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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Diese Filmaufnahmen
     im Allerheiligsten der missratenen Verwandtschaft war Gertruds süße Rache an den raffgierigen Erbschleichern.«
    Ich wurde blass. »Müssen wir mit einer Klage wegen unbefugten Betretens rechnen?«, fragte ich.
    Lisbeth schüttelte den Kopf. »Bis zur Testamentseröffnung hat sie das Verfügungsrecht.«
    Sie zog ihre Schürze aus. »Es hat mir leidgetan, das Theater mit den Schuhen veranstalten zu müssen«, sagte sie. »Für Gertrud
     wäre es befriedigender gewesen, wenn die Meute mit ihren Matschsohlen hier durchgetrabt wäre. Aber das hätte die Glaubwürdigkeit
     unserer kleinen Darbietung untergraben.« Sie seufzte. »Man kann nicht alles haben.«
    Ich hatte gar nicht geahnt, welche Abgründe sich in Lisbeths Seele hinter der eisernen Selbstbeherrschung auftaten. Wer weiß,
     welche Leichen sie in ihrem Kofferraum herumfuhr?
    »So, jetzt bringe ich dich nach Hause und dann gehst du sofort ins Bett«, entschied Lisbeth, nachdem sie meine Stirn gefühlt
     hatte. »Eben dachte ich noch, dass du vielleicht nur vor Aufregung so glühst, aber tatsächlich befürchte ich, dass du Fieber
     hast.«
    »Aber ich muss mein Auto   …«, begann ich, wurde aber mit einer Handbewegung gleich wieder zum Schweigen gebracht.
    »Mit Fieber ist nicht zu spaßen. Hast du Aspirin? Gut. Ich mache dir einen Wadenwickel, dann sollte das Schlimmste bis morgen
     früh überstanden sein. Komm, es ist spät genug für dich.«
    Tatsächlich war es kurz nach acht und ich wollte nichts lieber als nach Hause ins Bett, aber ich musste auch mein Auto wiederbekommen.
     Ob ich nicht Lisbeth bitten sollte, mich eben dorthin zu fahren? Und dann am besten auch gleich noch die Leiche zu entsorgen?
     Ach, es wäre so tröstlich, Lisbeths Unterstützung zu haben. Sie weiß immer Rat, hat für jedes Problem eine Lösung, sie wüsste
     bestimmt, was ich in meiner verfahrenen Situation tun sollte. Ich fühlte mich auf einmal so unendlich rat- und hilflos und
     sehnte mir eine starke Schulter herbei, an der man nicht nur lehnen, sondern auch sich ausheulen konnte.
    Ich seufzte.
    »Siehst du, wie schlecht es dir geht!«, kommentierte Lisbeth, die den wahren Grund für mein Seufzen natürlich nicht erraten
     konnte.
    Ich nickte. Lisbeth brachte mich heim, schmierte mir ein Honigbrot, weil ich etwas Vernünftiges essen musste, aber auf Käse
     keinen Appetit und nichts anderes im Haus hatte, kochte eine große Kanne Erkältungstee, legte mir einen Halswickel um, entfernte
     ihn wieder, ließ mich ein Kamillendampfbad machen und steckte mich endlich mit Wadenwickeln ins Bett.
    Ich lauschte auf die zuklappende Tür, wartete noch fünf Minuten und stand wieder auf. Ich studierte den Stadtplan und die
     Ausflugskarte mit größtmöglicher Aufmerksamkeit und suchte nach geeigneten Depotmöglichkeiten.
    Ich fand keine einzige.
    In meiner Verzweiflung überlegte ich sogar irgendwann, einfach zu einer Müllumladestation zu fahren und die Leiche,eingewickelt in einen Teppich, in den nächstbesten Container zu werfen, aber auch das würde nicht funktionieren.
    Einer blonden Frau eilen die Beschäftigten an den Containern dort immer zu Hilfe. Normalerweise finde ich diese Vorzugsbehandlung
     angenehm, jetzt aber machte sie meinen Plan zunichte. Ich musste eine Stelle finden, an der ich meine Fracht loswerden konnte,
     ohne dass sie innerhalb der nächsten Tage entdeckt werden würde. Desto weniger wäre hoffentlich feststellbar, woher sie ursprünglich
     kam. Und desto weniger Zeugen würden sich finden, die sich an ein bestimmtes Auto erinnern konnten, das nachts irgendwie verdächtig
     in der Gegend herumgekurvt war.
    Aber alle meine Überlegungen führten zu nichts, außer zu schrecklichen Albträumen, die mich, neben der laufenden Nase, dem
     langsam zunehmenden Husten und dem Fieber, die halbe Nacht wach hielten.

10
    Auto auslösen, drei Akquisetermine, Leiche beseitigen. Meine Tagesplanung war übersichtlich, den letzten Termin hatte ich
     vorsichtshalber nicht in meinem Kalender eingetragen. Viele Kriminelle scheitern letztlich an Kleinigkeiten – obwohl ich von
     Tag zu Tag nervöser wurde, hatte ich die Hoffnung, unbeschadet aus der ganzen Sache herauszukommen, noch nicht ganz aufgegeben.
     Nach einer schrecklichen, halb durchwachten Nacht war ich gegen sechs Uhr noch mal eingeschlafen, dann aber um halb acht aufgestanden
     und jetzt angezogen und abmarschbereit. Das Fieber war fast weg.
    Ich wusste, dass ich Erkältungstee hätte

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