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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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mich nicht sonderlich berührt. Außerdem ist das keine Angelegenheit für die Polizei, es sei denn, irgendein Mitspieler war minderjährig.«
    Tessa seufzte. »Ich hab derart viel Post von irgendwelchen Spinnern gekriegt, dass mir der Kopf schwirrt. Die Auflage ist gestiegen, aber die Anzeigenschaltungen sind gesunken.«
    »Spinnerpost über das übliche Maß hinaus?«
    Mit dem »Üblichen« meinte Challis eine Kette von Hassbriefen, die Tessa in den letzten Monaten erhalten hatte, dazu anonyme Anrufe, mit Seife hingeschmierte Tiraden auf ihrer Windschutzscheibe; einmal flog sogar ein Stein durch die Glasscheibe ihrer Haustür. Das Ganze schien das Werk eines einzigen Mannes zu sein, der sie als Schlampe titulierte und sagte, sie würde eines Tages schon ihren Denkzettel verpasst kriegen. Die Polizei hatte bisher nicht viel dagegen unternehmen können.
    »Na, wird schon wieder vorüber gehen«, sagte sie.
    »Woran arbeitest du gerade?«
    »An einer Story über das Internierungslager.«
    »Wird das denn nicht geschlossen?«
    Tessa zuckte mit den Schultern. In Waterloo waren nur noch wenige Asylsuchende verblieben. Die meisten der Inhaftierten dort hatten entweder gegen Visumauflagen verstoßen oder die Bleibefrist überschritten und wurden nun schnell durchgeschleust und in ihre Heimatländer ausgewiesen. Tessa hatte in ihrer Funktion als Herausgeberin des Progress dem Lager von Anfang an kritisch gegenüber gestanden, trotz der weit verbreiteten Gleichgültigkeit der Bevölkerung. Nun wollte sie noch einen letzten Versuch bei dem Direktor Charlie Mead starten.
    »Es kommt immer noch zu Missbrauch dort, Hal.« Dann hielt sie kurz inne. »Sieht so aus, als müßte ich mir was anderes suchen.«
    Challis sah sie fragend an. »Was anderes?«
    »Ich werde entlassen. Die Story über die Swingerpartys war der letzte Tropfen.«
    Tessa ließ sich ausführlicher darüber aus. Challis kannte einige der Einzelheiten. Der Progress gehörte einem Reichen mit sozialem Gewissen, der Tessas Haltung in den meisten Fragen tolerierte. Was Challis nicht wusste, war die Tatsache, dass dieser Mann der Christlichen Rechten nahe stand und wütend auf Tessa Kane war, an einer solchen Party teilgenommen und darüber geschrieben zu haben. »Mein Vertrag läuft in drei Monaten aus.«
    Challis drückte ihre Hand und ließ sie dann wieder los. »Man wird dich hier vermissen«, sagte er.
    »Man oder du? Was von beiden, Hal?«
    »Beides.«
    Tessa seufzte. »Ich habe die Tage an dich gedacht. Ich war auf Recherche draußen am Flugplatz und habe einen kurzen Blick auf deine Dragon geworfen in der Hoffnung, dich dort zu finden, wie du am Motor herumschraubst oder so.«
    Solange sie sich kannten, hatten ihr das Flugzeug und dessen Restaurierung nie viel bedeutet. Seine Besessenheit mit einem derart verschrobenen Hobby hatte sie damals auf merkwürdige Weise fasziniert.
    »Ich werde die Maschine wohl verkaufen.«
    »Nein! Warum?«
    »Seit Kitty umgebracht worden ist, habe ich nicht mehr daran gearbeitet. Die Maschine kommt mir wie ein Unheilbote vor.«
    »Hal, so habe ich dich ja noch nie reden hören.«
    »Ich werde wohl stattdessen mit McQuarrie Golf spielen gehen«, meinte er. Er grinste, aber er meinte es nicht so, und Tessa lächelte nicht zurück.
    Dann stand Challis auf und gab ihr einen Kuss neben das Ohr. »Ich muss wieder ins Büro«, sagte er.
    Nachdem er gegangen war, blieb Tessa noch eine Weile im Café Laconic sitzen und ging die Nachrichten auf ihrem Handy durch. Dann rief sie spontan im Internierungslager an und wurde tatsächlich nach zwanzig Sekunden zu Charlie Mead durchgestellt, der seit Monaten »nicht erreichbar« gewesen war.
    »Woher haben Sie diese Nummer?«, wollte Mead wissen.
    Tessa runzelte die Stirn. »Ihre Sekretärin hat mich durchgestellt.«
    »Diese blöde Kuh. Eine Zeitarbeitskraft. Was kann ich für Sie tun?«
    »Jetzt, nachdem das Lager seine Tätigkeit langsam einstellt, dachte ich, der Zeitpunkt wäre günstig für einen abschließenden Artikel.«
    »Der übliche Blödsinn? Unruhen, Selbstverstümmelungen, prügelnde Wachen?«
    »Nun, bisher waren Sie nicht zu erreichen, um mir Ihre Sicht der Dinge darzustellen, Mr. Mead«, sagte Tessa vorsichtig.
    »Na gut, warum nicht, halb zwei heute Nachmittag.«
    Unglaublich. Tessa kehrte in ihr Büro zurück und vergaß Challis völlig.

8
    Ellen und Scobie waren in Mount Eliza, wo die Bayside Counselling Services ein neues, aber wenig auffälliges zweistöckiges Gebäude an

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