Schneemond (German Edition)
vorher betreten hatte. Theresa kauerte auf dem Boden und war in Tränen aufgelöst. Behutsam nahm sie die Frau, die ihre Mutter hätte sein können, in den Arm und hielt sie fest, in dem Versuch, ihr Trost und Geborgenheit zu geben. Lange saßen die beiden Frauen, eng umschlungen, auf den alten und verzogenen Holzdielen des Bodens und Maria strich Theresa immer wieder zärtlich über das Haar und versuchte, lange vergeblich, sie zu beruhigen. Endlich jedoch schien die tiefe Verzweiflung von Theresa abzuklingen und sie löste sich ein kleines Stück aus Maria’s schützender Umarmung und sah die Jüngere aus tränenroten Augen an.
»Maria, meine lieben Maria, es ist so schrecklich....«
Maria versuchte mit der Hand die Wange ihrer Freundin zu trocknen.
»Was ist den nur geschehen, Theresa. Ich bin in Spanien aus meinen Träumen hochgeschreckt und – ich weiß, das klingt jetzt vielleicht verrückt – aber ich wusste plötzlich mit Bestimmtheit, dass etwas Schreckliches geschehen ist und Du mich brauchst. Ich habe mich sofort aufgemacht und bin zurückgekommen, so schnell es ging.«
Theresa hatte zu weinen aufgehört und sah Maria mit einer Miene an, in der sich tausend wiederstreitende Gefühle spiegelten.
»Was hast Du geträumt?«, fragte sie furchtsam und mit heiserer Stimme.
Maria blickte verwundert zurück und erzählte Theresa dann langsam und stockend von ihrem Traum. Nachdem sie geendet hatte, verzog sie den Mund in dem unsicheren Versuch eines Lächelns.
»Ich hoffe, Du hältst mich jetzt nicht für komplett verrückt, aber das war irgendwie so.....
real
.«
Theresa richtete sich ein Stück auf, nahm das Gesicht der Jüngeren in beide Hände und sah sie zärtlich und liebevoll an.
»Oh Maria, ich
weiß
, dass Du nicht verrückt bist. Ganz im Gegenteil. Dubist die einzige Hoffnung, in diesen dunklen Stunden. Komm mit, ich muss Dir so vieles erklären und eine Menge Arbeit liegt vor uns.«
Mit diesen Worten sprang sie förmlich auf und zog Maria, der das Erstaunen über die plötzliche Wandlung ihrer Freundin überdeutlich ins Gesicht geschrieben stand, mit sich aus dem Raum und in eine ungewisse Zukunft.
Kapitel 21.
S amuel Moore fühlte sich wie gefressen, durchgekaut und ausgekotzt. Sein Bein schmerzte höllisch, sein Kopf dröhnte und er war einfach nur fix und fertig. Und das war kein Wunder. Dieses seltsame Telefonat mit Markow lag nun fast zwei Tage und mehrere tausend Meilen zurück und Moore hatte in dieser Zeit nur stundenweise Schlaf erwischt. Sofort, nachdem er aufgestanden war und gepackt hatte, hatte er Stanley aus dem Bett geworfen und ihn gebeten, den nächsten Flug nach Berlin zu buchen. Er wusste, dass er sich auf seinen Assistenten – besonders in dieser Hinsicht – bedingungslos verlassen konnte. Stanley Pearl war zweifelsohne ein Organisationstalent – eine Fähigkeit, die ihm in allen Feinheiten fehlte – und Moore konnte sich darauf verlassen, dass Stanley ihm die schnellste Verbindung besorgen würde. Keine halbe Stunde später hatte er ein Fax mit den wichtigsten Reisedaten erhalten und sich umgehend auf den Weg gemacht. So früh am Morgen war es auch nicht schwer gewesen, ein Taxi zu ergattern, dass ihn zum O´Hare International Airport brachte, von wo ein Flug um 6:10 Uhr morgens mit Delta Airlines nach New York für ihn gebucht war.
Anfangs, auf der Fahrt zum Flughafen und während des Eincheckens, war er noch viel zu beschäftigt, um sich über seine Konstitution Gedanken zu machen. Doch während des etwa dreistündigen Fluges, kam er langsam zur Ruhe und merkte, wie müde er eigentlich noch war. Nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Nacht, in der ihn Markow angerufen hatte, die erste Nacht seit langem war, in der er sich einmal wieder richtig ausschlafen konnte – zumindest hatte er das vorgehabt. Doch nachdem auch das nicht geklappt hatte, litt er eindeutig an einem Schlafdefizit. So beschloss er, zumindest den Flug für ein kleines Schläfchen zu nutzen und machte es sich, soweit als möglich, gemütlich.
Doch anstatt Erholung zu finden, verfolgten ihn Bilder von FBI-Agenten, die hinter ihm her waren und ihn erbarmungslos durch das Land hetzten. So fühlte er sich nicht wirklich erfrischt, als die Stewardess ihn, vor dem Landeanflug auf den La Guardia Airport in New York, weckte. Nachdem sich der Gedanke an eine Verfolgung erst einmal in seinem Gehirn festgekrallt hatte, wurde er ihn auch nicht mehr los. Immer öfter ertappte er sich dabei, dass er sich,
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