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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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korrespondieren mit den Fugen der anthrazitfarbenen Bodenplatten, die Wände sind weiß. Ein wenig trostlos, das Ganze. Es gibt zwei Glastüren. Eine links, eine rechts. Außerdem einen großen Spiegel und ein paar Schilder, die darauf hinweisen, welche Firmen hier residieren. Die Firmenschilder sind uneinheitlich. Der Architekt wäre sicher nicht einverstanden mit diesem Durcheinander. Aber der Architekt, der das größte Bürogebäude von Fleurville entworfen hat, ist seit neun Jahren tot. Eine Nesselqualle hat ihn vor Südafrika fertiggemacht. Roland Colbert orientiert sich. Ohayon ist schneller. »Hier geht’s rein und dann rechts den Gang runter.«
    Ohayon wartet an der Glastür, der Kommissar geht zum Spiegel, Conrey vermutet etwas. »Stimmt doch, Roland. Du bist sauer!« Der Kommissar betrachtet sich im Spiegel, öffnet den Mantel und richtet seinen Schal so, dass er elegant wirkt. »Du bist sogar extrem sauer.«
    Die Zeitung hat über den Mord am Feensee geschrieben. Es ist üblich, dass so etwas vorher abgesprochen wird. Es könnte ermittlungstechnische Gründe geben, die Information noch nicht zu veröffentlichen. Jetzt werden alle, die etwas über den letzten Abend von Geneviève wissen, sich ein Bild machen. Werden vor dem Hintergrund antworten, dass sie ermordet wurde. Normalerweise gibt man der Polizei wenigstens zwei Tage Vorsprung.
    »Du bist extrem sauer, richtig stinkesauer, stimmt’s? Du versuchst, dich zu beruhigen.«
    Roland Colbert ist fertig. Er nickt seinen Sergeanten zu. Geht durch die Tür. Der Gang. Neun Meter lang, drei Meter breit, drei Meter hoch. Am Ende eine Tür.
    »Ihr zuerst.«
    Conrey betritt die Redaktion. Ohayon folgt ihm. Der Raum ist hell. Auf dem Boden mittelgraue und dunkelgraue Filzplatten je dreißig mal dreißig Zentimeter. Die Sergeanten gehen zu einem Tresen, bauen sich links und rechts auf. Roland Colbert folgt ihnen. Stellt sich in die Mitte. Im Raum drei Frauen um die dreißig an Tischen mit Bildschirmen. Viel Papier. Auch an den Wänden. Eine der Frauen steht auf, geht zum Tresen. Sie sieht drei Männer. Erst glaubt sie, der mittlere Mann sei der Besitzer der Zeitung. Dann nimmt sie an, er sei der Besitzer des Hauses. Dann hält sie beides für unwahrscheinlich. »Wenn Sie eine Anzeige aufgeben wollen, die Anzeigenannahme ist im Erdgeschoss. Sie können aber auch über Internet …«
    Sie hört auf zu sprechen. Faltet die Hände vor ihrem Bauch. Hebt die gefalteten Hände ein Stück weit an. Roland Colbert zeigt ihr seinen Dienstausweis. Sie wirft keinen Blick auf den Ausweis.
    »Polizei«, sagt Conrey. »Der Kommissar möchte mit dem Chefredakteur sprechen.«
    Roland Colbert steckt seinen Dienstausweis wieder ein.
    Die Frau versteht. »Geht es um die Sache am Feensee?« Roland Colbert bewegt sich nicht. Conrey bleibt ruhig. Ohayon beugt sich leicht vor.
    »Ich weiß nicht, ob Monsieur Alban Zeit hat. Sie sind nicht angemeldet?«
    Roland Colbert lächelt. Es ist ein freundliches Lächeln. Ein charmantes. Die Frau findet das Lächeln beruhigend. Ihre Hände lösen sich voneinander, schweben einen Moment. Öffnen sich ein Stück wie zur Einladung. »Ich sehe nach. Warten Sie bitte.« Es dauert nicht lange. »Kommen Sie.«
    Roland Colbert nickt. Ein Lächeln ist nicht nötig.
    Sie durchqueren den Raum. Wieder sind es neun Meter. Die Frau klopft an. Von innen eine Stimme. »Soll reinkommen!«
    Das Büro ist groß. Der Mann hinter dem Schreibtisch nicht. »Oh, gleich zu dritt! Na, da brauchen wir noch einen … Bringen Sie doch bitte einen Stuhl.«
    »Das ist nicht nötig, wir werden nicht sitzen.«
    »Dann nicht. Danke. Sie können gehen.«
    Die Frau schließt die Tür. Monsieur Alban setzt sich wieder. Ohayon betrachtet die Tür. »Die Tür, ist das was Spezielles? Ja, oder?«
    »Die Tür ist gefüttert, meinen Sie das?«
    »Wie bei einem Notar, oder?«
    »Mag sein.«
    »Ist die schalldicht?«
    »Wie?«
    »Kann man uns draußen hören, wenn wir laut werden?«
    Roland Colbert geht zum Fenster. Monsieur Alban greift nach einem Stapel Papier, hält sich daran fest. »Was soll das? Wollen Sie mir Angst machen? So läuft das aber nicht. Es geht um den Mord am Feensee. Wir können eine Abmachung treffen. Ich gebe euch Informationen und im Gegenzug werde ich über die Ermittlungen unterrichtet. Das wäre mein Vorschlag.«
    Roland Colbert dreht sich um und geht zum Schreibtisch.

    Die Brutalität der französischen Polizei!
    Gibt es die? Sind Mitarbeiter der französischen

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