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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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Kerle stürmten herein und zogen Annmarie brutal aus der Koje, in der sie sich verkrochen hatte. Einer der Männer brüllte sie auf Arabisch an, aber sie machte ihm durch Gesten verständlich, dass sie seiner Sprache nicht mächtig war.
    »Ausziehen«, brüllte ein anderer auf Französisch.
    Sie machte instinktiv einen Schritt zurück und versuchte, das Öffnen des Reißverschlusses ihres Pilotenanzugs mit über der Brust gekreuzten Armen unmöglich zu machen. Ein überraschender Faustschlag ins Gesicht raubte ihr fast die Besinnung. Sie fiel nach hinten und knallte mit dem Kopf erst gegen das Gestänge der Koje, dann auf den Boden. Sie war so benommen, dass sie sich nicht wehren konnte, als ihr die Kerle den Overall vom Leib rissen. Einer der Männer öffnete seine Hose und zog grinsend seinen erigierten Penis heraus, während ihr die anderen Kerle derart brutal die Unterwäsche vom Leib rissen, dass das Slipgummi in ihre Haut schnitt. Annmarie schloss ihre Augen und spürte, wie ihre Beine auseinandergerissen wurden. Dann war plötzlich ein wilder Schrei zu hören. Sie öffnete die Augen wieder und sah, wie der Kerl mit der heruntergelassenen Hose von einem anderen Mann zurückgerissen und gegen die Kabinenwand geschleudert wurde. Ein gezielter Tritt in sein Gemächt ließ ihn wie ein Tier aufbrüllen.
    Sie hörte, wie kurze Befehle gebrüllt wurden.
    Annmarie wurde nackt, wie sie war, an Armen und Beinen gepackt und ohne Rücksicht darauf, dass man ihr wehtun könnte, aus der Kabine hinaus auf den Gang gezerrt. Sie schrie und zappelte nach Leibeskräften, doch die eisernen Hände der Kerle konnte sie dadurch nicht lösen. Nach vielleicht zehn Metern wurde sie nicht rechts herum die Treppe hinauf, sondern nach links in einen kurzen Flur getragen, der an einer großen Tür in der Bordwand endete. Einer der Männer betätigte mit seinem Ellenbogen einen roten Druckknopf, und die schwere Tür wurde unter heftigem Zischen hydraulisch nach außen gedrückt, um danach zur Seite zu gleiten. Sie war noch nicht ganz offen, da wurde Annmarie im hohen Bogen aus dem Schiff geworfen. Ihr durch den Kampf um Leben und Tod erhitzter Körper traf auf das kalte Wasser, in das sie schwer wie ein Stein hinabtauchte. Es raubte ihr fast die Sinne. Jetzt nur nicht einatmen, dachte sie, nicht einatmen, du blöde Kuh, das wäre dein sicherer Tod.
    Durch den Sog der riesigen Schiffsschrauben wurde sie immer tiefer ins Wasser gezogen. Dass die Kerle sie weit hinausgeschleudert hatten, rettete ihr das Leben, denn ihr Körper wäre sonst unweigerlich von den Schiffsschrauben zerfetzt worden. So riss ein riesiger Strudel sie dicht daran vorbei. Dann ließ der Sog nach, und sie fühlte sich wie schwerelos. Ihr war nicht mehr kalt, sie hatte keine Angst mehr, es schien ihr gar, als würde sie sich dabei beobachten, wie sie elegant wie eine Meerjungfrau durchs Wasser glitt. Sie sah Yussuf vor sich, der sie zärtlich an die Hand nahm, sich lachend immer schneller mit ihr im Kreis drehte und sie geradezu spielerisch zurück ins Leben schleuderte. Nach oben. Kaum spürte sie die Gischt in ihrem Gesicht, sog sie den Sauerstoff in ihre Lungen. Ein seltsames, anschwellendes Dröhnen und ein schlagartig aufziehender Sturm um sie herum ließen sie erneut daran zweifeln, diesen Irrsinn irgendwie zu überleben. Grelle, schmerzende Lichtblitze nahmen ihr die Sicht. Links und rechts wurde sie von zwei Haifischen attackiert. Ich muss mich tot stellen, dachte sie panisch, nicht bewegen und abwarten. Bei Haien soll das helfen. Oder war das bei Bären so? Während sie wieder in die Tiefe sank, hoffte sie inständig, dass sie sich alles nur einbildete. Dass es sich bei den Tieren weder um Haie noch um Bären handelte, sondern um Delphine. Aber schon packten die Tiere unbarmherzig zu. Jedes schnappte sich einen Arm und riss daran. Gleich darauf spürte sie wieder die Gischt in ihrem Gesicht und atmete ganz bewusst noch ein letztes Mal, bevor die beiden Bestien sie gierig auseinanderreißen würden.
    »Madame Momperen?«
    Haie sprechen Französisch, dachte Annmarie benommen. Sie war froh, dann wenigstens nicht als bloßes Fressen, sondern als echtes Menü angesehen zu werden. Sie öffnete die Augen und stellte verwundert fest, dass die Haie Taucherbrillen trugen. Sie ließ es widerstandslos geschehen, dass diese beiden seltsamen Fische sie in eine Art Drahtkorb zerrten. Dann wurde es schwarz um sie. Pechschwarz, warm und weich.
    Hamid Ben Brahim trat auf die

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