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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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wahr?«
    »Al!« rief Mary Ann aufatmend aus.
    »Wie kommen Sie dazu, uns so zu erschrecken?« fuhr ihn Kitty an.
    Sie blickte zu ihrem Diener auf. Sein Gesicht war im fahlen Licht des Mondes nur schemenhaft zu erkennen. »Und nun hören Sie sofort auf zu grinsen. Sie haben uns fast zu Tode erschreckt.«
    »Was machen Sie denn zu so später Stunde an diesem ungewöhnlichen Ort?« erkundigte sich Mary Ann.
    Al zog die Stirn in Falten: »Ungewöhnlicher Ort?« wiederholte er.
    »Sie sind doch auch da, Miss Mary Ann. Und Missy ist auch da. Also kann der Ort so ungewöhnlich nicht sein.«
    »Unsinn«, meldete sich Kitty energisch zu Wort. »Natürlich ist es ungewöhnlich, zu so später Stunde durch die Gärten zu spazieren. Zumal zu dieser Jahreszeit. Das wissen Sie genausogut wie wir. Und nun komm, Mary Ann, wir haben keine Zeit zu verlieren.« Siemachte kehrt und setzte mit energischen Schritten den Weg über den Rasen fort. Mary Ann beeilte sich, ihr zu folgen. Al, die Hände in die Hosentaschen vergraben, schloß sich ihnen an.
    »Ich werde den Verdacht nicht los, daß Sie auf uns gewartet haben«, flüsterte Mary Ann über die Schulter zurück. »Wie kommt es, daß Sie wußten, daß Sie uns hier treffen würden?«
    Al zuckte mit den Schultern: »Ich habe Missy gesehen, wie sie heute den Schlüssel zum kleinen Gartentor in ihrem Retikül verschwinden ließ. Da habe ich zwei und zwei zusammengezählt. Ich dachte, am besten wartest du ab und schaust, was die Mädchen vorhaben. Vielleicht können sie ja deine Hilfe gebrauchen.«
    »Es ist nicht gut, wenn sich ein Diener in fremde Angelegenheiten mischt«, entgegnete Kitty streng, ohne sich umzudrehen.
    »Aber es sind doch Ihre Angelegenheiten, Missy, nicht wahr? Sie sind meine Herrin. Da kann man doch nicht von fremden Angelegenheiten reden. Ich dachte, vielleicht haben Sie ein heimlichen Rendezvous. Vielleicht treffen Sie sich mit einem Verehrer…«
    »Sind Sie verrückt geworden!« Nun wandte sich Kitty doch um und stampfte undamenhaft mit ihrem rechten Fuß auf. »Wie kommen Sie dazu, mir ein derart unschamhaftes Verhalten zu unterstellen? Und überhaupt, wenn ich ein heimliches Rendezvous hätte – würde ich dann Mary Ann mitnehmen?«
    Al grinste: »Das habe ich mir auch gedacht. Drum bin ich ja auch so froh, Miss Rivingston an Ihrer Seite zu sehen. Darf ich fragen…«
    »Sie dürfen überhaupt nichts fragen«, herrschte Kitty ihn an. Mary Ann hob beschwichtigend die Hand. »Würdet ihr wohl aufhören zu streiten. Wenn du so schreist, Kitty, wird uns am Ende doch noch jemand hören. Und da Sie schon so neugierig sind, Al, wir gedenken einen Ball zu besuchen. Mrs. Nestlewood war so freundlich, uns einzuladen.«
    »Mrs. Nestlewood«, erwiderte Al. »Sie wollen den ganzen Weg zu Fuß zu Nestlewood Manor zurücklegen? Wäre es nicht besser, ich würde Sie kutschieren?«
    Mary Ann schüttelte den Kopf: »Nein, danke, Al, aber das geht nicht. Das Fehlen der Kutsche würde im Stall Aufmerksamkeit erregen. Mrs. Nestlewood war so freundlich, ihren Kutscher anzuweisen, ander hinteren Gartentür auf uns zu warten. Sie sehen also, es gibt keinen Grund, sich zu beunruhigen…«
    »Und nun gehen Sie!« befahl Kitty. »Ich habe keine Lust, mich vor meinem eigenen Pferdeknecht zu rechtfertigen.«
    »Ich bin sicher, Mr. Brown hat sich Sorgen gemacht«, erklärte Mary Ann beschwichtigend.
    »Ich mag nicht, wenn sich jemand um mich Sorgen macht«, erklärte Kitty trotzig. »Schon gar nicht mein eigener Pferdeknecht.«
    Sie waren bei der kleinen schmiedeeisernen Pforte angelangt, die, völlig von Rosenranken überwachsen, in den letzten Jahren kaum mehr benutzt wurde. Vorsichtig öffneten sie sie einen Spalt, gerade breit genug, um hindurchschlüpfen zu können.
    Al hielt auch Mary Ann die Türe auf: »Ich wünsche Ihnen beiden einen schönen Abend«, erklärte er und verbeugte sich höflich. »Ich hoffe, Sie passen gut auf sich auf.« Mit diesen Worten machte er kehrt und verschwand in der Dunkelheit.
    »Einen seltsamen Diener hast du da ins Haus gebracht«, äußerte Kitty mit deutlichem Unmut. Nach wenigen Schritten waren plötzlich die Umrisse einer Kutsche zu erkennen, die bewegungslos und still am vereinbarten Ort wartete.
    »Das ist sie!« rief Kitty aus. »Mrs. Nestlewoods Kutsche, siehst du sie, Mary Ann! Na, hab ich dir zu viel versprochene? Das hat ja alles vorzüglich geklappt!« Sie faßte ihre Freundin bei der Hand, und gemeinsam eilten sie auf das große,

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