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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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geht. Ist das ein Trick? Was soll er jetzt tun? Der kleine Dicke sitzt einfach nur da und macht nichts. Soll er ein Gespräch mit ihm anfangen? Nein, das wäre übertrieben. Er darf nicht übertreiben. Schweigen ist besser.

    »Was gibt’s denn, Conrey?«
    »Wegen Walter Heimann. Ich hab endlich diesen deutschen Kommissar erreicht, der damals an der Sache gearbeitet hat.«
    »Und?«
    »Die sehen das mit dem Fall von damals nicht so locker. Heimann konnte zwar nichts nachgewiesen werden, und sie haben sich wohl auch formell bei ihm entschuldigt … Aber der deutsche Kollege meint, es wäre null zu null ausgegangen.«
    »Interessant.«
    »Sie haben sogar versucht, ihn mit dem Mord an einem anderen Mädchen in Zusammenhang zu bringen, aber das hat nicht geklappt.«
    »Du meinst diesen Mordfall Isabel, von dem Heimann erzählt hat?«
    »Konnten sie ihm aber nicht nachweisen. Walter Heimanns DNA stimmte nicht überein. Isabel war ja vergewaltigt worden. Dieser deutsche Kommissar tickt irgendwie nicht ganz richtig. Er sagte immer wieder, dass Heimann viel schlauer ist, als man denkt. Er behauptet sogar, er hätte den DNA-Test manipuliert. Ich meine, ich frage dich, wie so was gehen soll. Was ist mit dem da drin?«
    »Wir fangen gerade erst an. Aber eins kannst du machen, Conrey. Frag beim Pförtner, ob Monsieur Agneau mit dem Auto gekommen ist. Wenn ja, soll Grenier sich den Wagen ansehen und die Reifen überprüfen. Aber schnell. Wir haben eigentlich nichts mehr, was wir ihn fragen können.«
    »Ich sag’s ihr.«

    Er fühlt sich inzwischen richtig wohl.
    Sobald der Kommissar aus dem Raum war, hatte die Stimmung gewechselt. Der kleine Dicke war eigentlich ganz angenehm. Sie waren ins Gespräch gekommen. Der Dicke hatte offenbar Schwierigkeiten auf der Schule gehabt. Und so hatte er ihm ein bisschen von den Sorgen der Lehrer erzählt. Da waren sie jetzt.
    »… Na ja, das war damals nicht leicht. Unsere Tochter wurde geboren, und meine Frau wollte weg aus der Stadt. Ich wäre eigentlich lieber in Hannover geblieben. Eine größere Stadt, Sie verstehen. Aber dann erfuhr ich, dass eine Stelle in Benningstedt frei wird. Das war eine absolute Ausnahme. Es gab damals eigentlich einen Einstellungsstopp für Lehrer, und dass so eine Stelle frei wird … Der Übergang war dann aber doch nicht so einfach. Aber das ist jetzt schon vier Jahre her. Und wie das so ist: Am Ende entpuppt sich das, was man meint zu wollen, oft nur als Bequemlichkeit. Inzwischen lebe ich sehr gerne hier. Meine Frau auch. Und unsere Tochter. Die ist jetzt sechs. Haben Sie Kinder?«
    »Leider nein.«
    Pierre Agneau will gerade anfangen, von seiner Tochter zu erzählen, als der Kommissar zurückkommt. Wird Zeit, dass ich denen sage, warum ich hier bin!
    »Ja, Monsieur Agneau … Viel gibt’s eigentlich nicht mehr zu fragen. Außer natürlich ganz obligatorisch: Wo waren Sie in der Nacht von Freitag auf Samstag, zwischen acht Uhr abends und vier Uhr morgens?«
    »Zu Hause. Ich habe Klassenarbeiten korrigiert.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Meine Frau war nicht da.«
    »Aha.«
    Dieses »Aha« und wie der Kommissar es ausgesprochen hat … Er muss sich zusammenreißen.
    Nicht zappeln!
    »Ist das schlimm, dass ich alleine zu Hause war? Haben Sie mich in Verdacht?«
    »Es wäre besser gewesen, wenn wir das ausschließen könnten,aber wenn wir jeden verdächtigen würden, der allein zu Hause war … Wo war Ihre Frau?«
    »Bei ihrer Mutter. Sie fährt am Wochenende immer hin. Die Einsamkeit.«
    »Und Ihre Tochter?«
    »Die ist mit meiner Frau gefahren.«
    »Da hatten Sie also einen freien Abend. Mal ohne Anhang. Oder?«
    Der kleine Dicke ging ihm allmählich auf die Nerven.
    »Kann ich mir gar nicht vorstellen, wenn man mal ohne die Bagage ist, dass man sich da an den Schreibtisch setzt.«
    »Ich musste Klassenarbeiten korrigieren.«
    »Wann wurden die geschrieben?«
    »Am Mittwoch.«
    »Warum haben Sie die nicht vorher korrigiert? Warum an Ihrem freien Abend?«
    »Das sind dreißig Arbeiten. Ich habe jeden Abend welche korrigiert. Am Mittwoch, am Donnerstag und auch am Freitag.«
    Er merkt, dass er fast wieder angefangen hätte zu zappeln. Das war beinahe schon ein Verhör. Jetzt würde sich ja herausstellen, ob er alles bedacht hatte. Und das Beste daran war, es konnte ihm gar nichts passieren. Natürlich! Er hatte die Arbeiten am Mittwoch und Donnerstag korrigiert, um am Freitag frei zu haben. Genau wie der kleine Dicke vermutet. Das Datum … Auch daran

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