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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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schwöre Ihnen, absolut nichts. Kitty betrat das Zimmer, sah ihren Vormund und fiel in Ohnmacht. Ich finde das auch sehr seltsam.«
    »War das das erste Mal? Ich meine, ist Miss Kitty in der Vergangenheit bereits öfter in Ohnmacht gefallen?« erkundigte sich Al besorgt und tauchte das Tuch erneut in die Blechschüssel, in der das Zimmermädchen das kalte Wasser gebracht hatte.
    Mary Ann schüttelte den Kopf. »Nicht, daß ich wüßte.« Sie überlegte.»Nein, in der Schule ist das nie vorgekommen. Vielleicht lag es daran, daß sie sich in den letzten Tagen nicht wohl fühlte.« Sie hielt inne und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte: »Übrigens, Al, ich glaube, Sie sollten nicht auf dem Bett Ihrer Herrin sitzen. Das gehört sich nicht.«
    Der Diener wurde einer Antwort enthoben, denn in diesem Moment begann Kitty sich zu bewegen. Sie seufzte, murmelte unverständliche Worte und schlug die Augen auf. Vorsichtig versuchte sie, sich aufzusetzen. Sofort sank sie stöhnend in die Kissen zurück: »Au, mein Kopf!« Sie versuchte vorsichtig, ihren Kopf zu drehen. Da saß ihr Reitknecht an ihrem Bettrand und lächelte besorgt auf sie nieder. Das war allerdings seltsam. »Al!« rief sie aus und griff sich gleich wieder mit der Hand an die pochenden Schläfen. »Was ist passiert? Haben Sie mich niedergeschlagen?«
    Nun war auch Mary Ann an ihrer Seite. »Aber nein, Kitty, weißt du es denn nicht mehr? Du betratst das Zimmer deines Vormunds…«
    Kitty setzte sich steif in ihrem Bett auf: »Richtig!« rief sie aus. »Und da war er! Ich ging in die Bibliothek und sah ihn, Mary Ann, ich habe ihn leibhaftig vor mir gesehen. Ich schwör’s.«
    »Wen? Sie haben wen gesehen?« erkundigte sich Al verwirrt.
    »Ihren Vormund«, erklärte Mary Ann gelassen.
    »Nein, Annie! Doch nicht den alten Herrn. Ich sah ihn, den Gentleman aus Bath. Jasper. Annie, wie kam er ins Haus meines Vormunds?«
    Mary Ann starrte sie mit offenen Augen an: »Du meinst einen großgewachsenen Herrn, so ungefähr dreißig Jahre alt? Mit braunen Lokken und grauen Augen?« erkundigte sie sich.
    Kitty nickte begeistert.
    »Das ist dein Vormund«, erklärte ihr Mary Ann trocken.
    »Mein Vormund ist alt. Er ist der Bruder von Tante Jane. Die kennst du doch, Annie«, beharrte Kitty. »Mein Vormund muß über fünfzig sein. Und er heißt nicht Jasper«, setzte sie als letzten Triumph hinzu.
    »Nein, aber Justin«, erklärte Mary Ann. Sie wunderte sich über sich selbst. Wieso war sie plötzlich so verärgert? Es konnte ihr doch egal sein, wenn sich Kitty in ihren eigenen Vormund verliebt hatte.
    Al blickte von einer Freundin zur anderen. Er konnte sich keinen Reim auf das Gehörte machen. »Ist eine der Damen vielleicht so freundlich, mir zu erklären, was hier vor sich geht?« forderte er energisch.
    Kitty blickte zu ihm hinüber, als nehme sie ihn erst jetzt richtig wahr: »Sie sitzen auf meinem Betti« rief sie, und ihre Stimme klang ebenso erstaunt wie entrüstet.
    »Das habe ich ihm auch schon gesagt«, verteidigte sich Mary Ann. Diesmal erhob sich Al sofort. Er stellte die Blechschüssel zur Seite und zog einen wackeligen Stuhl vom Fenster zu Kittys Bett heran.
    »Also, was ist hier los?« erkundigte er sich und nahm rücklings auf dem Stuhl Platz.
    »Es geht Sie zwar nicht im geringsten etwas an, Al«, begann Kitty, und es klang nicht so, als wäre sie ihm böse, »aber ich habe mich vor einiger Zeit in einen Gentleman verliebt. In den bestaussehenden Mann, den man sich vorstellen kann. Groß, mit feingeschnittenen Gesichtszügen, langen braunen Locken…«
    Al war fassungslos: »Sie haben sich in St. James verliebt?« rief er aus.
    »Ihren eigehen Vormund!«
    Kitty nickt: »Ja, ist das nicht fantastisch? Auch wenn ich es kaum glauben kajtin. Es scheint wirklich, als seien mein Onkel und der aufregende Unbekannte ein und dieselbe Person. Und nun ziehe ich in sein Haus ein. Er wird mich in die Gesellschaft einführen! Glaubt ihr an so etwas wie Bestimmung? Das kann doch kein Zufall sein. Nein, das ist Schicksal…«
    Mary Anns nächste Worte waren geeignet, ihre Euphorie schlagartig zu bremsen: »Wir werden nirgendwo hinziehen, Kitty«, erklärte sie bestimmt. »Und schon gar nicht in das Haus Seiner Lordschaft.«
    »Aber warum denn nicht?« erkundigte sich Kitty verwundert. »Wir sind doch hierhergekommen, um meinen Vormund zu bitten, uns bei sich aufzunehmen, Mary Ann. Was ist geschehen, daß du denkst, wir müßten

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