Schneeflockenkuesse
getrennt«, sagte sie in sachlichem Ton. »Da bieten sich die Frauen dir natürlich selbstverständlich an. Du müsstest ein Heiliger sein, wenn du da nicht â¦Â«
Nathan war so abrupt aufgesprungen, dass sein Stuhl umfiel. Hart umfasste er Mallorys Kinn. »Ich werde dir jetzt mal etwas sagen, Miss OâConnor!«, rief er mit gezügelter Wut. »Ich liebe meine Frau! Und auch wenn ich vielleicht gelegentlich in Versuchung geführt wurde, mit einem Groupie zu schlafen, habe ich es nie getan!«
Mallorys Wut war noch nicht verraucht. Deshalb schlug sie aufgebracht seine Hand weg. »Verdammt, Nathan, hör auf!«, schrie sie. »Du würdest so etwas wohl kaum zugeben, da du fürchten musst, dass ich dann vor deinen Augen zusammenklappe.«
Nathan Miene wirkte plötzlich bedrohlich. »Wenn ich so kaltherzig wäre, dich zu hintergehen, Mallory, wäre es mir wohl ziemlich egal, wie du reagierst, oder?«
»Vielleicht hast du einfach nur nicht damit gerechnet, erwischt zu werden«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
Ein Muskel zuckte in Nathans Kiefer, aber er sagte kein Wort. Stattdessen wandte er sich ab, stürmte aus dem Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
Mallory sank auf ihren Stuhl zurück, viel zu erschöpft, um noch weinen zu können. Die Trennung der McKendricks war alles andere als einvernehmlich verlaufen.
Am nächsten Morgen klopfte Trish an Mallorys Küchentür. Als sie das verweinte und geschwollene Gesicht ihrer Freundin sah, eilte sie sofort zu ihr, um sie in die Arme zu nehmen.
Beide Frauen weinten, doch sie sprachen kein Wort, bis sie das Haus verlassen und den matschigen Weg durch den Obstgarten zum Puget Sound genommen hatten.
Trish bückte sich, hob ein kleines Stück Treibholz auf und warf es in die schäumende Gischt. »Was ist passiert, Mallory?«
Mallory drehte einen Stein mit RankenfuÃkrebsen um und sah zu, wie die kleinen Tiere, die darunter lebten, in alle Richtungen davonstoben. »Ich weià es nicht genau«, entgegnete sie.
»Was, zum Teufel, soll das heiÃen?«
Mallory setzte sich auf einen verwitterten Baumstamm und bohrte die Spitzen ihrer Turnschuhe in den feuchten Seetang. »Hast du von dieser Vaterschaftsgeschichte gelesen?«
Trish nickte. »Du musst doch wissen, dass das Unsinn ist«, bemerkte sie, kniff die Augen leicht zusammen und sah zu der hellen Sonne hoch.
Mallory schluckte unglücklich. »Das Verrückte ist, dass ich es wirklich weiÃ, Trish. Ich glaube, ich wusste es, seit diese Geschichte aufkam. Und trotzdem bin ich nach Eagle Falls gefahren und habe das Mädchen zur Rede gestellt.«
Trish seufzte. »Ich glaube, das hätte ich auch getan. War Nathan wütend deswegen?«
»Er sieht es als mangelndes Vertrauen an.«
»Und?«
»Und wir können anscheinend nicht darüber reden, ohne zu streiten, Trish. Ich habe ihm noch nicht einmal sagen können, dass ich ihm glaube.«
Trish setzte sich neben Mallory und legte die Hände um die angezogenen Beine. »Liebst du ihn?«
Mit finsterer Miene nickte Mallory.
Weiche blonde Strähnen wehten in Trishs Gesicht, während sie ihre Freundin betrachtete. »Aber du willst ihn immer noch auf Abstand halten, stimmtâs?«
Mallory öffnete schon den Mund, doch ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr Trish schon fort: »WeiÃt du, was ich glaube? Du klammerst dich mit aller Macht an dein altes Leben ⦠als deine Eltern noch da waren. Sieh dich doch an. Du bist mit einem Millionär verheiratet und bestehst darauf, in dieser kleinen Hütte zu leben, weil du auf diese Weise nicht von Mummy und Daddy loslassen musst.«
Mallory sprang vor Wut auf und schnappte nach Luft. »Das stimmt überhaupt nicht!«
»Wirklich nicht, Mallory? Du bist seit mehr als sechs Jahren mit diesem Mann verheiratet, und ich wette, du hast in der ganzen Zeit nicht öfter als zwei oder drei Mal auf Angel Cove geschlafen. Und gäbe es diese verdammte Seifenoper nicht, von der jeder weiÃ, dass sie dich unglücklich macht, hättest du wahrscheinlich auch nie einen Fuà in das Penthouse gesetzt. Und dann dein Name â¦Â«
»Es reicht!«, schrie Mallory.
Ruhig stand Trish auf und sah die Freundin an. »Deine Eltern sind tot, Mallory. Sie sind nicht mehr da. Und sie kommen auch nie wieder.«
Zitternd stand Mallory da. Am liebsten wäre sie davongerannt, vor
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