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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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überlassen.
    Aber die Leute kauften bei Ferdi ’ne Wurst, und er sorgte dafür, dass ich das Wechselgeld bekam. Ne, den Platz aufgeben kam nicht infrage. Irgendwie würde ich die Konkurrenz vergraulen, schwor ich mir.
    Wie war das Wetter? Schnee war schlecht fürs Geschäft … Ich sprang aus dem Bett, schaute aus dem Fenster und blickte in einen sternklaren Himmel. Gut so.
    Beruhigt schief ich wieder ein.
    Mein Engelsnachthemd war ziemlich zerknittert, aber die Locken, die Flügel und der Sternkranz hatten den Schneesturm ohne Schaden überstanden.
    Kurz nach ein Uhr reichte mir Ferdi den goldenen Kanister und d as Plakat über den Tresen, dann stand ich auf meinem Platz, spielte Mundharmonika und ließ dabei den Marktplatz nicht aus den Augen. Eine Viertelstunde nach mir erschien die Konkurrenz.
    »Verschwinde!«
    Ich spielte ungerührt weiter.
    »Mach die Fliege!«
    Ich spielte.
    »Hau ab!«
    Ich spielte die vierte Strophe von Ihr Kinderlein kommet.
    »Lass das Mädchen in Ruhe!«, schaltete sich Ferdi ein. »Sie war zuerst hier.«
    Die Konkurrenz knurrte Unverständliches und trat von einem Bein aufs andere.
    An einem der drei Stehtische machten ein paar Arbeiter im Blaumann Mittag. »Junge«, sagte einer, »der Platz ist groß genug für euch beide.«
    Die Konkurrenz schüttelte den Kopf.
    Eine kalte Wintersonne stand am klaren Himmel, und viele Leute nutzten das gute Wetter für einen Weihnachtseinkauf. In den vergangenen fünfzehn Minuten hatte ich ein sehr gutes Geschäft gemacht.

    Der Junge packte Notenständer, Noten und Trompete aus und stellte sich neben mich. Er blies die Backen auf und trompetete Ihr Kinderlein kommet.
    Die Trompete übertönte locker meine Mundharmonika.
    Ich trat meiner Konkurrenz ans Schienbein.
    Der Junge blickte mich triumphierend an, wich aber keinen Zentimeter.
    Die Leute kamen in Scharen, hörten zu, lachten und warfen Münzen in meinen Goldkanister.
    Die Konkurrenz ließ die Trompete sinken, kramte in seiner Tasche herum und beförderte einen mickrigen Strohhut zutage, den er vor seine Füße stellte.
    »Ihr spielt doch zusammen«, meinte ein Passant verwundert. »Erwartet ihr etwa, dass wir euch beiden was spenden?«
    »Was für ein Unsinn«, ergänzte eine Frau und warf ihre Münzen in meinen Container.
    Jetzt blickte ich meine Konkurrenz triumphierend an.
    Der Junge ließ die Trompete sinken.
    Gewonnen!, jubelte ich – vorschnell, wie sich herausstellte.
    Der Junge war clever. Er trug den Notenständer und alles übrige auf die andere Seite von Ferdis Würstchenbude, stellte den blöden Strohhut aufs Pflaster … und auf einmal erklang O du fröhliche.
    Mein Jingle Bells ging in den Trompetentönen komplett, völlig und total unter.
    Sch …!
    Ferdi winkte mir. »Gloria in Excelsis, du musst dir was einfallen lassen.«
    »Wem sagst du das«, jammerte ich. »Kannst mir einen Tipp geben, Ferdi?«
    Der Würstchenmann rieb sich das Ohrläppchen. Er kratzte sich am Kopf. Er strich sich übers Stoppelkinn. Ich wartete gebannt. Meine Konkurrenz machte inzwischen ein Wahnsinnsgeschäft.
    »Ihr könntet euch zusammentun. Eure Einnahmen teilen, weißt du?« Ferdi runzelte die Stirn. »Allerdings ist er in der stärkeren Position – er muss es nicht tun. Die Trompete ist lauter als deine Mundharmonika. Du hättest dich gleich mit ihm arrangieren sollen. Jetzt ist’s ein bisschen spät dafür.«
    »Aber ich war zuerst auf dem Platz!«
    »Klar. Aber das interessiert niemand mehr.« Ferdi hob die Hand. »Hör ihm nur zu. Er ist besser als du.«
    Ich linste um die Bude herum. Der Junge spielte vom Blatt! Er konnte Noten lesen!
    Ich schlug die Hände vors Gesicht. Weihnachten! Tante Jutta! Ich – sitzen geblieben! Ich – das schwer erziehbare Kind! Um ein Haar hätte ich mich heulend in Ferdis Würstchenbude verkrochen, so elend fühlte ich mich. Meine Fluchtpläne waren im Eimer: Kein Geld, kein Jugendhotel. Und dann noch Melli!!!
    »Nimm’s nicht so tragisch, Engelchen«, tröstete mich Ferdi. »Komm, ich spendiere dir eine Wurst. Wenn du was im Magen hast, geht es dir gleich besser.«
    Er wählte die knusprigste Wurst, legte sie ins aufgeschnittene Brötchen und gab ordentlich Senf und Ketchup dazu. »Hier, kleiner Engel.«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Klar. Verstehe. Iss trotzdem die Wurst.« Er schaute zu, wie ich den ersten Bissen nahm.
    Ich kaute. »Du hast es gut, Ferdi. Du hast keine Konkurrenz.«
    »Falsch.« Ferdi grinste. »Ich hab keine mehr.«
    »Ne. Echt? Wie hast

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