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Schnee in Venedig

Schnee in Venedig

Titel: Schnee in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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hinter dem Rücken der Militärpolizei fortgesetzt haben? Darüber, dass Sie Oberst Pergen eine Strafvereitelung unterstellen?»
    Tron sagte: «Der Bericht wird lediglich ein paar Tatsachen festhalten. Die Schlussfolgerung daraus können andere ziehen.»
    «Und wer sind diese anderen? Toggenburg?»
    «Zum Beispiel.»
    «Sie haben nur eines dabei vergessen, Commissario.»
    «Und was?»
    Das Lächeln, das Spaur über den Tisch schickte, war ausgesprochen kühl. «Dass dieser Bericht vorher über meinen Schreibtisch geht. Und ich werde den Teufel tun, ihn an den Stadtkommandanten weiterzuleiten.»
    «Und warum nicht?»
    Jetzt war Spaurs Lächeln eisig. «Weil ich einem Mann, der ein Attentat auf die Kaiserin verhindern will, nicht unterstellen kann, er hätte bei seinen Ermittlungen ganz andere Motive.»
    «Sie meinen, dass Toggenburg Oberst Pergen glaubt?»
    «Der Stadtkommandant ist zutiefst davon überzeugt, dass jeder Italiener einen Dolch im Gewand führt. Natürlich wird er Pergen glauben.» Spaur trank einen Schluck Kaffee. «Franz Joseph kommt in Kürze nach Venedig. Das ist nicht der geeignete Zeitpunkt für ein Kompetenzgerangel zwischen uns und den Militärbehörden.»
    Tron sagte: «Ich könnte versuchen, mit ein paar Passagieren zu reden. Inoffiziell.»
    «Ich habe bereits mit einem geredet. Inoffiziell. Gestern Abend, mit meinem Neffen. Ignaz Haslinger. Ignaz war in dieser Nacht ebenfalls Passagier auf der
Erzherzog Sigmund.
Ist kurz nach Mitternacht mit einer doppelten Dosis Laudanum eingeschlafen und erst am nächsten Morgen wieder erwacht. Sagt, er hätte nicht einmal gemerkt, dass sie einen höllischen Sturm hatten.» Spaur wirkte auf einmal amüsiert. «Sie können gerne mit ihm reden. Ich glaube, er wird Ihnen gefallen, Commissario. Ignaz ist literarisch sehr interessiert. Vielleicht abonniert er den
Imperio della Poesia

    Die
Spaur
bisher noch nicht abonniert hatte, dachte Tron, obwohl er dem Polizeipräsidenten sogar einen Rabatt angeboten hatte. Natürlich wusste Spaur ganz genau, dass die Zeitschrift nicht
Imperio
, sondern
Emporio della Poesia
hieß.
    Tron fragte: «Und was mache ich mit Moosbrugger?»
    «Moosbrugger?» Spaur sah aus, als hätte er gerade eine tote Maus in seinem Salonbeuscherl entdeckt.
    «Moosbrugger ist der Chefsteward der
Erzherzog Sigmund.
Er betreibt offenbar eine Art   …»
    Spaur unterbrach ihn. «Bordell auf dem Schiff. Ich weiß, wer Moosbrugger ist und was er treibt. Was haben Sie mit ihm vor?» Der Polizeipräsident heftete einen nervösen Blick auf Tron.
    «Sie wissen Bescheid?» Tron gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen.
    «Commissario, es wissen praktisch alle Bescheid. Moosbrugger macht das seit zwei Jahren. Ich sehe übrigens nicht, dass irgendjemand dadurch zu Schaden käme.»
    «Das mag ja sein. Aber ich bezweifle, dass er das darf.»
    Spaur blickte von seinem Teller auf. «Worauf wollen Sie hinaus?»
    «Wenn irgendjemand weiß», sagte Tron, «was sich in dieser Nacht wirklich zugetragen hat, dann ist es Moosbrugger. Und der kann kein Interesse daran haben, dass sein Geschäft auffliegt.»
    «Sie wollen also zu ihm gehen und ihn vor die Alternative stellen, entweder zu reden oder aufzufliegen.»
    Tron nickte. «So ungefähr.»
    Spaur seufzte. «Ich fürchte, Sie haben keine Ahnung, in welches Wespennest Sie Ihre Hand da stecken. Moosbrugger ist einflussreicher, als Sie denken.»
    «Wie soll ich das verstehen?»
    «So, dass man besser die Finger von ihm lassen sollte.» Spaur versenkte seine Gabel in einen der Marillenknödel, die er sich noch bestellt hatte. «Ich kann Ihnen verraten, was passieren wird, wenn Sie mit ihm reden», fuhr er fort, ohne Tron anzusehen.
    «Und was?»
    Spaur schluckte den Bissen hinunter und legte die Gabel auf den Teller. «Moosbrugger wird Ihnen nicht das Geringste sagen. Er wird alles abstreiten. Sie haben keinen Beweis für Ihre Behauptung, und Sie werden auch niemanden finden, der öffentlich erklärt, dass er die Dienste Moosbruggers in Anspruch genommen hat. Das weiß Moosbrugger. Nach Ihrem Gespräch wird er sich an irgendeinen guten Kunden wenden. An einen Hofrat, einen Botschafter oder an jemanden aus dem Generalstab. Der wird zu Toggenburg gehen, und Toggenburg wird mir den Wink geben, Sie zurückzupfeifen.Wenn ich mich weigere, bin ich erledigt. Und wenn Sie Moosbrugger weiter belästigen, sind
Sie
erledigt. So einfach ist das.»
    «Und was soll ich jetzt tun?»
    «Die Akte schließen. Damit

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