Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
endschulldjen. Des Gegwaddsche von dänen do hind’n stehd ma bis zur Gurchl.“ „Die nerven wohl.“ „Des iss waa! Genau so isses.“ „Haben Sie Feuer?“ „Hier iss rochen vabooten!“ „Für das Teelicht“, wies Berti höflich hin. Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen der Bahnangestellten. „Ach so, keen Problem. Hier“, sagte sie, und überließ Berti ein Päckchen Streichhölzer. „Die gönn’se behald’n.“ „Danke sehr!“ „Wollnse ooch was essen?“ Berti zögerte, Konny nickte. Das Sandwich hatte Lust auf mehr gemacht und den Appetit angeregt. „Vielleicht eine Kleinigkeit. Wir haben schließlich einen 50-Euro-Gutschein.“ Das war die Entscheidung, der Wink mit dem Zaunpfahl. Berti nutzte die Gelegenheit sofort aus. „In der Bahnhofhalle hat es so lecker nach Currywurst gerochen. Haben Sie so was?“ „Mit Pommes? Mit Brötchen? Mit Baguette?“ „Zweimal mit Pommes“, bestellte Konny. „Sie beede sinn wohl ooch imma eener Meinung. Des erleischdad die Sachö.“ Sie wollte gerade weitergehen, als ihr noch etwas einfiel. „S’ Essen iss fier hier, odda soll ich’s uff Zimma troch’n?“ „Wir essen hier!“ „Guud!“ Sie war weg. Berti grinste breit. „Was ist denn los?“ „Es heißt doch Zimmer!“ „Es heißt Abteil. Wir befinden uns in einem Zug und heißt es Abteil!“ „Die Schienen-Saft-Schubse muss es doch wissen.“ „Entweder wollte sie einen auf lässig machen, oder sie stammt aus einer der geistigen Bildungswüsten Deutschlands!“ Die Freaks wurden immer lauter. Sie lachten andauernd. „Die gehören zu den Gute-Laune-Menschen“, flüsterte Berti. Konny nickte ab. „Jetzt schau sie nicht so eindringlich an. Du kennst doch die alte Kneipenregel.“ „Welche?“ „Wenn ein Depp in die Kneipe kommt, musst du immer wegschauen. Wenn du ihn ansiehst, wirkt dein Blick magnetisch und er setzt sich zu dir. Der Abend ist dann versaut!“ Berti sah sofort weg. Ihr Bier wurde serviert. „Currywurst kommt nach!“ Das Teelicht brannte, die Streichhölzer schob Berti in die Hosentasche. Einem romantischen Abend stand nichts mehr im Wege. Beide fühlten sich wie zwei Gäste im berühmten Orient-Express. Um nichts in der Welt hätten sie in diesem Moment die gewonnene Wochenend-Reise gegen das Bargeld tauschen wollen. Lediglich die feiernden Voll-Mongos nervten. Der Oberguru hatte zwischenzeitlich das Wort übernommen. Seine Schäflein hörten aufmerksam zu. „Liebe Glaubensfreunde, Brüder, Schwestern, ich begrüße euch auf dem Weg in unsere Unabhängigkeit. Wir werden in unserer Gemeinde erwartet. Die Erleuchtung ist euch gewiss, so wahr ich Knut Steinbrecher heiße. Niemand außer uns weiß, dass die alt eingesessenen Kirchen auf dem Holzweg und verloren sind. Wir kennen den Weg der Erlösung. Halleluja!“ Im Chor antworteten die Zuhörer. „Halleluja, gepriesen sei der Herr der Sonne, des Mondes und der Sterne. Wir sind die Kinder des Lichts und folgen dem Erleuchteten!“ Berti verdeckte sein Gesicht, indem er die rechte Hand davor hielt. „Konny, wir müssen hier raus!“ „Ich weiß. Lass uns schnell austrinken!“ „Und die Wurst?“ „Die nehmen wir mit ins Abteil.“ Zügig leerten sie ihr Bier. Die Bedienung trottete an. Statt der Currywurst brachte Frau Kastenbauer jedoch zwei neue Bier. „Isch kenn doch meene Babbenheimor“, stieß sie stolz aus. „Isch war mol ‘ne Gneibbenbedienung! Un’ für die fuffzisch Euro gönnt ihr noch jeder zwee Bier sauf’n!“ „D...D...Danke“, stotterte der überrumpelte Konrad Wels. Bevor die nächste Lage Bier zum Mitnehmen für das Abteil geordert werden konnte, huschte die Zugbegleiterin durch die Masse der Erleuchteten. Der Halleluja-Spruch wurde wiederholt. Dreimal. Dann erklangen Blockflöte und Gitarre. Die Melodie kannten die beiden Freunde. Sie stammte eindeutig von: Danke für diesen schönen Morgen , der Text wurde verändert wiedergegeben. „Danke für diesen Sonnenstrahl … Danke für die Reise in das Licht … Danke für die Rettung vor dem Knall … Danke und versteckt euch nicht … “ Enthusiastisch wackelten die selbstbeweihräucherten Superstars beim Singen mit den Köpfen hin und her. Berti und Konny tranken ihr Bier in Rekordzeit aus. Frau Kastenbauer brachte die Currywurst und zwei weitere Biere. Der Begriff worst case bekam eine neue Bedeutung. „Na dann los!“, gab Berti das Kommando vor. Die Wurst wurde nicht gegessen, sie wurde geschlungen. Jeder Happen wurde mit einem
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