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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Viscountdachte nicht daran, ihn aufzugreifen. »Ihr Bruder hat doch meines Wissens gar kein Haus in der Gegend«, sagte er statt dessen und schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Wie immer, wenn die Rede auf die Familie Rivingston kam, war dem Earl unbehaglich zumute. Wie gut war Mary Ann wirklich mit den Familienverhältnissen vertraut? Würde sie sich über kurz oder lang doch verraten? Es war dumm gewesen, die Sprache auf die Neffen zu bringen. Ein Glück, daß der alte Bakerfield nicht wußte, wie die Kinder von Lord Ringfield wirklich hießen.
    »Sie haben vollkommen recht, Sir. Ringfield Place, das Haus unseres Bruders, befindet sich in Surrey«, erklärte Mary Ann und nippte an ihrem Tee.
    »Was waren das für Bekannte, die Sie hier besuchen wollten?« erkundigte sich der Viscount. »Noch etwas Tee, Kaplan?« Obwohl er die letzte Frage an den Geistlichen gerichtet hatte, blieb sein Blick eindringlich auf dem Gesicht des Earls haften. Dessen Gehirn arbeitete fieberhaft. Sie waren jetzt in Kent Wer zum Teufel wohnte noch in Kent? »Lornerly!« erklärte er schließlich aufatmend. »Wir besuchen Windon Hall.«
    Der Viscount stutzte: »Ach, tatsächliche« wollte er wissen. »Sie besuchen Lornerly. Ist etwa der junge Tunichtgut schon wieder zu Hause?« Es war erstaunlich, wie gut der greise Viscount informiert war. Er kam doch seit Jahr und Tag nicht aus dem Haus.
    St. James nickte reichlich verwirrt: »Ja, Sir. Erst kürzlich erreichte mich sein Brief. Er hat die Kavalierstour beendet und ist in das Haus seiner Eltern zurückgekehrt.«
    »Na, da wird sich seine Mama aber freuen«, sagte der Viscount und lächelte. »War ein sehr, sehr hübsches Mädchen, diese Amable Grath. Windon hat sie mir vor der Nase weggeschnappt, damals. Na ja, das sind alte Geschichten. Ihr zweiter Sohn, der jüngste, das soll ja ein ganz wilder Bursche sein. Ganz im Gegensatz zum Erben, wie heißt denn der noch mal…«
    »Alfred«, warf Mary Ann hilfreich ein.
    »Ja, richtig, Alfred. Sie mögen Alfred Lornerly, Miss Rivingston?« erkundigte sich der Hausherr scheinbar beiläufig.
    Der Earl hielt die Luft an. Doch Mary Anns Wissen war nicht zuunterschätzen. Schließlich hatte sie nicht vergeblich vier Jahre lang den Unterricht bei Miss Chertsey genossen und jede Anekdote, die diese über die schillernde Welt des Hochadels zum besten gab, gierig in sich aufgesogen: »Nicht unbedingt, Sir. Dafür schätze ich Alexander Lornerly um so mehr. Er ist ein schneidiger Sportsmann. Seine Pferde haben schon zweimal das Rennen ins Ascot gewonnen.« Der Earl war sprachlos.
    »Die Gäste sind gekommen, Sir!« verkündete der Butler an der Tür.
    Der Hausherr stellte geräuschvoll seine Tasse ab. Ein Strahlen ging über sein rundes, pausbäckiges Gesicht. »Nur herein mit ihnen, nur herein! Finch, schieben Sie mich bitte zur Tür. Ich möchte Sarah entgegengehen.«
    Der Pfarrer stellte seinen Kuchenteller beiseite und tat, wie ihm geheißen worden war.
    Mary Ann und St. James hatten sich ebenfalls erhoben. »Du kennst Lornerly?« flüsterte er ihr zu. Mary Ann schüttelte den Kopf. »Alle Achtung!« murmelte er ihr zu. »Du hast deinen Beruf wirklich von der Pike auf gelernt.«
    Dann war keine Gelegenheit mehr für heimliche Gespräche, denn Mrs. Aldwin rauschte in den Raum. Sie war eine kleine Person mit hoch aufgetürmten blonden Locken. Trotz ihrer Körperfülle war sie nach der neuesten Mode gekleidet. Die hochgezogene Taille ihres rosafarbenen Reisekleides betonte den üppigen Busen. Der Samthut, der mit einer kecken Schleife unter dem üppigen Kinn verschlossen wurde, war mit zahlreichen Pfauenfedern in verschiedenen Rosatönen geschmückt. Sie wippten, als sich Mrs. Aldwin mit trippelnden Schritten näherte: »Onkel Robert, Liebling!« rief sie aus und beugte sich nieder, um den Viscount zu umarmen. »Wie schön, dich wiederzusehen. Du siehst gut aus. Frisch und rosig, nicht wahr, James? James, wo steckst du denn schon wieder? Sieht Onkel Robert nicht rosig aus? Wir sind sofort gekommen, als wir dein Schreiben erhielten. Paulina mußte sofort hierher. Sie wollte sich noch etwas frisch machen, bevor sie nach einer so langen Reise ihrem Lieblingsonkel unter die Augen tritt. Aber nun sag schon, lieber Onkel: Wo ist Silvie? Ich sehe, daß sie nicht hier im Salon ist. Kannst du sie rufen, ich brenne darauf, sie zu sehen.«
    »Sarah, darf ich dir unsere Gäste vorstellen?« erklärte der Viscount anstelle einer Antwort.
    Mrs. Aldwin fuhr herum:

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