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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Da stimmt einfach das Verhältnis
     nicht.«
    Ich war knallrot geworden und stand stocksteif mit hängenden Armen im Raum. Alle glotzten mein ganz enorm breites Hinterteil,
     die breiten Schultern und den unglaublich kleinen Busen an. Meine positiv erwähnten Beine konnte man durch die Hose nicht
     sehen. Woher wusste Byrone also von ihrer Schönheit? Und was sollte das mit dem zu kleinen Busen? Immerhin trug ich BHs der
     Körbchengröße C, das war vollkommen in Ordnung. Vermutlich war Byrone nicht gestillt worden. Flaschenkinder entwickeln ein
     gestörtes Verhältnis zur Oberweite, das ist allgemein bekannt.
    Byrone fummelte inzwischen an einer vollgehängten Kleiderstange herum. Er fand, wonach er suchte, und drückte mir einen Kleiderbügel
     in die Hand. Was auch immer darauf hing, es war marineblau.
    »Zieh das an«, befahl Byrone.
    Mir war nichts lieber, als mein dickes Hinterteil, die breiten Schultern und den kümmerlichen Busen den kritischen Blicken
     zu entziehen, und so trug ich all das auf meinen schönen Beinen in die Umkleidekabine, deren Vorhang ich schwungvoll zuzog.
     Ich wischte mir verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel und atmete auf.
    Das Kostüm passte wie angegossen. Der Rock bedeckte gerade so die Knie, die Jacke war kurz genug, um ein günstiges Verhältnis
     zwischen Ober- und Unterkörper herzustellen, und lang genug, um den Ansatz des enorm breiten Hintern zu kaschieren. Der insgesamt
     schmale Schnitt wirkte sich günstig auf die Optik der Schultern aus, und das Revers zauberte eine kleine zusätzliche Fülle
     in die Oberweite. All dies fiel mir natürlich nicht in meiner halbdunklen Umkleidekabine ohne Spiegel auf, sondern wurde von
     Byrone wortreich dargelegt, sobald ich die schützende Höhle verlassen hatte. Barfuß, mit unrasierten Beinen. Was denn auch
     gleich wortreich gerügt wurde.
    »Immerhin,
Corazón
, hast du blonde Haare, auch auf den Beinen, aber so geht es trotzdem nicht. Und halte dich gerade, du hast einen schmalen,
     fein geschwungenen Hals, was man unter dieser furchtbaren Frisur nicht sehen kann, aber dazu kommen wir gleich. Halte dich
     gerade«, wiederholte er mit schneidender Stimme. Ich richtete mich zu voller Größe auf. Byrones polierte Schädeldecke reichte
     mir nicht einmal bis zum Kinn.
    »Nun zu den Schuhen.«
    Ich bin barfuß einen Meter achtundsiebzig groß. VieleMänner mögen keine Frauen, die größer sind als sie. Daher gehe ich seit der Pubertät gebeugt und trage niemals hohe Absätze.
    Byrone ficht so etwas nicht an.
    »Zu diesem Kostüm und dem Hintern musst du hohe Absätze tragen, du wirst schon lernen, darauf zu gehen.«
    Er gab mir fünf Zentimeter mit dem Befehl, die Höhe durch fleißiges Üben um mindestens zwei Zentimeter zu steigern.
    Die Schuhe waren schwarz, weil Byrone in Sondergrößen, wie er sich ausdrückte, eben nur schwarze Schuhe im Angebot hatte,
     aber sie ließen meine Füße zierlicher wirken. Die optische Verlängerung des unter dem Rock sichtbaren Unterschenkels über
     die Fesseln in die Stilettoabsätze der Schuhe ließ sogar besagtes Hinterteil kleiner wirken.
    Ich sah toll aus.
    Dachte ich.
    Nicht so Byrone.
    »Und jetzt,
Corazón
, lass uns über deine Frisur sprechen.«
    Die Brünette fiel fast in Ohnmacht. Sie hauchte: »Aber sie hat doch so schönes, blondes Haar. Wie ein Engel.«
    »Sie ist aber kein Engel, sondern eine Geschäftsfrau, und so sollte sie auch aussehen.« Byrones Hand wedelte wieder, obwohl
     definitiv keine Fliege im Raum war.
    »Schau in die Kamera«, forderte er mich auf.
    Ich vermisste nur noch das Schild mit der erkennungsdienstlichen Nummer, das ich mir unters Kinn halten musste, und blickte
     mit einem leicht gequälten Lächeln in das Objektiv des Apparates, den Byrone auf ein monströses Stativ montiert hatte. Sekunden
     später fand ich mein Konterfei auf dem übergroßen Flachbildschirm von Byrones Laptop wieder.
    »Die Farbe ist okay, die können wir lassen«, sagte er huldvoll, »aber alles andere ist fürchterlich.«
    Mir drängte sich die Vorstellung von kurzen, schwarz gefärbten Haaren auf, mit denen mich niemand mehr erkennen würde. Dann
     könnte ich untertauchen, meine Probleme einfach hinter mir lassen und ein neues Leben beginnen. Mit einer neuen Identität.
     Eine reizvolle Vorstellung. Byrone riss mich aus meinen Träumen.
    »Schau genau zu, damit du den Unterschied siehst.«
    Er setzte sich an den Computer, haute auf den Tasten herum und präsentierte nach

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