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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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heraufholen?«
    Seine Lordschaft schien nicht eben begeistert zu sein. »Wenn der Portwein von eben derselben Qualität ist wie der Wein zum Essen…«,meinte er skeptisch. Der Wirt lachte und wischte mit seiner grünen Schürze die Tischplatte sauber. »Aber nein, Myiord. Der Port ist erste Klasse, das können Sie mir glauben, Sir. Eben erst von Spanien eingetroffen. Das schwör ich Ihnen, so wahr ich Peter Sandown heiße. Hab da so meine Beziehungen, Freihändler, Sie wissen, was ich meine.« Seine Lordschaft lehnte sich in seinem Stuhl zurück und nickte: »Na gut, bring ihn her. Ich riskiere es.«
    Der Wirt grinste von einem Ohr zum andern und verließ unter Bücklingen das Extrazimmer.
    »Freihändler?« erkundigte sich Kitty sichtlich verwirrt. »Was sind das für Händler, die den Wirt mit spanischem Portwein beliefern?«
    »Sie wissen wirklich nicht, was Freihändler sind?« erkundigte sich Seine Lordschaft erstaunt.
    » Cómo voy a saberlo? Woher soll ich denn das wissen? Ich bin noch nie in dieser Gegend gewesen. Was sind das für Händler?«
    »Das sind gar keine Händler«, entgegnete der Earl, und es klang ziemlich gelangweilt. »Es sind ganz normale Schmuggler, von denen der Wirt hier spricht.«
    »Schmuggler!« Kittys Augen wurden groß. »Sie können doch nicht im Ernst hier sitzen und geschmuggelten Portwein trinken! Das ist doch sicherlich verboten!«
    Die Bestimmtheit, mit der sie gespochen hatte, entlockte dem Earl ein amüsiertes Lächeln: »Ihre strengen Moralvorstellungen in Ehren, Miss Kitty«, begann er. »Aber kaum jemand hat hier in der Gegend etwas gegen Schmuggelei einzuwenden. Die Steuern und Zölle für Genußmittel wie Tee, Tabak und Alkohol sind einfach unverschämt hoch. Und die Zollbeamten haben es auch nicht geschafft, sich die Bevölkerung zu ihren Freunden zu machen. Im Gegenteil. So manches Herrenhaus hier an der Küste stellt seine Keller für die Schmuggler zur Verfügung. Natürlich ist das verboten. Und natürlich will niemand aus der vornehmen Gesellschaft mit den Schmugglern in Zusammenhang gebracht werden. Aber geschmuggelten Portwein zu trinken, das kann einem niemand verbieten.«
    »Wenn das so ist, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß die Zollbehörden tatsächlich gegen Schmuggler sehr viel ausrichten können«, stellte Mary Ann sachlich fest.
    »Können sie auch nicht«, bestätigte Seine Lordschaft. »Noch dazu ist es nur erlaubt, einen Schmuggler festzunehmen, wenn man ihn in flagranti ertappt. Doch kaum einer dieser ›Freihändler‹, wie sie sich nennen, ist dumm genug, sich erwischen zu lassen.«
    In diesem Augenblick kam der Wirt zurück und stellte eine dunkle Flasche vor dem Earl auf den Tisch. Er öffnete sie mit einem gekonnten Griff und schenkte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein frisches Glas. Mary Ann und Kitty erhoben sich, um sich zurückzuziehen. Nicht umsonst hatte Miss Chertsey wiederholt darauf hingewiesen, daß es in der vornehmen Gesellschaft üblich war, die Herren dem Portwein alleine zu überlassen. Die Damen hätten sich inzwischen in den Salon zurückzuziehen, zu plaudern, vielleicht auch zu musizieren und darauf zu warten, daß die Herren sich ihnen wieder anschlossen.
    Seine Lordschaft beobachtete den Aufbruch der beiden mit Überraschung. Die Detektivinnen waren wirklich in den gesellschaftlichen Konventionen bestens geschult. Er mußte Goldsmith ein Kompliment machen. Doch heute fand er diese übliche Gepflogenheit überflüssig. Er hatte keine Lust, alleine in diesem kargen Gastzimmer zu verbleiben und in einsamer Stille ein Glas Portwein nach dem anderen in sich hineinzuschütten. »So bleiben Sie doch hier«, forderte er die Mädchen auf, und leichte Ungeduld war in seiner Stimme zu hören. »Morgen werden wir Bakerfield-upon-Cliffs erreichen. Vielleicht haben wir Glück, und Silvie läuft mir gleich am ersten Tag über den Weg. Doch falls das nicht der Fall ist, wie werden wir weiter vorgehen? Wenn ich Sie recht verstanden habe, Miss Mary Ann, dann halten Sie es für sinnvoll, wenn ich mich nicht mit meinem eigenen Namen vorstelle?« Sein Tonfall verriet, daß ihm diese Vorstellung alles andere als angenehm war.
    Diese nickte. »Natürlich nicht. Versetzen Sie sich doch einmal in Miss Westbournes Lage. Sie wurde zu einer Heirat mit Ihnen gezwungen… überredet«, verbesserte sie sich, als sie den eisigen Blick Seiner Lordschaft wahrnahm. »Sie versteckt sich bei dem einzigen Vertrauten, der ihr geblieben ist, ihrem

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