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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Sie wartete, bis Anne sich wieder im Griff hatte, dann lauschte sie
geduldig dem Bericht zur Lage.
    »Also hat Teresa doch recht behalten«,
stellte Katie am Ende mit Überzeugung fest.
    »Teresa?«
    »Teresa Kokoszka. Eine Wahrsagerin,
Hellseherin, oder wie du willst. Sie legt Karten, pendelt und liest aus der
Hand.«
    »Soso.« Es war Anne völlig egal, wer
oder was diese Teresa war, aber schon hob Katie zu einer wirren Erklärung an:
»Das ist nämlich so: Teresa wohnt bei Lis, und Lis ist meine Freundin von
früher, bei der wohne ich jetzt im Moment.«
    Anne nickte nur. Katie warf einen
Blick auf ihre brandneue Swatch — Ziffernblatt mit Schlangenmuster, passend zum
Kleid, sie mußte wirklich einen latenten Hang zu diesen Amphibien haben.
    »Hast du ‘nen Fernseher hier?«
    »Fernseher? Sicher, da drüben,
aber...«
    Katie schaltete wüst an dem Gerät
herum. »Gleich, gleich müßte sie kommen«, verkündete sie aufgeregt.
    »Wer?«
    »Lis. Hier, da ist sie, siehst du? Die
Brünette da. Das ist Lis. Früher war ihr Haar aber anders, eher so kackbraun,
und länger.« Auf der Mattscheibe goß Lis, genannt Mona, gerade einem
angegrauten Herrn eine Kanne Kaffee über den Kopf.
    Anne winkte ab. »Kenne ich. Kam
gestern nacht schon.«
    »Sag bloß, du bist zum Fernsehen
hergekommen«, witzelte Katie, aber das war schon wieder zuviel, Anne wischte
sich erneut die Augen.
    »Nun komm«, Katie setzte sich neben
sie aufs Bett, »heul nicht. Wegen ‘nem Mannsbild! Pf!« Um sie aufzuheitern,
erzählte Katie wortreich und umständlich von der Begegnung mit Lis’ Großmutter
und über das Nasen- und Busenwunder: »Wir nannten früher ihren Busen —
natürlich nur hinter ihrem Rücken — Death Valley. Und stell dir vor, aus Death
Valley wurde Silicon Valley!«
    Anne lächelte schwach.
    »Weißt du, Lis’ Großmutter ist
stinksauer auf Lis. Die Nase und der Busen allein würden schon dicke reichen,
um die alte Kirsch auf die höchste Palme zu bringen, falls es in der Lower East
Side welche gäbe, aber daß Lis ihre Wundertitten auch noch öffentlich vorführt,
um für ein Sonnenöl zu werben, das schafft die Alte total. Diese Son-nenölsache
hat Lis immerhin einen Mordshaufen Kohle eingebracht, mehr als die
Schauspielerei.«
    Anne schüttelte den Kopf. Katie war
jetzt mitten in ihrer Show. Sie stolzierte im Zimmer auf und ab, streckte die
Arme theatralisch in die Luft und fuhr fort: »Und da ist noch was.« Sie rückte
nahe an Anne heran, leerte den Margherita vollends und wisperte geheimnisvoll:
»Lis hat ihren Namen geändert. Sie hat einen Künstlernamen, einen affigen,
französischen! Sie nennt sich jetzt, halt dich fest: Li Fleury! Kannst du dir
das vorstellen? So heißen im allgemeinen Nutten aus den Südstaaten. Eine
waschechte Jüdin aus der Lower East Side nennt sich freiwillig Li Fleury! Das
brachte die alte Kirsch an den Rand des Wahnsinns, das sage ich dir aus
zuverlässiger Quelle, denn ich habe sie gestern höchstpersönlich erlebt.«
    »Hör auf, hör auf!« Anne lachte nun
wirklich, über Katie und die ganze verworrene Geschichte. »Und wie heißt deine
Freundin Lis-Mona-Li Fleury denn nun richtig?«
    »Soll ich’s dir wirklich sagen?«
    »Nein.«
    »Echt nicht?«
    »Nö.«
    »Lisbeth Ziegenbalg.«
    Sie kugelten sich lachend auf dem Bett
herum.
    »Wie hast du mich überhaupt hier
gefunden?« fragte Anne, als sie sich einigermaßen gefangen hatte. »Und erzähl
mir jetzt nicht, daß das in den Karten von dieser Teresa gestanden hat.« Anne
verabscheute solchen Humbug.
    Katie widerstand um Haaresbreite der
Versuchung, Anne einen gewaltigen Bären aufzubinden. »Nein, ich hab’ dich
gestern vom Park aus zufällig hier reingehen sehen.« Sie sprang mit einem
energischen Satz auf. »Genug rumgequatscht, jetzt wird’s Zeit, daß du dich ein
bißchen herrichtest. Ehrlich gesagt, du siehst ziemlich fertig aus. Zieh dir
was Flippiges an, schmink dich, und dann gehen wir aus.«
    »Ich besitze nichts Flippiges.«
    »Ja«, nickte Katie ernst, »das habe ich
allerdings befürchtet.« Schon im Flugzeug war ihr aufgefallen, daß Anne zwar
teuer, aber reichlich bieder gekleidet war.
    Es dauerte ein knappes Stündchen, ehe
sich ein Kompromiß in der Kleiderfrage anbahnte, Katie erklärte sich
schließlich mit einem engen, schwarzen Cocktailkleid einverstanden, und bis
Anne genügend Make-up aufgetragen hatte, um die Nachwirkungen der Katastrophe
in ihrem Gesicht zu übertünchen.
    Dann nahmen sie ein Taxi und fuhren

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