Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Herbert Schmadtke gab Gas und scherte auf die Überholspur aus. Für die anderen hieß es derweilen warten. Drei Minuten vergingen. Fünf Minuten verstrichen. Schließlich war eine Viertelstunde vorbei. „Geduld!“, riet Amelie. Als die Schlafzimmertür nach weiteren zehn Minuten wieder aufging, hielt der Detektiv Stift und Block in der Hand. „Und wie ist es passiert?“ „Ist das ein Ja?“ „Blöde Frage! Er ist mitten in seinen Ermittlungen“, pulverte Baron von Straß. „Der Junge gefällt mir. Er sieht jetzt wieder normal aus.“ „Wir öffneten die Tür.“ „Sie alle?“ „Wir alle!“ Berti notierte die Namen. „Wann?“ „Um 08.05 Uhr!“ „Welche Situation haben Sie vorgefunden?“ Dr. Heberlein übernahm das Wort. „Der Leichnam lag im Badezimmer. Herr Schepperlin hatte sich wohl gerade für das Abendessen fertig gemacht. Er wurde mit seiner eigenen Krawatte stranguliert.“ „Mit seiner Krawatte im Badezimmer stranguliert. Man kann...“, Berti zögerte, betrachtete die Gruppe. „Man kann eine bestimmte Sexualpraktik ausschließen?“ „Sie Ferkel!“ „Herr Baron von Straß. Ich muss als Detektiv auch Fragen stellen, die man sonst nie stellt. Natürlich gehen wir von einem ehrenhaften Menschen aus, doch gestellte Fragen machen den Kopf frei und schließen etwaige andere Dinge komplett aus. Wenn ich nicht frage, stellt vielleicht ein Journalist diese Frage in aller Öffentlichkeit!“ „Ich verstehe. Cleverer Mann. Ich glaube, wir haben die richtige Wahl getroffen, meine Herren.“ „Keine Sexualpraktik! Er wurde definitiv bis zum Eintritt des Todes stranguliert! Ich zeige es Ihnen am besten an der Leiche.“ Berti presste die Lippen zusammen. „Wenn es nötig ist.“ „Das ganze Zimmer ist durchwühlt.“ „Also ein Raubmord!“ „Wer kann das nur getan haben?“ „Das werde ich herausfinden!“ „Sie benötigen uns noch?“ „Punkt 1. Wer weiß alles vom Mord?“ „Nur wir!“ „Ich muss Sie alle um Verschwiegenheit bitten!“ Berti ging im Zimmer auf und ab. „Zweitens. Keiner verlässt das Hotel!“ „Das ist sowieso nicht möglich.“ „Drittens: Ich benötigte eine Liste von allen Personen, die sich im Hotel befinden. Gäste und Angestellte!“ „Die bekommen Sie sofort!“ „Das kann ich übernehmen!“, schlug Amelie vor. „Meine Suite ist das Hauptquartier. Hier laufen alle Fäden zusammen. Wo ist der Tatort?“ „Zimmer drei!“ „Ich besichtige am besten sofort die Örtlichkeit. Herr Ostmann und Herr Prof. Dr. Heberlein unterstützen mich bitte dabei. Amelie kümmert sich um die Liste. Konny hält hier die Stellung. Baron von Straß setzt sich ins Foyer.“ „Warum muss ich ins Foyer?“ „Horchposten!“ „Clever!“
Jeder kam seiner zugeteilten Aufgabe nach. Der Detektiv, der Hotelbesitzer und der Arzt begaben sich zum Tatort. Als Zimmer Nr. 3 geöffnet wurde, war es Berti ein wenig mulmig zumute. Alle drei huschten in den Raum, die Tür wurde wieder geschlossen. Das Zimmer war kleiner als Bertis Suite, ohne jedoch weniger luxuriös zu wirken.
„Sollen wir gleich ... die Leiche?“, fragte der Arzt ansatzweise und deutete auf die Badezimmertür. „Ist wohl am besten.“ „Ich warte hier“, hielt sich Ostmann zurück. „Rühren Sie nichts an!“ Heberlein öffnete die Badezimmertür. Der Leichnam lag auf dem Fußboden. Arme und Beine waren langgestreckt. Die Arme lagen am Körper an. Das Gesicht war mit einem Handtuch bedeckt. Herr Schepperlin war mit Hemd und Hose bekleidet. Er trug Socken und Schuhe. „Befindet sich der Leichnam noch in der Auffindeposition?“ „Ja, warum?“ „Weil das für die Ermittlungen wichtig ist!“, pfefferte er dem Arzt entgegen. „Gab es Kampfspuren?“ „Nein. Er lag ganz genau so da, wie Sie ihn hier sehen.“ „Mit dem Tuch über dem Gesicht?“ Dr. Heberlein nickte. „Mit dem Tuch überm Gesicht.“ „Wie lange schätzen Sie, ist er schon ...“ „Tot? Nun, ich bin zwar kein ausgesprochener Pathologe, aber wenn ich die Raumtemperatur, die Leichenflecken und die Totenstarre berücksichtige, würde ich sagen, dass der Tod gestern Abend zwischen 19.00 Uhr und 21.30 Uhr eingetreten ist.“ „Todesursache?“ Der Herzchirurg deutete auf den Hals des Ermordeten, ohne das Handtuch vom Gesicht zu nehmen. „Die Krawatte ist noch um die Kehle geschlungen. Sehen Sie hier die Male am Hals?“ Berti versuchte, konzentriert zu wirken. Eigentlich hatte er Angst vor dem Leichnam, fand es unangenehm, hier zu sein, doch
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