Schneeflockenkuesse
zur Haustür, auch wenn es in ihr ganz anders aussah.
Rauch stieg aus dem Schornstein des kleinen Hauses, und die Haustür stand offen, nur die wackelige Fliegengittertür versperrte den Eingang. Von innen drang eine junge weibliche Stimme, die einen Song von Nathan trällerte.
Mallory erstarrte. Nathan war unschuldig. Sie wollte gerade wieder zurückgehen, als die Fliegengittertür aufging und eine hübsche junge Frau auf der Veranda erschien.
Mallory erkannte Renee Parker sofort. Sie sah fast genauso aus wie in der Zeitung. Sicher, sie war hübsch und offensichtlich schwanger. Aber sie war viel zu jung, um sich Hoffnung machen zu können, dass ein Mann wie Nathan ihr mehr als einen flüchtigen Blick schenken würde. Wenn überhaupt, würde er sich viel eher eine Frau wie Diane Vincent nehmen.
Renee wurde blass. »Tracy Ballard!«, keuchte sie und griff nach der Türklinke hinter sich. »Mom, Tracy Ballard ist hier drauÃen â¦Â«
Mallory hob den Kopf. Zum allem Ãberfluss war sie auch noch ein Fan der Seifenoper. Beinahe hätte sie aufgelacht. »Ich bin doch nicht Tracy Ballard«, sagte sie würdevoll. »Ich bin Mrs Nathan McKendrick.«
Renee legte ihre zitternde Hand auf den gewölbten Bauch. »Aha.«
»Könnten wir uns einen Augenblick unterhalten, Renee?«
Plötzlich weiteten sich die Augen des Mädchens. »Ich werde nichts von dem zurücknehmen, was ich gesagt habe.«
Mallory trat einen Schritt vor und setzte eine unheilvolle Miene auf, obwohl sie nicht die geringste Ahnung hatte, was sie machen sollte, wenn Renee sie bloÃstellen würde.
Doch Renee schlüpfte ins Haus, zog die Fliegengittertür zu und schob den Riegel vor, als würde sie um ihr Leben fürchten. »Das Baby ist von Ihrem Mann!«, rief sie. »Das ist die Wahrheit!«
»Wir wissen beide, dass es nicht so ist«, entgegnete Mallory tonlos. »Wer hat Sie dafür bezahlt, diese Vaterschaftsklage einzureichen?«
»Niemand hat mich bezahlt! Nathan war verliebt in mich. Er â¦Â«
»Verstehe. Wissen Sie, dass er vorhat, gerichtlich gegen die Klage vorzugehen? Das, was Sie machen, ist Verleumdung. Seine Anwälte werden Sie zwingen, vor Gericht zu erscheinen. Dort ist es sehr viel schwerer zu lügen. Wenn Sie einen Meineid ablegen, können Sie dafür ins Gefängnis kommen.
»Ins Gefängnis?«
»So ist es«, bestätigte Mallory, auch wenn ihr das verängstigte Mädchen leidtat. »Wer hat Sie dazu angestiftet?«
Renee schüttelte den Kopf. »Niemand. Wirklich.«
»Na schön. Dann sehen wir uns vor Gericht wieder. Auf Wiedersehen, Renee.«
Damit drehte Mallory sich um und ging zurück zu ihrem Wagen. Sie hatte eben den Motor angelassen, als Renee am Fenster auf der Fahrerseite erschien, ihr blasses Gesicht verzerrt vor Angst.
»Könnâ¦könnten Sie vielleicht noch einen Augenblick warten? Können wir reden?«
Betont gleichgültig zuckte Mallory die Schultern, obwohl ihre Nerven bis zum ZerreiÃen gespannt waren. »Ich dachte, es gibt nichts mehr zu sagen.«
»Warten Sie hier, nur eine Minute, bitte.«
»Ich warte«, versprach Mallory. Doch erst als Renee in dem rosafarbenen Haus verschwunden war, lehnte sie die Stirn gegen das Lenkrad. Was hatte sie bloà getan? Nathan hatte nie ein Wort davon gesagt, dass er gegen Renee Parker vorgehen wolle. Was, wenn Renee ihren Bluff durchschaute?
Als die junge Frau wenig später erschien, hatte Mallory sich wieder gefasst. Renee hielt das Titelblatt einer zerknitterten Fernsehzeitschrift in der Hand. Ein kleines Loch war darin, als hätte man es mit einer Nadel an der Wand befestigt.
Mallory nahm die Seite. Ihr eigenes, lächelndes Gesicht blickte ihr entgegen. Sie hatte das Interview schon völlig vergessen. Obwohl der Reporter fast ausschlieÃlich Fragen über Nathan gestellt hatte, hatte man ihr Foto auf dem Titelblatt abgedruckt. Verwirrt sah sie zu Renee hoch. »Was â¦?«
»Würden Sie mir ein Autogramm geben? Könnten Sie schreiben: âFür Renee, von Tracyâ?«
Mallory traute ihren Ohren kaum. Es konnte doch nicht sein, dass dieses unbedarfte Mädchen erst ihr Leben und ihre Ehe ruinierte und dann vertrauensselig um ein Autogramm bat. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
Renee sah gekränkt aus. »Ich schaue mir Ihre Soap immer an â¦Â«
Mallory atmete tief
Weitere Kostenlose Bücher