dubai vereinbart, um dort ein Restaurant mit fast tausend Tischen zu eröffnen …«
    »Tausend Tische? Das ist bald so groß wie ein Flugzeughangar oder so was«, warf sie erstaunt ein.
    »Genau genommen ist das eine Restaurantlandschaft, die sich aus ungefähr zwanzig verschiedenen Lokalen zusammensetzt«, erläuterte er. »Das Angebot ist in jedem Restaurant auf ein bestimmtes Herkunftsland zugeschnitten, aber es läuft alles auf eine zentrale Küche hinaus, die sozusagen in kleine ›Unterküchen‹ unterteilt ist. Meine Aufgabe wird es sein, drei oder vier Monate, vielleicht aber auch sechs oder sieben Monate diese Küche mit all ihren Unterabteilungen aufzubauen und so zu organisieren, dass der Betrieb reibungslos läuft und

Weitere Kostenlose Bücher