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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Sander
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eine schwarze Hornbrille, die zwar der aktuellen Mode entsprach, die Chrissy aber für schrecklich altmodisch hielt, kannte sie solche Gestelle doch noch von alten Fotos ihrer Großeltern.
    »Frau Hansen, guten Morgen«, sagte er mit einer kraftvollen Stimme, die man seinem Erscheinungsbild nicht zugetraut hätte und die dadurch immer ein wenig fremdartig klang, so als würde ihn jemand synchronisieren, sobald er etwas sagte. » Was führt sie zu mir?«
    Sie schilderte ihm ihre Symptome, er hörte aufmerksam zu und machte dabei Notizen. So unscheinbar sein Äußeres auch war, hatte sie doch feststellen müssen, dass er ein sehr scharfsinniger Arzt war, der seinen Patienten aufmerksam zuhörte und oft schon anhand der Schilderungen die richtige Diagnose erstellen konnte, die mithilfe der anschließenden Untersuchungen bestätigt wurde.
    Als sie fertig war, betrachtete er seine Notizen, dann sah er Chrissy an. »Das wundert mich«, sagte er schließlich. »Durch den Regen und die Kälte sind doch momentan gar keine Pollen unterwegs.«

10
    Pollen?«, gab Chrissy verständnislos zurück.
    »Na ja, was Sie haben, ist eine klassische allergische Reaktion, nur dass sie erheblich heftiger ausfällt. Ich kenne ja die Werte, wie Sie auf Gräserpollen reagieren, aber so etwas …« Er überlegte kurz. »Haben Sie irgendwelche neuen Blumen angeschafft? Irgendetwas Exotisches?«
    »Nein.«
    »Haben Sie Ihre Essgewohnheiten umgestellt?«
    »Nein, ich ernähre mich immer noch genauso wie bisher.«
    Dr. Silberbauer schüttelte den Kopf und zog die Augenbrauen zusammen. »Tja, das ist ja wirklich merkwürdig. Haben Sie tapeziert oder die Decke gestrichen?«
    »Nein, auch nicht.«
    Er blätterte in ihrer Akte. »Seltsam. Haustiere haben Sie ja auch keine.«
    »Ähm …«, brachte Chrissy heraus. »Ich habe eine Katze.«
    »Tatsächlich? Ich habe hier aber notiert, dass Sie keine Haustiere haben. Und seit wann lebt die Katze bei Ihnen?«
    »Seit gestern«, antwortete sie sehr leise. » Warum habe ich nicht gleich daran gedacht?«
    Der Arzt lächelte sie an. »Manchmal fällt einem das Offensichtlichste erst ganz zuletzt auf. Was für eine Katze ist das?«
    »Eine Devon Rex«, erklärte sie.
    »Aha«, machte er, und während er ins Internet ging, fragte er nach : »Hatten Sie denn früher schon mal Katzen?«
    »Nein, zu Hause hatten wir immer nur Hunde, und meine Eltern haben jetzt auch wieder Hunde«, berichtete sie. » Wir sehen uns ein paarmal im Jahr, aber das macht mir nie etwas aus.«
    Dr. Silberbauer nickte bestätigend. »Hundehaare sind auch nicht so fein wie die Haare von Katzen, und wenn Sie noch nie mit Katzen in Berührung gekommen sind, dann haben Sie natürlich gar keine Erfahrung damit, wie Sie auf deren Haare reagieren.« Er sah zurück auf den Bildschirm. »Ah ja, das passt zusammen. Devon Rex haben vor allem unter dem Bauch sehr feines, dünnes Fell. Da ist es kein Wunder, dass Sie sich fühlen, als hätten Sie eine schwere Erkältung.«
    »Oh«, machte sie nur.
    »Haben Sie die Katze nur vorübergehend oder auf Dauer?«
    »Auf Dauer«, antwortete sie. Ganz gleich, was aus ihrer Beziehung zu Robert wurde – die sie zu diesem Zeitpunkt gar nicht mal so bezeichnen konnte, da sie genau genommen überhaupt keine Beziehung hatten –, sie würde Lady Penelope nicht mehr weggeben.
    »M-hm, m-hm«, machte er. »Sind Sie immer noch bei meiner Kollegin Dr. Delihn in Behandlung?«
    »Ja, einmal im Jahr zur Lungenfunktionsprüfung«, sagte sie. Dr. Delihn war die Ärztin, an die sie vor Jahren überwiesen worden war, als sie kurz vor einer Lungenentzündung gestanden hatte.
    »Gut.« Er notierte etwas, dann griff er nach dem Telefonhörer. »Kerstin? Rufen Sie bitte unten bei Dr. Delihn an und sagen Sie, dass Frau Hansen in ein paar Minuten zu ihr kommt und sofort behandelt werden muss. Schwere allergische Reaktion. … Ja, danke.« Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich wieder an Chrissy. »Normalerweise würde ich Ihnen jetzt eine Spritze geben, die die Reaktion Ihres Körpers auf die Katzenhaare bekämpft, aber da Sie die Katze ja nicht nur für ein paar Tage haben, soll Dr. Delihn das übernehmen, weil sie für Sie auch einen Desensibilisierungsplan erstellen wird. Da will ich nicht mit einer Injektion dazwischenfunken.« Er stand auf und ging vor ihr her zur Tür. »Sie können jetzt sofort nach unten in die Praxis gehen, ich lasse die Überweisung in ein paar Minuten runterbringen. Wichtig ist, dass Sie jetzt

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