Schmusekatze, jung, ledig, sucht
antwortete sie.
»Das Gegenteil? Du hoffst, dass nichts über dich berichtet wird?« Er schüttelte verdutzt den Kopf. » Wie soll ich das verstehen?«
»Ich habe Claudio Ulrichshauser vergrault.«
Robert riss die Augen weit auf und begann zu grinsen. » Wie bitte?«
»Du hast richtig gehört. Ich hab ihn nicht erkannt, und weil ich gar keine Ahnung hatte, wer er ist, habe ich ihm die Meinung gesagt. Okay, ich habe nicht immer alle Zutaten da, die ich für meine neunundneunzig Pfannkuchenvariationen benötige, aber er hat sich so von oben herab benommen, dass ich ihm gesagt habe, er soll sich einen anderen suchen, der sich von ihm zur Schnecke machen lässt. Und dann hab ich ihn mehr oder weniger unmissverständlich vor die Tür gesetzt.«
»O Mann, das hätte ich zu gern gesehen«, rief er begeistert.
»In dem Moment fand ich das richtig … na ja, ich finde immer noch, dass ich mich richtig verhalten habe, aber seitdem warte ich jeden Tag darauf, dass er in seiner Sendung meinen Laden in der Luft zerreißt. Dann kann ich nämlich einpacken.«
»Da musst du dir eigentlich keine Sorgen machen. Ulrichshauser ist in letzter Zeit sehr zahm geworden, nachdem sich einige Gastronomen zusammengetan haben. Sie haben einen Anwalt eingeschaltet, der sich mit früheren Verrissen befasst hat und dabei zu dem Schluss gekommen ist, dass Ulrichshausers Kritiken sachlich nicht begründet sind und dass er seinen persönlichen Vorlieben einen viel zu großen Stellenwert einräumt. Der Anwalt hat ihm ein paar Schadenersatzklagen an den Hals gehängt, weil einige der von ihm runtergeputzten Lokale kurz vor dem Ruin stehen, und er hat beim Sender durchgesetzt, dass jede neue Kritik erst gesendet werden darf, wenn das Restaurant sie gesehen und sich damit einverstanden erklärt hat.«
»Ich dachte, das fällt unter Pressefreiheit«, wandte Chrissy ein.
» Wenn er kritisiert, dass der Wein drei Grad zu warm ist, dann ist das okay, aber er kann zum Beispiel nicht sagen, dass er das nächste Mal, wenn er in dieses oder jenes Lokal geht, lieber seine Schuhe in der Mikrowelle aufwärmen lässt, anstatt da noch mal ein Steak zu essen.«
»So was hat er schon gebracht?«
»Ja, aber wenn die Klagen erfolgreich sind, dann wird er sich noch wünschen, er hätte den Mund gehalten, weil es nämlich verdammt teuer werden wird.« Lachend stellte er das mittlerweile leere Wasserglas auf den Tisch.
»Kann ich dir noch was bringen?«, fragte sie. » Vielleicht jetzt einen Kaffee?«
»Höchstens noch ein Wasser, aber ich bin nicht hier, um mich von dir bedienen zu lassen. Sag mir, wo die Küche ist, und ich kann selbst hingehen.«
»Nein, du bist hier zu Gast, und wenn ich schon nicht mehr für dich tun kann, als dir noch ein Glas Wasser zu bringen, dann werde ich ganz bestimmt nicht sagen, dass du das selbst erledigen sollst.«
Als sie aus der Küche zurückkam, ihm das aufgefüllte Glas hingestellt und sich wieder in ihren Sessel gesetzt hatte, fragte er auf einmal : »Sag mal, Chrissy, meinst du, ich könnte jetzt deine Katze sehen?«
Chrissy stutzte, weil sie sich nicht sicher war, wie sie das nun wieder auffassen sollte. War das irgendeine Art von Code? Erwartete er etwa von ihr, dass sie sich auszog oder was? War das vielleicht eine Geheimsprache, mit der sich Leute über den Umweg von Kleinanzeigen zum Sex verabredeten? Falls ja, wollte sie lieber nicht wissen, um welche Art von Sex es dabei ging. Das, was sie als normal bezeichnet hätte, konnte es eigentlich nicht sein, schließlich wäre dann ein solcher Aufwand nicht nötig.
»Ist das nicht ein bisschen früh?«, erwiderte sie ausweichend.
»Na ja, ich würde sie zumindest vorher gern mal sehen. Ich kann hier nirgends ein Foto von ihr entdecken.«
Ein Foto?
»Keine Angst, ich werde sie nicht anfassen oder streicheln«, versicherte er ihr, da er ihren Blick bemerkt haben musste, der sich irgendwo zwischen ratlos, skeptisch und entrüstet bewegen musste.
Das würde ich dir auch nicht raten, wenn du das so meinst, wie ich befürchte, dass du es meinst, dachte sie.
Unvermittelt griff er an seine Hose. » Wenn es dir lieber ist, zeige ich dir erst mal meinen Kater. Dann weiß deine Katze schon mal, was auf sie zukommt.«
War das eine Drohung oder ein Fall von hoffnungsloser Selbstüberschätzung? Sollte er jetzt den Reißverschluss aufziehen, dann würde sie aufspringen und ins Treppenhaus rennen, um von einem ihrer Nachbarn aus die Polizei zu verständigen.
Zu ihrem
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