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Schneenockerleklat

Schneenockerleklat

Titel: Schneenockerleklat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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von der tschechischen Polizei und seine
Partnerin, eine 45-jährige Kabarettistin aus dem Marchfeld.
    Aber die kurze Besprechung des fünfköpfigen Exekutivgremiums
der FECI unter der Leitung Sir Fredericks hatte mit der Erkenntnis geendet,
dass keinerlei Grund für eine Programmänderung gegeben war. Der Unfall, dem der
arme Katzenbacher zum Opfer gefallen war, war zwar bedauerlich (Wir trauern in
diesem Moment mit den armen Hinterbliebenen und bla bla bla), aber offenbar
nicht zu verhindern gewesen. »Ein typischer Fall von zur falschen Zeit am
falschen Ort« hatte Sir Frederick treffend kommentiert und den morgigen
Tageszeitungen damit die Schlagzeile geliefert.
    Dann wurde beschlossen, die dadurch entstandene
Lücke im heutigen Abendprogramm mit einer Weinverkostung in der Vinothek des
›Semmering Grand‹ zu füllen.
    Tja, das waren schon harte Burschen, diese FECI-Granden.
Echte Krimineser eben, denen ein, zwei Leichen am Tag nicht die Laune verderben
konnten. Die gehörten eben zum täglichen Brot.
    Nach der Sitzung hatte Sir Frederick Palinski zur Seite
geholt und ihm unverhohlen Vorwürfe gemacht. Von Vertrauensbruch,
hinterlistiger Täuschung und belasteter Kooperationsbasis war da die Rede
gewesen. Und davon, dass er, nämlich Palinski, nicht damit rechnen konnte, bei
der bevorstehenden Jahresversammlung in den Vorstand kooptiert zu werden, und
zwar als Eventmanager mit einem jährlichen Salär von 42.000 Pfund und einem
großzügigen Spesenkonto, wie ihm der Sir das während der letzten Monate immer
wieder in Aussicht gestellt und ihn damit selbst in eher unguten Situationen
bei Laune gehalten hatte.

    Diese verdammte Gier, dachte Palinski und war stocksauer. Auf
den Sir und vor allem auch auf sich. Wer, dachte der Kerl, wer er war? Nur weil
er von sogenannter edler Geburt und in der Beamtenhierarchie der Londoner
Polizei nach oben geschwemmt worden war, war er noch lange nicht das Maß aller
Dinge, als das er sich offenbar sah.
    Als der Sir jetzt noch immer keine Ruhe gab und pseudo-amikal
insistierte, ob denn Palinski nicht bereute, was er getan hatte, und sich nicht
dafür entschuldigen wollte, platzte Mario schließlich der Kragen.
    »Ja. Sir Frederick«, stimmte er schließlich mit
Zorn in der Stimme zu. »Ich bereue, aber nicht, dass ich meinen Kollegen in
dieses blöde Rennen geschickt und vorgegeben habe, dass er ich sei. Das war
zugegebenermaßen dumm, aber auch lustig. Was ich wirklich bereue, ist, dass ich
Ihnen vor lauter Einschleimen, um diesen Job als Event-Kasperl zu bekommen, Ihr
dummes Ansinnen, ich soll für Scotland Yard an den Start gehen, nicht sofort
abgelehnt habe. Nein, was mache ich Depp, der schon das letzte Mal vor 30
Jahren eine lächerliche Figur auf Brettln abgegeben hat, stattdessen?
Irgendwelche dummen Tricks, unehrliche Verrenkungen, die Ihrer und meiner
unwürdig sind. Mit einem Wort, ich bin Ihnen in den, mit Verlaub gesagt,
faltigen aristokratischen … Hintern gekrochen. Und das nicht nur heute, sondern
schon die ganze Zeit über.
    Wissen Sie, Sir Frederick, das, und nur das, bereue ich
wirklich!«
    Jetzt drehte Palinski sich um, ging und ließ den nach Fassung
ringenden Sir ›Very important‹ einfach stehen.
    Und obwohl dieser Auftritt samt Abgang mit Sicherheit das
Ende seiner Ambitionen als FECI-Mitarbeiter bedeutete, fühlte sich Mario gut.
Nein, hervorragend. Viel besser als die ganze Zeit vor diesem Scheißevent.
    Verdammt, gabs dafür kein vernünftiges Wort auf Deutsch?

     
    *

     
    Die Spezialisten der Spurensicherung wurden
wieder einmal ihrem Ruf gerecht, zu sehen, wo es scheinbar nichts zu sehen gab,
und zu finden, wo sich andere schon vergebens bemüht hatten. So hatten sie auf
dem Dachboden, der sich sowohl Fink Brandtners als auch Palinskis durchaus
nicht unscharfen Blicken als leer dargeboten hatte, doch zwei höchst
interessante, vor allem aber vielversprechende Spuren entdeckt.
    Da war ein zusammengeknülltes, vor allem aber frisch
benutztes Papiertaschentuch (Oh, eine Fee!), das sich den neugierigen, aber
ungeschulten Blicken hatte entziehen können, weil es in eine Ritze am Boden
geflüchtet war.
    Das Besondere an dem ungustiösen Zellstoffknäuel war eine
ganze Menge noch nicht ganz getrockneten Rotzes, das in den Fasern klebte und,
sozusagen als Tüpferl auf dem ›i‹, mit den Spuren einer offenbar in der Nase
geplatzten Ader vermischt war.
    Weiters waren den scharfen Augen eines

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