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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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schwach.«
    Energisch betätigte Mary Ann den Türklopfer. Je schneller sie diese peinliche Angelegenheit hinter sich gebracht hatten, desto besser. Sie würde den Butler schon dazu zwingen, Kitty vorzulassen. Sie würde mit Gewalt Einlaß begehren, sie würde sich nicht abwimmeln lassen, sie würde…
    Higson öffnete die Tür. Als er die beiden Mädchen in den schlichten adretten Kleidern vor sich stehen sah, erhellte sich seine Miene, und ein aufatmendes Lächeln trat auf seine strengen Gesichtszüge: »Ein Glück, daß Sie endlich gekommen sind!« sagte er freundlich. »Bitte treten Sie ein. Sie werden erwartet.«

X.
    Justin Tamworth, der zweite Earl of St. James, war an dem Tag nach London zurückgekehrt, an dem Kitty und Mary Ann den Ball bei Mrs. Nestlewood besucht hatten. Den Aufenthalt bei seinem Cousin Albert hatte er früher abgebrochen, als er ursprünglich geplant hatte. Die anderen Gäste schienen ihm unerwartet langweilig, die Gespräche öde, die abendlichen Trinkgelage seltsam abstoßend. Albert war frisch verliebt in eine Tänzerin der Covent Garden Opera. Er schäkerte mit dem Mädchen den ganzen Abend, überhäufte sie mit Schmuck der protzigsten Sorte und lachte ausgiebig über die obszönen Witzchen, die sie ihm zuflüsterte. St. James war nicht in der richtigen Stimmung für derart frivole Lustbarkeiten gewesen. Zudem war er nie ein begeisterter Jäger. Also bot auch die Rotwildjagd keine willkommene Zerstreuung. Lady Silvie Westbourne ging ihm nicht aus dem Kopf. Dieses sanfte, blondgelockte Wesen. Diesekleine, elfenhafte Gestalt. Er sah sie vor sich, wie sie ihn anlächelte, wie sie mit geneigtem Kopf seinen Erzählungen lauschte. Er konnte nicht glauben, daß sie ihn freiwillig verlassen hatte. Sie war seine Frau! Er mußte sie zurückgewinnen. Er mußte sie finden, koste es, was es wolle. Warum saß er also auf dem Landsitz seines Cousins Albert und vergeudete kostbare Zeit?
    Energisch hatte er Deverton, seinen Kammerdiener, angewiesen, die Koffer zu packen. Der Kutscher schlug ein flottes Tempo an. Sein Herr hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Die vier Pferde liefen in gleichmäßigem Galopp, und ihr warmer Atem dampfte im kalten Dezembermorgen. Die Gedanken Seiner Lordschaft drehten sich im Kreise. Sosehr er auch grübelte, sosehr er auch nachdachte, er fand keine Lösung für sein Problem. Er hatte Silvies Eltern gefragt, ihre Brüder und Schwestern. Doch all dies hatte ihn keinen Schritt weitergebracht. Ein Mann würde Frauen eben nicht verstehen, hatte Reverend Westbourne, Silvies Bruder gemeint. Konnte tatsächlich nur eine Frau eine Frau wirklich verstehen? Seine Lordschaft hielt in den Gedanken inne: Es konnte nicht schaden, wenn er eine Frau um Rat fragte. Vielleicht war das des Rätsels Lösung. Vielleicht sollte er wirklich eine Frau bitten, ihn bei der Suche nach Silvie zu unterstützen. Welche Frau er dafür allerdings zu Rate ziehen sollte, war ihm ein Rätsel. Christine d’Arvery, seine schöne Maitresse? St. James lachte bei dem Gedanken: Nein, gewiß nicht. Sie hatte ihm bis heute nicht verziehen, daß er geheiratet hatte. Er durfte nicht vergessen, ihr ein Schmuckstück zu kaufen, um sie zu versöhnen. Warum fiel ihm gerade bei diesem Gedanken Albert und seine lächerliche Tänzerin ein?
    Es war einige Tage später, als der Earl nachdenklich an seinem Schreibtisch saß und mit den Fingerspitzen gegen die blank polierte Tischplatte trommelte. Der Gedanke, daß ihm eine Frau vielleicht bei der Suche nach Silvie weiterhelfen könnte, ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Doch welche Frau war in der Lage, sich in seine Braut hineinzuversetzen? Welche Frau konnte die Gedanken dieses zarten, feinfühligen Wesens erraten? Seine Schwester Jane? Ausgeschlossen! Jane war zu alt, zu plump, zu sehr den Konventionen verhaftet.Außerdem mochte sie Silvie nicht, obwohl sie sie kaum kannte. Allein, daß seine Braut die Tochter des ungehobelten Earl of Westmore war, machte sie bereits zu einer unpassenden Partie für ihren jüngeren Bruder. Ob es wohl weibliche Detektive gab? Diese Idee, so achtlos erwogen, ließ ihn in seinen Gedanken innehalten. Natürlich, das war die Lösung! Er würde eine junge Detektivin anstellen und sich von ihr auf Silvies Spur bringen lassen. Unsinn! Erhob sich eine innere Stimme. Wer wußte, was das für Frauenzimmer waren, dié diesem Beruf nachgingen? Und ob es sie überhaupt gab? Nun, er konnte es zumindest versuchen. Er selbst war am Ende seiner Weisheit

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