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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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gesamten Körper. Er entfacht einen Flächenbrand, von ungeahntem
Ausmaß. Dort wo einst Dürre war, entsprießt neues Leben.
    Ihr
Arm presst sich gegen meine Lippen und immer mehr ihres süßen Saftes dringt in
meinen Mund. Ich schließe die Augen, denn um sie sehen zu können, brauche ich
nur mein Herz. Durch ihr Blut erkenne ich sie. Sie teilt ihr Leben, ihre Freude
und ihren Schmerz mit mir. Alles, was sie fühlt, wird zu einem Teil meiner
selbst. Ihre Rache ist mein Kampf. Ihre Liebe ist mein Ziel.

 
    Chasity fühlt sich plötzlich seltsam frei. So weit
hat sie den Traum noch nie geträumt. Er war stets beherrscht von Einsamkeit,
Angst und Finsternis. Doch nun scheint dort ein Licht am Ende des Tunnels zu
sein. Sie spürt SEINE unermessliche Liebe. Ganz leicht wird ihr davon ums Herz.
Es ist nicht das erste Mal in ihrem Leben, dass sie dieses Gefühl verspürt. Sie
weiß wie wahre, bedingungslose Liebe sich anfühlt. Nie hat sie selbst auf diese
Weise geliebt, doch hatte sie das Glück solch eine Liebe empfangen zu dürfen.
Claudia.

 
    Ihr
Herzschlag erfüllt die Stille, während meiner erloschen ist. Ich brauche ihn
nicht, solange ihre Hand in meiner liegt. Wir sind verbunden für die Ewigkeit.
Ihr Blut hat mich stärker gemacht, als ich es je zu hoffen gewagt hätte. Es
fließt wie ein reißender Strom durch meinen Körper. Ich könnte Stein in meinen
Händen zu Staub zermahlen. Ich könnte Berge dem Erdboden gleichmachen. Ich
könnte den Erschaffer selbst zum Kampf herausfordern. Doch alles, was ich will,
ist mein Haupt in ihren Schoß zu betten und den Himmel in ihren Augen zu
suchen. Sie sind heller als jeder Stern und so grün wie die See. Wie Smaragde
funkeln sie durch die Finsternis. Ich bin in ihnen gefangen. Doch dieses
Gefängnis nennt sich Paradies. Ich habe es gefunden, ohne IHN. Er hat uns betrogen.

 
    Licht flutet die Finsternis. Strahlender und reiner
als alles, was Chasity bisher gesehen habe. Schöner als jeder Sonnenaufgang und
wärmer als jeder Untergang. Wie ein Mantel umschließt es sie. Der Geruch nach
Regen, Erde und frischen Erdbeeren steigt in ihre Nase. Süßer Sirup fließt über
ihre Zunge und lässt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie blinzelt und
als sich ihre Augen an die Helligkeit langsam gewöhnen, blickt sie in ein
grünes Feuer. Es sind Augen, so fremd und schön zugleich. Grün wie die Bäume,
das Gras, die Pflanzen und die See. Grün wie das Leben.

 

Wie gebannt sitzt Claudia gegenüber von Lia auf dem
Bett und hält Chasitys Hand festumklammert. Immer wieder streicht sie über
ihren Handrücken, damit beruhigt sie nicht nur ihre Freundin, sondern vor allem
sich selbst. Sie war wenig begeistert von dem Vorschlag Chasity noch einmal
Lias Blut zu geben. Doch hatte vor allem die Succubus fest darauf bestanden sie
überhaupt erst mitzunehmen. Zudem ist Chasitys Gesundheitszustand seit Tagen
unverändert und keine Besserung in Sicht, welche Chance hat sie also schon?
    Bereits nach den ersten Tropfen, die Chasitys Lippen
berühren, entspannt sich ihr ganzer Körper und somit auch Claudias. Hoffnung
keimt in ihr auf und kaum dass Chasity die Augen aufschlägt, entfährt ihr ein
Seufzer der Erleichterung. Doch in ihrer Brust schmerzt es sie, dass Chasity
als erstes in Lias Augen blickt, anstatt in ihre. Sie hätte es sein sollen, an
deren Blick sie sich für immer zurück erinnern würde. Aber ihre Gefühle sind
nebensächlich, solange Chasity nur am Leben ist.
    Noch hat sie kein Wort gesagt, sondern nur Lia
verwirrt entgegen geblickt. Ihre Augen wandern durch das mit Vorhängen
abgedunkelte Hotelzimmer. Sie gleiten über Tru und die beiden Menschen. Alle
sind sie hier versammelt, um sich das Spektakel anzusehen. Nicht nur das
Zimmer, sondern auch die Anwesenden müssen Chasity fremd erscheinen. Ihr Blick
begegnet Claudias. Es spiegelt sich Erkenntnis darin. Sie wirkt beruhigt. Ihre
Erleichterung wandelt sich in Dankbarkeit und Zuneigung, doch da ist noch mehr.
Etwas in Chasitys Blick kann sich Claudia nicht erklären. Sie kennt ihre
Freundin schon so viele Jahrhunderte und trotzdem weiß sie den Blick, den ihr
Chasity nun vom Bett herauf zu wirft nicht zu deuten. Er ist liebevoll, aber so
unbekannt. Etwas hat sich verändert. Ist es womöglich Chasity selbst die sich
verändert hat?
    Es wäre nicht ungewöhnlich nachdem was sie
durchgemacht haben muss, doch sie haben gemeinsam schon so viel durchgestanden,
sodass sie auch diese Situation nicht entzweien wird.

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