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Schneeflockenbaum (epub)

Schneeflockenbaum (epub)

Titel: Schneeflockenbaum (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marten t Hart
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passieren könnte, dass ich laut einen fahren lasse.«
    »Deine Blähungen hast du in letzter Zeit aber sehr gut im Griff, außer nachts, wenn du schläfst, aber dann feierst du auch keine Promotion. Schade, also kein Professor ...
    »Hast du im Geheimen darauf gehofft?«
    »Du würdest viel mehr Geld verdienen, und ich könnte meine Stunden reduzieren. Oh, wäre das schön, der Unterricht an der Musikschule strengt mich so an ...
    »Aber jede emanzipierte Frau sorgt doch heute dafür, dass sie selbst ein Auskommen hat und nicht von ihrem Mann abhängig ist. Du musst dir doch dein eigenes Brot auf den Teller flöten.«
    »Spiele ich jemals Flöte? Ich gebe Unterricht, ich werde dafür bezahlt, mir das schlechte Flötenspiel anderer anzuhören, das ist ja gerade so frustrierend!«
    »Komm, komm, neulich erst bist du als Solistin aufgetreten und hast mit dem Niederländischen Studentenorchester das Flötenkonzert von Nielsen gespielt, im Abendkleid zudem, unglaublich ...
    »Ja, das war phantastisch, aber das ist auch das Höchste, was ich erreichen kann ... Na ja, dann wirst du eben kein Professor, aber sag mal, was soll ich morgen zum Begräbnis anziehen?«
    »Das schwarze Kostüm, das du von diesem Modezaren, bei dem du dein Abendkleid hast machen lassen, zu einem Freundschaftspreis dazubekommen hast.«
    »Das Kostüm, das er noch von der Modenschau übrig hatte?«
    »Es steht dir phantastisch, es ist schwarz, was willst du sonst anziehen?«
    »Kann ich nicht einfach in einer anständigen schwarzen Hose ...
    »Dann würdest du doch sehr aus dem Rahmen fallen inmitten der ganzen Professorengattinnen. Mit dem Kostüm würdest du perfekt zu ihnen passen, und möglicherweise denkt man ja: Ihren Mann sollten wir vielleicht doch ...
    »Du verstehst es wirklich, die Dinge so zu drehen, wie sie dir in den Kram passen, aber gut, dann ziehe ich eben dieses blöde Kostüm an.«
    Da stand sie also im schwarzen Kostüm, Katja, mit ihren Mannequinmaßen. Im Laufe der Jahre war sie ein klein wenig fülliger geworden, sodass sie nicht mehr ganz so mager wirkte. Mit ihren etwas runderen, leicht geröteten Wangen sah sie, umgeben von den bereits alt aussehenden Frauen meiner Kollegen, einfach großartig aus. Ich konnte, während wir im Korridor darauf warteten, dass die vorher stattfindende Trauerfeier zu Ende ging und die Aussegnungshalle wieder frei wurde, ein Gefühl des Triumphs kaum unterdrücken. Am Ende zeigte sich, dass ich seinerzeit einen vorausschauenden Blick gehabt hatte, als alle sie für zu dünn und zu mager befunden hatten. Während bei den anderen Frauen die Zeit deutliche Spuren hinterlassen hatte, war sie erst jetzt so richtig erblüht. In der Nähe der Tür zur Aussegnungshalle standen Jouri und Frederica. Jouri hatte sich kaum verändert. Lediglich seine Schläfen waren grau geworden, was ihn noch vertrauenerweckender aussehen ließ. Frederica war zwar immer noch eine imposante, stattliche Frau, aber sie war längst nicht mehr so gut aussehend wie früher. Vier Kinder hatte sie inzwischen, und wenn man dies in Betracht zog, konnte man nur verwundert darüber sein, wie gut sie sich gehalten hatte. Sie sah sich um, bemerkte mich, lächelte mir verführerisch zu, und obwohl ich eine Sekunde zuvor noch gedacht hatte, dass ihre Schönheit gelitten hatte, haute mich dieses Lächeln um. Ob Jouri dies bewusst wahrnahm, weiß ich nicht, aber er schaute, als habe ihm jemand ein Kompliment gemacht. Dann sah ich, wie Jouris Blick gleichgültig an meiner Katja vorbeiglitt, und voller Verzweiflung dachte ich: Du Spinnentotengräber, siehst du denn nicht, dass sie am Ende der Hauptgewinn war? Nun hatte ich endlich eine Frau, bei der er seine arachnologischen und archimedischen Fertigkeiten nicht anwenden wollte, und jetzt war es wieder nicht gut. Warum war mir so viel daran gelegen, dass er sie begehrte, so wie er Ans und Ria und Wilma und Frederica begehrt hatte? Um sie dann umso fester mit der Gewissheit in die Arme schließen zu können, dass es ihm diesmal nicht gelingen würde, sie mir zu entreißen? Doch wie sicher konnte ich mir da sein?
    Hinter mir ertönte eine hohe Stimme. »Aber man kann doch durchaus am Zeitrahmen rütteln?«
    Ich drehte mich um und entdeckte Toon und Julia. Bei Julias Anblick zog sich mir das Herz zusammen. Leichenblass stand sie da, mit strähnigem Haar, das wie Algen ihr inzwischen eckiges Gesicht umrahmte. Warum erging es den Frauen, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, nur so, dass sie

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