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Schnee in Venedig

Schnee in Venedig

Titel: Schnee in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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dass Pergen diese Unterlagen irgendwo findet.»
    Haslinger nickte. «Allerdings. Und in diesem Fall bestand für mich die Gefahr, dass Pergen   …»
    «…   Ihnen Schwierigkeiten bereiten würde.»
    «
Erhebliche
Schwierigkeiten. Und das Risiko wollte ich nicht eingehen. Als Pergen am Donnerstag diese Putzfrau verhaftet hat, war mir klar, dass ich handeln musste.»
    «Welche Putzfrau?»
    «Sie wissen nicht Bescheid?»
    Tron schüttelte den Kopf.
    Haslinger lachte. «Es war die Putzfrau, die diese Papiere an sich genommen hat. Sie hat dann versucht, Pergen mit ihnen zu erpressen. Jedenfalls wusste der Oberst definitiv, dass ich die Unterlagen nicht hatte.»
    «Folglich musste er sterben.»
    Haslinger zuckte bedauernd die Achseln. «Es war nicht auszuschließen, dass mich der Oberst ans Messer liefernwürde. Was selbstverständlich auch von Ihnen zu befürchten war», fügte er hinzu. «Ich nehme an, Sie wissen, warum ich mich gezwungen sah, Pergen im Palazzo Tron zu töten.»
    «Um den Verdacht auf
mich
zu lenken. Weil man
mich
verhaften würde. Ich gelte als politisch unzuverlässig.»
    «Richtig. Aber eine bloße Verhaftung hätte mir nichts genützt. Es wäre zu einem Prozess gekommen, und Sie hätten geredet. Nein   – Ihre Verhaftung war nur eine – sagen wir –
Zwischenstufe
.» Haslinger lächelte selbstgefällig. «Dachten Sie wirklich, es war ein Zufall, dass diese Dachluke aufstand?»
    Tron spürte, wie seine Wangen heiß wurden. «Heißt das,
Sie
haben dafür gesorgt, dass ich   …»
    Haslinger nickte. «Oberst Bruck war mir aus alten Tagen noch einen Gefallen schuldig. Er hat Sie in eine Zelle stecken lassen, aus der Sie entkommen konnten. Mir war klar, dass Sie sich sofort zum Palazzo der Principessa begeben würden. Und von dort aus hierher in meine Gewalt. Und zwar durch ein   …», der Ingenieur lehnte sich zurück und lachte lauthals, «…   ungesichertes Fenster. Sie haben so reagiert, wie ich es vorausgesehen hatte.»
    «Wie sind Sie darauf gekommen, dass ich Ihnen auf der Spur war?»
    «Reiner Zufall. Ich habe Oberst Bruck gestern auf der Piazza getroffen. Und er hat mir gesagt, dass jemand meine Militärakten aus dem Zentralarchiv in Verona angefordert hat – was er ebenso durch einen Zufall erfahren hatte. Und dieser Jemand konnten nur Sie gewesen sein.»
    Tron hielt es für überflüssig, diese Annahme zu korrigieren. Es machte ohnehin keinen Unterschied. «Womit ich ebenfalls auf Ihrer Todesliste stand», sagte er. «Genauso wie Pergen und die Principessa.»
    «So ist es. Nach Lektüre der Akten über den Prozess inGambarare kannten Sie meine Verbindung mit Pergen und Maria Galotti», sagte Haslinger.
    «Die Sie im Fenice wiedererkannt haben.»
    «An ihren grünen Augen und ihren Sommersprossen. Und als mir klar war, wer die Principessa ist, da wusste ich auch, was sich auf dem Schiff zugetragen hatte.»
    «Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.»
    «Die Principessa hat versucht, mich zu töten. Aber stattdessen hat sie auf den Hofrat gefeuert.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Ich werde es Ihnen erklären», sagte Haslinger lächelnd. «Aber nur, wenn Sie ein braver Junge sind.» Er kicherte über seinen kleinen Scherz. Dann beugte er sich über den Tisch und berührte das Glas mit dem Lauf des Revolvers. «Trinken Sie aus, Commissario.»
    Diesmal brannte der Rum ins Trons Mund weniger stark als beim ersten Mal. Aber ein paar Sekunden später schon registrierte er, dass die Klarheit in seinem Kopf, die sich nach dem ersten Schluck eingestellt hatte, jetzt in beängstigendem Tempo von einem Gefühl dumpfer Benommenheit ersetzt wurde. Tron schätzte, dass ihm höchstens fünf Minuten blieben, um etwas zu unternehmen. Außerdem wurde ihm übel.
    «Es ist ganz einfach», sagte Haslinger lebhaft. «Es hat mit den beiden Schiffen zu tun.» Er sah Tron aufmerksam an. Seine Augen strahlten – wie bei einem Schauspieler, der eine aufregende Vorstellung gibt und sich der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein kann.
    «Die
Erzherzog Sigmund
und die
Prinzessin Gisela
sind Zwillingsschiffe», fuhr er fort. «Sie gleichen sich bis in die Einrichtung der Kabinen. Die Principessa fährt normalerweise mit der
Gisela
und immer in der mittleren Kabine auf der Steuerbordseite. Das hat mir der Kabinensteward der
Prinzessin Gisela
gesagt. Am Sonntag sah sie, dass ich die Kabine unmittelbar hinter der ihren hatte, vom Restaurant aus gesehen auf der rechten Seite des Ganges.
    Die Principessa musste also

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