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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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das
helle Licht des Mondes. Er scheint fast grünicht zu leuchten. So fremdartig und
fesselnd. Vielleicht ist dies der Ort, an dem Träume Flügel wachsen.

 
    Fest
umklammert hält Orlando das weiße Stück in seinen Händen und starrt in die
züngelnden Flammen des Feuers. Gedankenverloren und versteinert wirkt sein
Gesicht. Mary stupst ihn sanft an.
    „Du
denkst an deine Liandra.“ Es ist eine Feststellung, keine Frage.
    Orlando
verneint es nicht. Er öffnet jedoch die Hände und hält Mary den Gegenstand
entgegen. Das weiße rauteförmige Material ist mit geschnitzten Runen überseht.
Die Ränder sind in Wellenform geschliffen.
    „Was
ist das?“, will Mary neugierig wissen.
    „Ein
Amulett. Es ist aus Mammut-Elfenbein geschnitzt.“
    „Mammut?
Habe ich irgendetwas verpasst? Ich dachte die wären seit Ewigkeiten
ausgestorben.“
    Orlando
grinst. So eine Frage kann auch nur von seiner kleinen Ziehtochter kommen.
„Sind sie auch. Ihre Körper sind in Eis konserviert. Die Dolganen graben ihre
Stoßzähne oder Knochen aus, um daraus Talismane gegen das Böse herzustellen.“
    Nun
ist es an Mary zu grinsen. „Seid wann bist du denn abergläubisch?!“
    „Schaden
kann es nicht.“, erwidert Orlando und zuckt mit den Schultern. „Vielleicht
hätte es mich vor so manchem Unglück beschützt.“ Wieder dieser
gedankenverlorene Blick.
    „Liandra?
Bereust du sie kennen gelernt zu haben?“
    „Nein.“,
antwortet er ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. „Durch sie fühle ich wieder
den Mensch in mir.“
    „Auch
wenn sie dein Herz gebrochen hat?“
    „Lieber
ein Mensch mit gebrochenem Herzen als gar kein Mensch.“
    Lächelnd
legt Mary ihren in Felle gepackten Arm um Orlandos Schulter und schmiegt sich
an ihn. Sie hebt den Blick erneut zum Sternenzelt empor.
    „Wer
weiß, vielleicht sitzt sie gerade auch irgendwo auf der Welt und denkt genauso
schmachtend an dich wie du an sie.“
    Orlando
entfährt ein Lachen. „Bestimmt“, fügt er ironisch hinzu, doch auch er
betrachtet den fremdartigen Mond.
    Als
Marys Augen von dem Himmel hinabgleiten, keucht sie erschrocken auf. Ihrem
Blick begegnen Augen so rot wie die dunkle Glut eines Vulkans. Groß und voll
Zorn. Das Haar schwarz wie Pech. Es reicht ihm bis zu den Hüften und umhüllt
seinen Oberkörper dunklen Schwingen gleich. Seine Brust ist breit und muskulös.
Das perfekte Abbild eines Gottes. Seine Beine sind in eine schwarze Hose
gehüllt, das einzige Kleidungsstück, das er trägt. Seine Füße sind blank, doch
scheint er nicht den Boden zu berühren, sondern mehr zu schweben. Er strahlt pure,
klare Stärke aus, aber es fehlt ihm jegliche Wärme. Ohne Zweifel hat Kain seine
Höhle verlassen. Er lebte an einem Ort, an dem sich sonst nur die bösen Geister
verstecken.

 
    Wie bereits am Tag zuvor findet Tru Lia im
Schneidersitz auf ihrem Hotelbett vor mit einer Karte von Saudi Arabien und den
angrenzenden Ländern, rund um das rote Meer, vor sich. Nicht einen Blick hatte
sie bisher für das unglaubliche Hotelzimmer oder den umwerfenden Ausblick
übrig. Ihr Vater hat weder Mühen noch Kosten gespart und sie im besten Hotel
der ganzen Stadt untergebracht. Das Zimmer ist das Abbild einer Suite, wie man
sie aus amerikanischen Hollywoodstreifen kennt. Marmorfußboden, weiße Möbel,
ein Jacuzzi auf dem Balkon und ein Ausblick über die ganze Stadt bis hin zum Meer.
Bei Sonnenaufgang schimmert es leicht rosa.
    Doch Lia interessiert das wenig. Sie hätte man
genauso gut in eine winzige Kellerkammer verfrachten können. Sie steckt
verschiedenfarbige Fähnchen in die Karte vor sich, um sie nur minutenspäter
kopfschüttelnd wieder herauszuziehen. Ihr einziges Ziel ist ihre leibliche
Mutter zu finden und das am besten so schnell wie möglich, so kommt es auch,
dass sie seit ihrer Ankunft mit dem Zug das Hotel nicht ein einziges Mal
verlassen hat. Bereits am Bahnhof empfing sie eine eigene Limousine mit
Chauffeur, der sie vor dem prächtigen Hotel absetzte. Kaum, dass man die
Eingangshalle aus der brütende Hitze heraus betritt, umschließt einen angenehme
Kühle. Der Marmorboden ist mit schwarzen Mustern versehen und die Decke der Eingangshalle
besteht komplett aus Glas, sodass es immer schön hell ist. Na ja schön dürfte
da Geschmackssache sein. Doch auch Chasity und Claudia kommt dieses Land zu
gute, da sich hier niemand daran stört, wenn sie komplett in schwarze Schleier
gehüllt durch das Hotel laufen, wobei Claudia die Einzige von den Beiden ist,
die in der

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