Schneeflockenkuesse
durch ihre Arbeit bedingt meistens in Los Angeles war, brauchte sie in Seattle keinen dauerhaften Wohnsitz.
Nachdem er vor dem Haus gehalten hatte, sah er sie an. »Gute Nacht, Diane. Und es tut mir leid.«
Trotzig warf sie den Kopf zurück. Ihre Unterlippe zitterte. »Dir wird es noch mal richtig leidtun, Nathan McKendrick«, schwor sie.
»Was soll das denn heiÃen?«
In ihrer Stimme klang Schadenfreude mit. »Ich habe dich aufgebaut, Nathan. Ich kann dich genauso gut wieder zerstören.«
»Wie melodramatisch«, erwiderte er spöttisch. »Du klingst wie eine verschmähte Geliebte.«
Diane stieà die Tür auf, kletterte aus dem Wagen und stand zitternd auf dem verschneiten Gehsteig. Sie funkelte Nathan an. »Was glaubst du, wie lange deine naive kleine Frau einer harten Pressekampagne standhält?«
Unbändige Wut stieg in Nathan auf. Trotzdem schaffte er es, gelassen zu klingen. »Solltest du irgendetwas tun, um Mallory zu verletzen, wirst du das bereuen, und zwar dein ganzes schäbiges Leben lang.«
Diane lächelte böse. »Oder es genieÃen. Gute Nacht, mein Lieber.«
Nathan sah ihr hinterher, bis sie im Apartmenthaus ihrer Schwester verschwunden war. Er fragte sich, warum er Diane nicht schon vor Jahren gefeuert hatte. Als sein Blick dann wieder auf die Uhr im Armaturenbrett fiel, stöhnte er auf. Warum, zum Teufel, hatte er Mallory nicht angerufen, bevor er die Insel verlassen hatte? Was würde sie jetzt von ihm denken?
Fluchend wendete er den Porsche. Er könnte sie jetzt noch anrufen, aber wahrscheinlich schlief Mallory schon. Nein, er würde so schnell wie möglich auf die Insel zurückkehren. Dann könnten sie am nächsten Morgen miteinander reden.
Diane Vincent schäumte vor Wut, als sie die Tür zum Apartment ihrer Schwester aufschloss und hineinstürmte, ohne Licht zu machen. Sie warf Handtasche und Mantel auf das Bett in ihrem Zimmer, das Claire ihr zur Verfügung stellte. Dann wählte sie eine Telefonnummer.
»Ich weiÃ, dass es spät ist«, wütete sie, nachdem sich der Gesprächspartner am anderen Ende beschwert hatte. »Hast du jemanden gefunden?«
Die zustimmende Antwort zauberte ein Lächeln auf Dianes Gesicht. Ohne sich zu verabschieden, legte sie auf.
Cinnamon weckte Mallory am nächsten Morgen früh auf, indem sie auf dem groÃen Bett herumsprang und ihrem Frauchen die kalte Nase ins Gesicht steckte.
Murrend stand Mallory auf und stolperte ins Bad. Es war genauso groà wie das Wohnzimmer im Inselhaus, mit Blumenkübeln, Hängepflanzen, gepolsterten Stühlen und glänzenden Schränken.
Nachdem sie schnell geduscht hatte, zog sie sich eine graue Wollhose, einen roten Rollkragenpulli und Stiefel an. Cinnamons Appetit wurde mit zwei weiteren Dosen Leberpastete gestillt, und dann war es Zeit für einen Spaziergang.
Beim Hinausgehen hörte Mallory, dass das Telefon im Flur klingelte, doch sie ignorierte es. Nach einem halbstündigen Spaziergang war sie durchgefroren. Zu Hause aà sie eine Scheibe Toast. Cinnamon hatte schon wieder Hunger, und sie sah zu, wie das Tier glücklich zwei Dosen mit importiertem Hummer verspeiste.
»So geht das nicht weiter«, erklärte sie dem Setter, lieà Wasser über den Teller laufen, von dem der Hund gefressen hatte, und stellte ihn dann in die Geschirrspülmaschine. »Von jetzt an gibt es nur noch Hundefutter aus der Dose.«
Cinnamon winselte und legte den Kopf schräg, als ob sie gegen die Ãnderung des Speiseplans protestieren wollte.
Seufzend streichelte Mallory über das weiche Fell. Die ganze Zeit über hatte sie jeden Gedanken an Nathan verdrängt, doch jetzt kamen sie mit aller Macht zurück.
Sie ging in das groÃe Wohnzimmer mit dem massiven, elfenbeinfarbenen Kamin und dem dicken silbergrauen Teppich. Schneeflocken trieben an dem groÃen Rundbogenfenster vorbei, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf Seattle und den Hafen hatte.
Sicher war Nathan noch auf der Insel. Und er war bestimmt wütend.
Das schrille Klingeln des Telefons lieà Mallory zusammenzucken. »Hallo?«, meldete sie sich nervös.
»Hi, meine Liebe.« Brad Ranner klang freudig überrascht. »Seit wann bist du denn wieder in der Stadt?«
Mallory sank erschöpft auf die weich gepolsterte Lehne des Stuhls. »Seit gestern Abend. Warum?«
»Dann weiÃt du es noch gar
Weitere Kostenlose Bücher