Schneerose (German Edition)
gesehen.
Dicht
aneinander sitzen sie wieder auf dem Deck des Schiffes, während ihre nasse Haut
von den letzten Strahlen der Sonne trocknet. Farid schüttelt seine Haare wie
ein Hund sein nasses Fell und fährt sich danach lässig hindurch, bevor er sich
zu ihnen umdreht.
„Viele
sagen, dass rotes Meer ist Paradies am nächsten.“, er macht eine wirkungsvolle
Pause und weist um sich. Die Sonne geht hinter den Bergen unter und taucht das
Wasser in einen goldenen Glanz. Zum ersten Mal wirkt es wirklich rot, es
scheint zu brennen. Alleine der Anblick flutet einen mit Wärme.
„Rotes
Meer ist rot durch roten Sand am Meeresboden von verbrannten Bergen. Wenn Sonne
auf oder unter geht ist es stärker. Außerdem von Porphyrstaub von Vulkan, der
von Meer gewaschen wird. Hat nix zu tun mit Blut.“
Tru
ist es ziemlich egal wovon das Meer denn nun seine rötliche Farbe hat, der
Anblick ist zu schön um auch nur einen Gedanken an den Grund dafür zu
verschwenden. Es ist einer der Momente, die man in vollen Zügen genießen muss,
weil sie vielleicht nicht so schnell wiederkommen werden.
Am
Hafen angekommen, kehren sie nicht direkt zu ihrer wartenden Limousine zurück,
sondern laufen noch ein Stück am Strand entlang, Hand in Hand. Tru würde sich
zu gerne an diesen Zustand gewöhnen, obwohl ihre Angst vor einer weiteren Enttäuschung
groß ist.
„Danke!“,
sagt Lia plötzlich und bleibt stehen. Sie stellt sich Tru gegenüber und blickt
ihr offen entgegen.
„Danke,
dass du mich gezwungen hast das Hotelzimmer zu verlassen. Danke, dass du mir
den schönsten Tagen meines Lebens geschenkt hast. Danke, dass du mir immer
wieder verzeihst wenn ich meine schlechte Laune an dir auslasse. Danke, dass du
mich nie aufgibst...“, ihre Stimme bricht und Tränen quellen aus ihren Augen
hervor. Sie laufen über ihre geröteten Wangen und treffen Trus Herz. Sie ist
sprachlos.
„Danke,
dass es dich gibt.“, bringt Lia zuletzt hervor, wobei ihre Stimme bebt. In
ihren Augen liegt so viel Zuneigung, Wärme und Liebe, dass Tru von dem Anblick
ganz schwindelig wird. In ihrem Hals bildet sich ein Kloß, den sie zu unterdrücken
versucht. Ganz nah sind sie einander, nur Zentimeter trennen sie. Lias
schwacher Atem kitzelt die feinen Haare an ihrem Hals. Ihre Lippen sind so nah,
dass sie sich nur vorbeugen müsste, um sie mit ihren zu berühren.
„Vertraust
du mir?“, durchbricht Lia die Stille und Tru kann nur gehorsam nicken. Sie
würde alles für sie tun. Sie würde sogar sterben für sie, wenn es sein müsste.
Lia ist der einzige Mensch, den sie mehr liebt als sich selbst. Und jetzt weiß
sie es mit einem Mal sicher, sie LIEBT. Sie liebt mit Kopf und Herz. Sie liebt
mit allem, was sie hat.
Lia
streift ihr glattes, noch feuchtes Haar von ihrem schmalen Hals und legt ihren
Kopf leicht schief.
„Beiß
mich!“, bittet sie und wirft Tru damit völlig aus dem Konzept. Irritiert starrt
sie Lia entgegen.
„Ich
habe dir vertraut, jetzt tu du bitte dasselbe für mich.“
An
ihrem Schwanenhals pulsiert schwach ihre Ader. Trus Zähne dringen sanft und
leicht hinein wie in die dünne Haut einer reifen Erdbeere. Lias Blut fließt
über ihre Zähne, auf ihre Lippen, auf ihre Zunge und hinein in ihren Mund. Sie
schluckt. Es ist köstlich. Süß und vollmundig, wie ein Wein der Spätlese. Wenn
das der Geschmack von Gift ist, dann will sie auf der Stelle tot umfallen. Lias
Blut schmeckt nach Wärme, Leben und Liebe. Es fällt ihr schwer sich von ihrem
Hals loszureißen, doch noch mehr als das Blut liebt sie Lia.
Erfreut
schließt Lia Tru in ihre Arme und drückt sie feste an sich.
„Das
ist es!“, ruft sie glücklich aus. Ihre Freude wirkt ansteckend, sodass auch Tru
lachen muss.
„Was
meinst du?“
„Du
kannst mein Blut trinken, weil ich WOLLTE, dass du es trinkst.“ Ihr Blick
schweigt ab. „Sie war immer da. Sie hat mich nie verlassen.“, flüstert sie mehr
zu sich selbst als zu Tru.
Verlegen
sucht Tru Lias Blick. „Du meinst so eine Art Schutzmechanismus?“
Eifrig
nickt Lia. „Orlando und Chasity hat es vergiftet, weil ich es ihnen nicht
freiwillig gegeben habe.“
Während
Lias Blick im einen Moment noch voll bei Tru ist, starrt sie im nächsten in die
Ferne und spricht erneut mit sich selbst. „Ich stehe unter ihrem Schutz.“,
murmelt sie gerührt vor sich hin.
„Lia?“
„Meine
Mutter liebt mich. Sie ist dafür verantwortlich. Auch wenn sie nicht da war, so
hat sie mich doch immer durch mein Blut
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