Schneegestöber (German Edition)
Kamin lodert ein wärmendes Feuer, und es ist genug Holz da, um immer wieder nachzulegen. Der Abzug funktioniert ausgezeichnet. Und da dachte ich mir, bevor du dir den Tod holst in deiner kalten Kammer, ist es besser, du übernachtest hier. He, nicht so stürmisch!«
Al war mit großen Schritten zu ihr getreten und hatte sie fest in seine Arme geschlossen: »Du bist wirklich ein Schatz, meine Süße«, erklärte er. In seiner Stimme war so viel Zärtlichkeit, daß ihr ganz warm ums Herz wurde. Er küßte sie ganz leicht auf die Stirn, bevor er sie wieder freigab: »Aber nein, ich kann dein überaus großzügiges Angebot nicht annehmen.«
» Como? Warum denn nicht?« Ihre Stimme klang enttäuscht. »Ich dachte, wir könnten uns einen gemütlichen Abend machen. Wir setzen uns an den Kamin, du trinkst den heißen Grog, und wir knabbern Mrs. Bobingtons Kuchen. Wir reden und haben Spaß. Und dann gehen wir in unsere Betten. Was soll denn so schlimm daran sein?«
Kittys Tonfall schnitt ihm mitten ins Herz. Es klang so unschuldig, solieb und auch so einsam. Er wandte sich ihr zu, faßte sie an den Oberarmen und blickte ihr ernst in die Augen: »Ich würde dich kompromittieren, Missy. Hast du denn gar nicht bedacht, was für einen Schaden ich dir zufügen würde, wenn ich dein verlockendes Angebot annähme. Dieser Skandal würde deinen Ruf für immer zerstören.«
»Wer soll denn davon erfahren?« entgegnete sie beharrlich. »Du schläfst hier, und in der Frühe schleichst du dich auf dein Zimmer zurück. Früh am Morgen ist in diesem Haus ohnehin niemand wach.«
Al blickte sie eine geraume Weile gedankenverloren an. Schließlich trat ein kleines Lächeln in seine Augen: »Es gibt doch eine Möglichkeit, daß ich dein Angebot annehmen kann«, begann er schließlich.
Kitty blickte ihm erwartungsvoll entgegen.
»Missy«, er verbesserte sich und fuhr mit feierlichem Tonfall fort, »ich meine, Miss Charlotta Stapenhill, würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
Kittys Augen wurden groß, und einen Moment lang fürchtete sie, es würde ihr die Sprache verschlagen. »Deine Frau?« wiederholte sie flüsternd. »War das am Ende ein Heiratsantrag?« Es war ihre ungewohnte Schüchternheit, die ihn veranlaßte, seine ehrenhaften Grundsätze über Bord zu werfen, sie in die Arme zu nehmen und fest an sich zu ziehen. Der Blick, mit dem sie zu ihm aufsah, zeigte Staunen, aber auch große Freude. Da senkte er seine Lippen auf die ihren und küßte sie.
Wohlig seufzend verschränkte sie ihre Hände in seinem Nacken und zögerte keinen Augenblick, diesen Kuß zu erwidern.
»Meinst du deine Frage ernst, Al Brown?« vergewisserte sie sich, als er sie freigab. »Willst du mich wirklich heiraten? Weißt du, ich lasse dich auch im warmen Zimmer übernachten, ohne daß du mich heiratest. Dein Angebot ist nicht nötig …«
»Ja, denkst du denn, ich möchte dich nur deswegen heiraten, damit ich heute nacht ein warmes Zimmer habe?« Obwohl Al lächelte, war deudiche Entrüstung aus seinen Worten herauszuhören. »Glaubst du das wirklich?«
Kitty hatte ihren Blick gesenkt, und er legte nun seinen Zeigefinger unter ihr Kinn, um sie zu zwingen, ihn anzusehen.
» En reälidad, no. Nein, ich glaube es eigentlich nicht«, antwortete Kitty ehrlich. »Doch wieso bist du dann auf diese haarsträubende Idee gekommen, mich heiraten zu wollen?«
»Weil ich dich liebe, Missy, hast du denn das nicht gemerkt? Oder denkst du etwa, ich wolle dich heiraten, um einen gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen?« Er wartete gespannt auf ihre Antwort. Wie würde sie auf seinen Vorwurf reagieren? Würde sie ihn nun in die Schranken weisen und ihm erklären, sie denke nicht daran, sich mit einem Diener zu vermählen? Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. Doch Kitty hatte es gar nicht gemerkt. »Wegen des gesellschaftlichen Aufstiegs?« wiederholte sie und lachte. »Es wird keinen gesellschaftlichen Aufstieg geben, Al, und das weißt du genau. Schließlich bleibt uns nichts anderes übrig als durchzubrennen, wenn wir wirklich heiraten wollen. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß eine Ehe, die vor dem Schmied in Gretna Green geschlossen wurde, meiner Tante oder St. James gefallen wird. Sicher werden die beiden Mittel und Wege finden, mir mein Erbe vorzuenthalten, und dann müssen wir …«
Weiter kam sie nicht, denn Al hatte sie stürmisch in seine Arme gezogen und küßte sie nun heiß und inniglich: »Du wärst wirklich bereit,
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