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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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aufschlagen. Ob er Knut warnen sollte? Konny hustete. Nein! Er würde den Chef-Mongo ins Verderben laufen lassen.
    Eine halbe Stunde später ließ das Schwebegefühl nach. Die Euphorie schlich sich aus Bertis Körper, ein unbeschreibliches Leeregefühl trat an dessen Stelle. Der Detektiv hatte Magendrücken, litt unter Schwindel und hatte einen Geschmack im Mund, als hätte er in eine Marihuana-Pflanze gebissen.
Konny jammerte. Er hatte sich gerade zum zweiten Mal übergeben. Auf allen Vieren kroch er zurück ins Bett, zog die Decke bis zum Kinn und schlief ein. Nur wenige Minuten später begann Konny leise zu schnarchen. Aus war es mit Romantik. Vorbei war der Traum einer aufregenden, erotischen Nacht im Schlafwagen der Deutschen Bahn. Berti zog sich seinen himmelblauen Pyjama an. Das Schwindelgefühl hatte etwas nachgelassen. Als er sich hinlegte, schwor er sich, nie wieder einen Joint zu rauchen. Berti hörte einige Türen auf und zu schlagen. Kichern. Schnelle Schritte hetzten vor den Abteilen umher. Irgendwo stöhnte jemand lauter als gewöhnlich. Der Gitarren-Mongo spielte Blowin in the Wind. Die große Partnertausch-Aktion bei den Kiffgesichtern hat begonnen, strömte durch Bertis Kopf. Er dachte über den Abend nach. Plötzlich schnellte er nach oben. Im Bett sitzend schoss ihm Erna Kastenbauer durch den Kopf. Klick . Er schaltete das Licht wieder an. Ängstlich stand er auf. Mit zwei kleinen Schritten war er an der Tür. Ein Blick auf die Uhr. Es war zwei Minuten vor zwei Uhr morgens. Sie hatte ihren Besuch für Punkt zwei Uhr angekündigt. Vorsichtig öffnete der Detektiv die Tür des Schlafwagenabteils. Erleichtert stellte er fest, dass die sechs immer noch richtig angebracht war. Der Gitarren-Mongo verfehlte die richtigen Töne. Es hörte sich an, als ob er seine Klampfe vergewaltigen würde. Der Text hatte sich auf ein einziges Wort reduziert, die Stimme schwankte dabei scheinbar unkontrolliert hin und her. Mal sang er hoch, mal tief. „… blowin … blowin … blo … blo … blowiiiiiinn … jaaaa Baby …“ Jemand öffnete die Waggontür zum Schlafwagen. Berti schloss sein Abteil, legte aber sofort sein Ohr neugierig an die Tür. Leise Schritte waren zu hören. Das Lied war aus. Stille. Berti zitterte. Hoffentlich würde sie an seinem Abteil vorbeigehen! Angstschweiß stand auf seiner Stirn. Einzelne Schweißperlen lösten sich bereits und flossen über die Schläfen herab. Erna ging an ihrem Abteil vorbei. Etwas weiter klopfte es. „Hallo, meene siessen Schnuckelschen.“ „Herein!“ Berti hörte, wie die Tür eines Abteil auf und wieder zugestoßen wurde. Es folgten Worte, wie: „Nein … doch … aber … ohhh … na dann … ja … jaa … jaaaa … Knut … Knuuut!“ Der Gitarren-Mongo meldete sich bei dem Stichwort erneut zu Wort. Sofort stimmte er seinen Dauerbrenner von vorhin an. „... la … la … la … lalalalaaaaa ... hey Knut …” „Schnauze!“, brüllte Knut. „Los, meen siesser. Jezd ooch uff da reschdn Seide, un jezd widda uff da lingkn Seide … ohhh Knut!“ „… hey Knut … la … la … la …“ Berti legte sich zufrieden ins Bett. Die Gefahr war gebannt. Der Angstschweiß trocknete. Das leise Rattern der eisernen Räder beim Überfahren der Schwellen schaukelte Berti in den Schlaf. „Wie geht’s dir?“ Berti öffnete die Augen. Konny stand komplett angezogen vor dem Bett. Der Detektiv ließ während der nächsten drei Sekunden den gestrigen Abend im Kopfkino durchrauschen. Er verspürte keine Kopfschmerzen, setzte sich schnell auf und sah Sternchen. Der Kreislauf schien nicht rund zu laufen. „Großartig!“, schwindelte er. „Und du?“ „Mir geht es gar nicht gut. Ich habe Kopfschmerzen ohne Ende. Wie oft habe ich mich eigentlich übergeben?“ „Zweimal!“ „Kein Wunder, dass ich einen Kater habe.“ „Du hast ja auch beide Ramazotti verputzt!“ „Sei bitte ruhig. Ich mag nicht daran erinnert werden. Komm, raus aus den Federn.“ Berti schlüpfte gerade in den Norweger-Pulli mit Elch-Muster, als es klopfte. „Frühstück!“ Konny öffnete die Tür. Erna stand im Türrahmen. „Moschn. Ihr zwee seid vielleischt Roddsleffl!“ Berti und Konny traten einen Schritt zurück. „Was fia lustische Fissaschän ihr macht. Nu, mittn Gnuud wars ooch gud! Hier, isch hob ‘n Muggefug!“ Erna, die entspannt und glücklich aussah, überreichte ein Tablett mit zwei Tassen, einem Kännchen Milchkaffee und Croissants. „Gude Reise!“ „Tschüss, dann!“

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