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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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erkennen.
    Ein leises Hüsteln brachte ihr die Gegenwart ihrer Freundin in Erinnerung. Sie ignorierte den dargebotenen Arm und wandte sich wieder der Gastgeberin zu: »Oh, Mrs. Nestlewood, darf ich Ihnen meine liebe Freundin vorstellen? Sie waren so freundlich, mir zu erlauben, sie mitzubringen.« Rasch schob Kitty Mary Ann, die bisher schweigend im Hintergrund gewartet hatte, nach vorne: »Dies ist Miss Mary Ann Rivingston. Sie ist die Schwester von John Rivingston, dem Earl of Ringfield von Ringfield Place in Surrey.«
    »Sehr schön«, murmelte die Dame des Hauses und reichte Mary Ann gnädig zwei Finger. Diese versank in einen Knicks und bedankte sich höflich für die Einladung. Es war offensichtlich, daß weder die Gastgeberin noch ihr Sohn irgendein Interesse an Miss Rivingston hatten. Warum sollte man Zeit und Energiè damit verbrauchen, einer nichtüberdurchschnittlich bemittelten jungen Dame den Hof zu machen, wenn doch eine reiche Erbin zum Greifen nahe war?
    Die Musik begann die Takte des ersten Tanzes anzustimmen. Kitty blieb nichts anderes übrig, als sich vom Hausherrn aufs Parkett führen zu lassen. Mrs. Nestlewood beeilte sich, auch für Mary Ann einen geeigneten Tänzer zu finden, Sie fand ihn in einem jungen Leutnant, der etwas verloren neben der Eingangstür gewartet hatte. Er trug einen gutsitzenden roten Uniformrock, seine weißblonden Haare waren kurz geschnitten, ein korrekt gestutzter Bart zierte seine Oberlippe. Er schlug die Hacken zusammen, verbeugte sich vor Mary Ann und bot ihr galant den Arm. Dabei konnte er kaum den Blick von Mary Anns Figur wenden, die sich deutlich in ihrem modischen Kleid abzeichnete. Mit stolzgeschwellter Brust führte er sie aufs Parkett. Daß er während des ersten Tanzes die Unterhaltung zur Gänze alleine bestritt, störte Mary Ann nicht weiter. Sie war viel zu aufgeregt, um einen Ton herauszubringen. Nur der Umstand, daß der Offizier um einen guten Kopf kleiner war als sie, machte ihr doch sehr zu schaffen. Sie folgte seinen Ausführungen über die Erfolge der königlichen Kavallerie nur mit halbem Ohr und ließ ihren Blick über die anwesenden Gäste schweifen. Reverend Westbourne schien nicht zu ihnen zu gehören.
    So hatte dieser lang ersehnte Abend nicht sehr erfreulich begonnen. Und auch der weitere Verlauf erwies sich alles andere als erfreulich. Da die beiden Mädchen nicht offiziell in die Gesellschaft eingeführt worden waren, nahmen die anwesenden Gäste von ihnen kaum Notiz. Natürlich gab es genug alleinstehende Herren, die darum baten, ihnen vorgestellt zu werden. Weder Kitty noch Mary Ann mußten einen der Tänze auslassen. Und doch hatten sie sich ihr Abenteuer ganz anders vorgestellt. Was war denn schon großartig daran, sich mit irgendeinem Landadeligen im Kreis zu drehen, während sich die Kapelle redlich abmühte, nicht allzuoft aus dem Takt zu geraten? War das das heißersehnte Gesellschaftsleben? Mit uninteressanten Herren langweilige Gespräche zu führen? War dieses Gedränge auf der Tanzfläche, dieser durch die vielen Kerzen und das mannshohe Kaminfeuer überhitze Ballsaal wirklich das Ziel ihrer Träume gewesen?Die Luft war zum Schneiden, und doch dachte offensichtlich niemand daran, ein Fenster zu öffnen. Zudem wurde es nach kurzer Zeit traurige Gewißheit: Weder Reverend Westbourne noch Jasper, der interessante Unbekannte, waren im Ballsaal anwesend.
    Zu später Stunde wurde die Stimmung zunehmend ausgelassen. Einige der Herren hatten reichlich dem Alkohol zugesprochen. Nun flirteten sie ungeniert mit den Damen ihrer Wahl. Diese wiederum kicherten und warfen ihnen kokette Blicke hinter vorgehaltenen Fächern zu. Mary Ann fühlte sich zunehmend fehl am Platze. Dies war nicht die Art von harmloser Unterhaltung, die Mrs. Clifford notfalls tolerieren könnte. Das Verhalten mancher der Anwesenden schien ihr geradezu schamlos. Geschützt durch die dicken Mauern der Schule, hätte sie sich nie träumen lassen, daß die vornehme Gesellschaft sich derart frivol benehmen könnte. Sie stand eben an der Längsseite des Saals und nippte an einem Glas Champagner, den ihr Sir Parzival Rifleight, ein Baron aus der Gegend, gebracht hatte. Der junge Mann stand an ihrer Seite und erzählte ihr mit vor Begeisterung glühenden Augen von dem neuen Gespann, das er soeben für seine Kutsche erworben hatte. Die Grauen waren wirklich vortreffliche Renner, deren Vorzüge man nicht genug loben konnte. Mary Ann, die von Pferden nichts verstand, konnte nur mit

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