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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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»Gäste!« rief sie aus. »Ich wußte nicht, daß du Gäste hast. In Anbetracht der Lage…«
    »Aber wo hast du denn deine Augen, meine liebe Sarah. Unsere Gäste sind doch so stattlich, die konntest du doch unmöglich übersehen. Kennst du Miss Rivingston, Mr. Rivingston?« unterbrach sie der Viscount abermals.
    Das vermeintliche Geschwisterpaar trat näher. Mary Ann versank in einen formvollendeten Knicks, während ihr Mrs. Aldwin gnädig drei Finger reichte. »Mr. Rivingston?« fragte Mylady irritiert.
    Nein, bitte nicht, dachte St. James entsetzt. Nicht das entwürdigende Schauspiel mit dem unehelichen Sohn noch einmal. Der Viscount rettete ihn aus der Verlegenheit, als er das Thema wechselte und den großgewachsenen rötlichblonden Mann begrüßte, der, ohne sich zu rühren, neben der Tür gestanden war: »James, mein Junge, sei willkommen.«
    »Gott segne die Reisenden, denn sie sind auf der Suche nach der Wahrheit«, verkündete der Kaplan.
    Mrs. Aldwin lächelte ihm freudestrahlend zu: »Schön gesprochen, Mr. Finch«, sagte sie anerkennend.
    »Lassen Sie mich raten, Kaplan. War dieses Zitat aus dem zweiten Brief an die Thessaloniker?« erkundigte sich Mr. Aldwin schmunzelnd.
    Der Kaplan errötete vor Freude und Verlegenheit: »Nein Sir, ein Eigenzitat. Wenn ich so sagen darf. Es fiel mir eines Nachts ein, als ich über das Reisen sinnierte. Und es schien mir nun passend, es zu verwenden.« Mr. Aldwin reichte ihm die Hand. »Sehr passend, Mr. Finch«, sagte er. »Ich freue mich, Sie bei so guter Gesundheit zu sehen.«
    Der Viscount stellte ihm die übrigen Gäste vor. Da Mr. Aldwin aus Irland kam, sagte ihm der Name Rivingston nichts. So fand er auch an einem Mr. Rivingston nichts Seltsames.
    »Wir wußten nicht, daß Sie Besuch haben, Sir«, sagte nun auch er.
    Die Ohren des Geschwisterpaares waren gespitzt. Endlich schienen sie auf der Suche nach Silvie Westbourne weiterzukommen. Siemußte irgendwo im Hause sein, denn sonst wäre Mrs. Aldwin nicht so sicher gewesen, sie hier anzutreffen. St. James, der die langweiligen Stunden auf Bakerfield-upon-Cliffs bereits gründlich satt hatte, vergaß seine überstürzten Reisepläne. Natürlich würden sie nun hierbleiben. Er konnte es gar nicht erwarten, Silvie gegenüberzutreten.
    »Leider fahren unsere lieben Rivingstons bereits morgen wieder ab«, hörte er den Viscount sagen. »Wollt ihr Tee, meine Lieben? Ich kann sofort frischen bringen lassen. Bis zum Dinner ist es ja noch eine gute Stunde Zeit.«
    »Ja danke, Sir. Tee wäre nett«, antwortete Mr. Aidwin und trat an den Kamin, um sich die Hände am Feuer zu wärmen. »So eine Fahrt durch die kalte Winterlandschaft fährt einem ganz schön in die Knochen. Ist Silvie hier, oder ist sie drüben bei…«
    »Silvie ist nicht hier!« unterbrach ihn der Hausherr unwirsch.
    Mary Ann zuckte zusammen. Sie hatte den jovialen alten Herrn noch nie so unfreundlich erlebt. Mrs. Aldwin hatte auf dem kleinen Sofa Platz genommen, das sie fast zur Gänze ausfüllte. »Silvie ist nicht hier?« wiederholte sie fassungslos. »Was soll denn das heißen, Onkel Robert. Wir sind doch…«
    »Sarah, es gibt interessantere Themen, die wir besprechen könnten«, fiel ihr der alte Herr ins Wort. Er wollte noch eine scharfe Bemerkung hinzufügen, als sein Blick zur Tür fiel und sich sein Gesicht schlagartig aufhellte: »Ah, da bist du ja, Paulina, mein Engel!«
    Mary Ann und St. James, die dem Gespräch mit äußerster Spannung gelauscht hatten, seufzten unwillkürlich auf. Warum konnte Mrs. Aldwin nicht weitersprechen, jetzt, da es eben interessant wurde. Eher beiläufig glitt ihr Blick zur Tür. Doch was sie dort sahen, versetzte zumindest den Earl in sprachloses Erstaunen. Es war, als könne er seinen Augen nicht trauen. Dort stand das schönste Wesen, das er je gesehen hatte. Ein junges Mädchen, schlank und gerade von der richtigen Größe, nicht zu groß und nicht zu klein. Das blaue Samtkleid unterstrich das Blau ihrer großen, von dichten schwarzen Wimpern umgrenzten Augen. Lange blonde Locken rieselten bis über die Schultern. Ein Band, in demselben Blau wie das Kleid, hielt die Lockenpracht aus der Stirn.
    »Onkel Robert!« rief sie lächelnd und klatschte in die Hände. »Wie schön, wieder hier zu sein.« Sie küßte den alten Herrn auf beide Wangen, was sich dieser gerne gefallen ließ. Dann begrüßte sie die übrigen Gäste freundlich und senkte unter dem bewundernden Blick des Earls errötend die Lider. St. James sah es

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