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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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sprach dafür, wie wohl sie sich in Roberts Gegenwart gefühlt hatte. Zu keinem Zeitpunkt … na ja, zu fast keinem Zeitpunkt, bis auf den Augenblick, als sie seine Bemerkung falsch verstanden hatte, er wolle ihre Katze sehen, hatte er ihr das Gefühl gegeben, irgendwelche Erwartungen an diesen Nachmittag zu stellen. Bei den meisten anderen Dates – von den wenigen, auf die sie es bislang gebracht hatte – war bei ihr der Eindruck entstanden, dass es ihrem Gegenüber eigentlich nur um den Sex ging, der in Aussicht stand. Nicht dagegen bei Robert.
    »Na ja, es war ja sowieso kein Date«, murmelte sie und ging ins Wohnzimmer, wo sie sich an ihren Laptop setzte, weil ihr etwas eingefallen war, das sie unbedingt nachsehen wollte. Ein paar Klicks später wurde ihr klar, wieso Robert auf ihre Anzeige aufmerksam geworden war.

6
    Chrissy? Was machst du denn hier?«, fragte Valerie, als Chrissy gut eine Stunde später bei ihr vor der Tür stand.
    »Ich hatte heute Besuch«, antwortete sie aufgebracht. » Von Robert Clauser, besser bekannt als ›Stubentiger‹.«
    Valerie ging zur Seite, damit Chrissy eintreten konnte, die zielstrebig in die Wohnküche ging, die sie viel gemütlicher fand als das Wohnzimmer, das mit seiner in Weiß und Silber gehaltenen Einrichtung etwas zu kalt wirkte.
    »Stubentiger?«, wiederholte Valerie, während sie eine Tasse aus dem Schrank nahm und ihrer Freundin einen Kaffee eingoss. »Der Typ von der Kontaktanzeige?« Als Chrissy nickte, fuhr sie fort : » Wie hat er dich denn gefunden?«
    »Das werde ich dir gleich zeigen«, versicherte Chrissy ihr mürrisch.
    »Und … was wollte er von dir?«, fragte sie schließlich, als ihr klar wurde, dass ihre Freundin weiter nichts sagen würde.
    »Er wollte meine Katze sehen.«
    » Was?«
    »Er wollte meine Katze sehen«, wiederholte sie. »Er wollte wissen, ob sie zu seinem Kater passt.«
    » Wenn du ›Katze‹ und ›Kater‹ so betonst«, erkundigte sich Valerie verhalten, »soll ich das dann so verstehen, dass er damit etwas ganz anderes meinte?«
    » Wie würdest du es denn auffassen, wenn jemand so etwas von sich gibt, der auf eine Kontaktanzeige geantwortet hat?« Chrissy sah sie weiter mit zusammengekniffenen Augen an. Valerie sollte erst noch ein bisschen im Dunklen tappen und in die gleiche verkehrte Richtung denken, in die sie sich selbst auch verirrt hatte.
    Valerie zog die Brauen hoch. »Also, wenn mir jemand mit so einem Spruch käme, würde ich ihm vermutlich eine scheuern und ihn dann zum Teufel schicken. Das ist wirklich unverschämt. Viel direkter geht’s ja kaum noch … obwohl … na ja, noch direkter geht’s schon, aber das ist ja so schon dreist. Ich hoffe, du hast ihn gar nicht erst in die Wohnung gelassen.«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte sie. »Ich habe mir sogar seinen Kater angesehen.«
    » Wie?«
    »Er hat mir vorgeschlagen, mir zuerst seinen Kater zu zeigen, wenn er dann auch meine Katze zu sehen bekommt.«
    »Er nennt ihn ›seinen Kater‹?« Sie schüttelte den Kopf. »Typen gibt’s … Moment, hast du gerade gesagt, du hast dir seinen ›Kater‹ zeigen lassen.«
    »Ja, aber nur auf einem Foto.«
    »Er trägt davon Fotos mit sich rum?«
    »Klar, er ist ja auch stolz drauf. Ein richtiges Prachtexemplar.«
    Valerie machte ein ratloses Gesicht. »Du lässt einen wildfremden Menschen in deine Wohnung und lässt zu, dass er dir Fotos von seinem Geschlechtsteil zeigt? Sag mal, was ist in dich gefahren?«
    Chrissy trank einen Schluck Kaffee. »Bring mal deinen Laptop rein, dann werde ich dir erklären, was in mich gefahren ist.«
    Grummelnd verließ Valerie die Küche, während Chrissy zufrieden lächelte. Sie wusste, es trieb ihre Freundin auf die Palme, wenn man ihr etwas auf die umständliche Art erzählte und sie erst nicht wusste, um was es eigentlich ging. Aber das war nur die gerechte Strafe, weil Chrissy ihretwegen noch viel länger nicht gewusst hatte, was los war.
    Valerie kam zurück und stellte ihr den Rechner hin, dann nahm sie am Kopfende des Küchentischs Platz. Sie sah zu, wie Chrissy eine Adresse aufrief. »Das ist dein Profil für die Kleinanzeigenseite«, sagte sie, als sie ein vertrautes Bild wiedererkannte, das sich auf dem Monitor aufbaute.
    »Richtig, das Profil, das du für mich angelegt hast«, gab Chrissy zurück. »Nach eineinhalb Flaschen Wein. Was offenbar nicht der geeignete Zustand ist, um Profile anzulegen.«
    » Wie meinst du das?«
    »Du siehst dieses Kästchen hier?«
    Sie nickte. »Ja, da

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