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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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ausgedacht, das sie davon abhält. Sehen Sie selbst.« Sie reichte das Schreiben Seiner Lordschaft an den Burschen weiter: »Der Earl bestätigt, daß Sie und Miss Stapenhill mit ihm verreisen!« rief Al überrascht.
    Mary Ann lächelte zufrieden: »So ist es. Sieh selbst, Kitty. Wird sich deine Tante jetzt nicht zufrieden in ihrem Stuhl zurücklehnen, froh,die Verantwortung für ihre lästige Nichte auf jemand anderen übertragen zu haben?«
    Kitty nahm ihrer Freundin die frechen Worte nicht übel: »Natürlich wird sie das«, bestätigte sie erfreut. »Aber wie ist es dir gelungen, den Earl zu diesem Schreiben zu veranlassen. Weiß er doch, daß ich sein Mündel…«
    »Aber nein!« wiedersprach Mary Ann gut gelaunt. »Ich sagte, ich würde diese Bestätigung für mein Detektivbüro benötigen. In Wirklichkeit werden wir es morgen bei unserer Abreise an einen Hoteldiener übergeben. Er soll das Schreiben zu deiner Tante bringen.«
    Kitty klatschte begeistert in die Hände: » Estupendo ! Wirklich großartig. Du bist einfach ein kluger Kopf, Annie!« rief sie begeistert. »Ist sie das nicht, Al?«
    Der Diener dachte nicht daran, in ihre Begeisterung einzustimmen.
    »Ich fahre nicht mit«, verkündete er düster.
    Kitty hielt inne, und jedes Lächeln wich aus ihrem Gesicht: »Dann eben nicht«, erklärte sie patzig.
    »Aber warum denn nicht?« fragte Mary Ann fassungslos.
    »Ich halte die ganze Sache für ein viel zu waghalsiges Unterfangen«, erklärte der Diener. »Das ist doch viel zu gefährlich. Was ist, wenn Sie die verschwundene Miss Westbourne nicht finden? Was ist, wenn diese einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist? Was ist, wenn man sie nur als Vorwand dazu nimmt, einen Mord zu verschleiern?«
    »Glauben Sie wirklich?« erkundigte sich Mary Ann, schlagartig in ihrer Abenteuerlust gebremst.
    »Unsinn!« fuhr Kitty auf. »Jasper, ach, ich meine, Justin würde so etwas nie tun. Er ist ein Ehrenmann.«
    »So gut kennen Sie ihn, Missy?« fragte Al scharf.
    »Er ist schließlich mein Vormund«, entgegnete Kitty kühl. »Es steht Ihnen nicht zu, ihn derart zu verdächtigen.«
    »Und ich kutschiere Sie dennoch nicht«, erklärte Al bestimmt. »Ich fahre Sie doch nicht sehenden Auges in Ihr Unglück…«
    »Pah, Unglück!« rief Kitty aus. »Wer spricht denn davon, daß Sie uns kutschieren sollen. Wir werden in der gräflichen Kutsche reisen. Vornehm, weich gefedert, mit dem Wappen auf dem Schlag. AllePoststationen werden sich darum reißen, uns als Gäste zu haben, die besten Zimmer werden für uns reserviert…«
    »Und Miss Westbourne ist vorgewarnt und längst über alle Berge, wenn Sie sich nähern«, warf er ebenso trocken wie vernünftig ein.
    »Sie glauben also doch, daß etwas wahr sein kann an der Geschichte, die St. James mir erzählte«, stellte Mary Ann aufatmend fest. »Sie glauben auch nicht wirklich an ein Verbrechen, nicht wahr? Sie halten es für möglich, daß sich Miss Westbourne vor dem Earl versteckt hält?«
    »Möglich wäre es«, räumte der Diener widerwillig ein.
    »Soll sie doch!« rief Kitty aus. »Mir macht es gar nichts aus, wenn wir die Lady nicht finden.«
    »Aber mir macht es etwas aus!« rief Mary Ann entrüstet. »Ich habe dem Earl unsere Hilfe versprochen. Und ich habe dafür bereits eine Anzahlung von zweihundert Pfund kassiert. Was Sie sagen, erscheint mir vernünftig, Al. Es ist besser, wenn wir nach Rye fahren, ohne daß jeder den Earl auf den ersten Blick erkennt. Wir werden also in Kittys Kutsche fahren müssen, denn diese ist klein und unauffällig. Und Sie, Al, werden kutschieren.« Sie warf dem Diener einen prüfenden Blick zu. »Ich kann mich doch darauf verlassen, daß Sie uns nicht im Stich lassen, Al Brown, nicht wahr?«
    Der Bursche starrte einige Zeit regungslos vor sich hin. Mit keiner Miene verriet er die verschiedensten Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. Schließlich wandte er das Gesicht Mary Ann zu, und seine Lippen waren zu einem kaum merklichen Lächeln verzogen: »Gut, Miss Mary Ann«, verkündete er schließlich. »Es soll sein, wie Sie es wünschen. Sie können sich auf mich verlassen.«

XIII.
    Die Fahrt dauerte lange und war sehr eintönig. Der Earl hatte nach kurzem Zögern zugestimmt, sowohl seine Kutsche als auch seinen empörten Kammerdiener zu Hause zu lassen. Die Idee, daß er inkognito reisen sollte, hatte etwas für sich. Er glaubte zwar nicht, daßSilvie wirklich aus dem Haus ihres Großvaters fliehen würde, wenn sie wußte, daß er kam.

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