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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Es genügte ihr, auch ohne Deckung Stärke bewiesen und Nelly die Stirn geboten zu haben. Hier bin ich, und ich habe keine Angst vor niemandem, war die Botschaft. Vielleicht hielt sie sich ebenfalls für unverwundbar, genau wie Habib. In diesem Alter tun das alle.
    »Ich muss mit deinen Eltern reden. Wir gehen davon aus, dass du in Gefahr bist, also musst du geschützt werden.«
    »Tut, was ihr für richtig haltet. Ciao, Nelly. Grüß Mau von mir.«
    Sacht zog Monica die Tür hinter sich zu. Valeria sah Nelly mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Die Kommissarin war sich jetzt sicher, dass sie sich nicht geirrt hatte: Worum auch immer es sich gehandelt haben mochte, Monica hatte es an jenem Tag aus der Schule geschafft und wiegte sich in der Hoffnung, als Einzige davon zu wissen. Doch dem war höchstwahrscheinlich nicht so.
     
    Der Polizeichef war vollkommen außer sich. Sein Doppelkinn zitterte, die Knöpfe des edlen Jacketts drohten jeden Moment abzuplatzen.
    »Was ist denn das bitte für eine versponnene Geschichte? Francesco Bagnasco soll Opfer einer Hinrichtung geworden sein, in der Schule, am helllichten Tag und unter den Augen von Dutzenden von Zuschauern und der Polizei? Und als wäre das noch nicht genug, ist ein übergeschnappter Beamter dermaßen davon überzeugt, den tödlichen Schuss abgefeuert zu haben, dass es ihn in den Selbstmord treibt. Ihr Sohn, der alles mitbekommen hat, wird unter Polizeischutz gestellt. Ein weiterer Klassenkamerad mit Migrationshintergrund, vielleicht ein kleiner Dealer, wird tot am Strand aufgefunden. Die Presse dreht durch, wir fischen im Trüben, gehen den Pittalugas auf den Geist, die mir durch ihren Anwalt Nencioni ausrichten lassen, ich soll sie ja nicht in diese irrwitzige Geschichte hineinziehen. Und Sie, Commissario Rosso«, seine schrille Stimme wurde plötzlich leise und drohend, »was, in drei Teufels Namen, tun Sie? Wie weit sind Sie mit den Ermittlungen? Kann es sein, dass es nicht einmal den kleinsten Ansatz einer Spur gibt? Zu allem Überfluss fällt auch noch Auteri aus. Brauchen Sie Verstärkung? Mir scheint, die Sache wächst Ihnen über den Kopf. Von Ihrer Befangenheit mal ganz abgesehen.«
    Nelly atmete tief ein, wie ein Taucher vor dem Sprung.
    »Wir haben mehr als eine vielversprechende Spur, Dottor Volponi, und wir verfolgen sie äußerst gewissenhaft«, antwortete sie freundlich. »Bedauerlicherweise scheint eine davon zu Monica Pittaluga zu führen, mit der ich soeben gesprochen habe.«
    Dem Polizeichef, der sich ansatzweise beruhigt hatte, platzte erneut der Kragen.
    »Wenn etwas zu den Pittalugas führt, dann muss das eine dreispurige Autobahn sein und keine vage Spur! Wir können uns weder Ärger noch eine Blamage leisten. Ich kenne den Vater persönlich, diese Familie ist tadellos, respektabel ...«
    »... und einflussreich«, fügte Nelly sachlich hinzu.
    »Ja, ganz genau, und einflussreich. Die sitzen an allen Hebeln. Was, bitte, hat denn das Mädchen so Schlimmes getan? Gekifft, vielleicht mal gekokst, aus reiner Neugier. Bleiben Sie lieber an der Sache mit dem Marokkanerjungen dran, da sollten Sie suchen, in dessen Umfeld.«
    »Genau das machen wir gerade, Herr Polizeipräsident. Wenn die kleine Pittaluga mit drinsteckt, dann wird es dafür handfeste Beweise geben. Bisher ist ihre Rolle alles andere als klar, es handelt sich um reine Vermutungen.«
    »Das mag ja alles sein, aber haben Sie das Secolo von heute gelesen? Und was wird morgen drinstehen, angesichts dieses neuen Verbrechens? Die Journaille schnüffelt überall herum wie losgelassene Köter. Wenn da der Name Pittaluga auftaucht, sind die nicht mehr zu halten. Die warten doch nur darauf, eine reißerische Soap zu schreiben, und vor allem tun sie nichts lieber, als die Polizei mit Dreck zu beschmeißen. Ich sollte Ihnen den Fall wegnehmen angesichts der mehr als zwielichtigen Rolle Ihres Sohnes ...«
    Er machte eine gewichtige Pause. Obwohl er ohnehin größer und deutlich breiter war als Nelly, war er aufgestanden und hatte sich mit bedrohlich bebendem Bauch zu ihr über den Schreibtisch gebeugt.
    »Dottor Volponi, sollte sich herausstellen, dass mein Sohn in dieser Sache mehr ist als nur Zeuge eines entsetzlichen Vorfalls, werde ich die Erste sein, die Sie davon in Kenntnis setzt und die Ermittlungen abgibt, das hatte ich Ihnen bereits gesagt, und ich wiederhole es hiermit. Ich kann Ihnen weiter versprechen, dass Sie nächste Woche Ergebnisse bekommen. Der Fall steht kurz vor der

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