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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Höhe zuckten. Oleg schreckte entsetzt zurück. Stieß gegen etwas und spürte Finger, die sich über sein Gesicht und seinen Mund legten. Er konnte nicht mehr schreien. Dabei wollte er schreien. Wollte laut herausschreien, dass dieses Monster nicht bloß in seinen Gedanken war, dass es echt war, dass es hier war, hier drinnen. Und dass sie alle sterben mussten.
    “Er ist im Haus”, verkündete Harry.
    Die zwei Beamten sahen ihn verständnislos an, als Harry auf die Wahlwiederholung des Handys drückte. “Ich hab es für japanische Musik gehalten, dabei war es ein Metallmobile. So eines, wie Jonas es in seinem Zimmer hat. Oleg hat auch so eins. Mathias war die ganze Zeit da. Dabei hat er es mir sogar noch angekündigt … “
    “Wie meinen Sie das?”, wagte der Beamte auf dem Rücksitz zu fragen.
    “Er hat gesagt, er sei zu Hause. Und das ist jetzt ja im Holmenkollveien. Er hat mir sogar mitgeteilt, dass er gerade zu Oleg und Rakel runter wollte. Ich hätte das verstehen müssen, der Holmenkollen ist doch von Torshovaus gesehen oben. Er war oben im Haus im Holmenkollveien. Auf dem Weg nach unten. Wir müssen sie aus dem Haus holen, so schnell wie möglich. Jetzt geh schon dran, verdammt!”
    “Vielleicht ist sie nicht in der Nähe des … “
    “Mann, es gibt vier Telefone in diesem Haus. Er hat die Verbindung unterbrochen. Ich muss sofort dorthin!”
    “Wir schicken einen anderen Streifenwagen”, schlug der Fahrer vor.
    “Nein!”, lehnte Harry ab. “Es ist sowieso zu spät. Er hat sie. Und wir haben nur noch eine einzige Chance: dass das letzte Teilchen seines Puzzles fehlt. Ich.”
    “Sie?”
    “Ja, ich bin auch ein Teil seines Plans.”
    “Dass Sie kein Teil seines Plans sind, meinen Sie wohl?” “N ein, dass ich dazugehöre, dass er auf mich wartet.”
    Die zwei Polizisten wechselten bedeutungsvolle Blicke, während sich von hinten ein dröhnendes Motorrad näherte, das sich langsam einen Weg durch den Stau bahnte.
    “Und Sie glauben, das tut er?”
    “Ja”, bestätigte Harry, blickte in den Außenspiegel, sah das Motorrad näher kommen, und dachte, dass er keine andere Antwort geben konnte. Denn es war die einzige, die ihm noch Hoffnung ließ.
    Oleg wehrte sich mit aller Kraft, erstarrte aber augenblicklich unter dem eisernen Griff des Monsters, als er den kalten Stahl an seiner Kehle spürte.
    “Das ist ein Skalpell, Oleg.” Das Monster hatte Mathias’ Stimme. ” Wir benutzen das, um Menschen aufzuschneiden. Du glaubst ja gar nicht, wie leicht das geht.”
    Dann bat ihn das Monster, den Mund aufzumachen, knebelte ihn mit einem dreckigen Lappen und befahl ihm, sich bäuchlings auf den Boden zu legen, die Hände auf dem Rücken. Als Oleg nicht gleich gehorchte, schob sich der Stahl hinter sein Ohr, und er spürte sein warmes Blut kitzelnd über die Schulter und unter sein T-Shirt fließen. Er legte sich auf den eiskalten Zementboden, und das Monster setzte sich auf ihn. Eine rote Schachtel landete neben seinem Gesicht auf dem Boden. Oleg las die Aufschrift auf der Verpackung. Es waren diese Plastikriemen, diese Strips, die man manchmal an Verpackungen fand und die man nur immer enger stellen konnte und nie wieder aufbekam. Und durchreißen konnte man sie erst recht nicht, so dünn sie auch waren. Dann spürte er auch schon, wie das scharfe Plastik in die Haut seiner Handgelenke und Knöchel schnitt.
    Er wurde hochgehoben und wieder fallen gelassen und kam gar nicht dazu, auf die Schmerzen zu warten, als er weich und knirschend landete. Er starrte nach oben. Er lag auf dem Rücken in der Tiefkühltruhe, spürte die Eispartikel, die sich an der Seitenwand gelöst hatten und auf der Haut seiner Unterarme und seines Gesichts brannten. Das Monster beugte sich über ihn und neigte den Kopf leicht zur Seite.
    “Lebwohl “, sagte er. ” Wir sehen uns bald auf der anderen Seite.” Als der Deckel zufiel, war es stockfinster. Oleg hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde, dann entfernten sich rasche Schritte. Er versuchte, die Zunge einzurollen und sie hinter den Lappen zu schieben. Er musste dieses Ding aus dem Mund bekommen, er musste atmen.
    Rakel hatte aufgehört zu atmen. Sie stand in der Tür des Schlafzimmers und wusste, was sie hier im Zimmer sah, war Wahnsinn. Blanker Wahnsinn. Vor Entsetzen standen ihr die Haare zu Berge, ihr Mund war weit geöffnet, und die Augen traten ihr aus den Höhlen.
    Das Bett und die anderen Möbel waren zur Seite geschoben worden. Das Parkett war

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