Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Bierfassl zu dia?“ „Wie bitte?“ „Kehrts iha zwoa zsamm?“ Der Kaftan-Träger im Wagen vor ihnen bekam einen Fahrgast. Der Bayer musste aufrücken. Zudem wartete schon der nächste mögliche Passagier. Ein japanischer Tourist. „I muass los. Pfiats eich!“, verabschiedete sich der Ureinwohner mit Worten, die der ehemalige Germanistikstudent nicht einmal mehr deuten konnte. Nur eines war sicher. Es handelte sich um einen höflichen Abschiedsgruß. Lächelnd hoben Konny und Berti die Hände und winkten. Aus der dritten Taxe grinste ein Schwarzafrikaner hinter dem Lenkrad hervor. Mit einer weiteren Pleite rechnend, öffnete Konny wieder die Beifahrertür. „Garmisch?“, fragte er mit nur einem Wort, um den Migranten aus Afrika nicht allzu sehr zu überfordern. Umso überraschter war er, als er in gutem, und vor allem verständlichen Deutsch die Antwort hörte. „Ey, das trifft sich gut, Mann. Ich mache euch ‘nen guten Preis, Leute.“ Der Rasta-Frisuren-Träger hörte Bob Marley. Es lief gerade der Song Buffalo Soldier . Konny war sich nun nicht mehr sicher, ob der Kerl aus Afrika oder nicht doch aus Jamaika stammte. Jedenfalls klopfte er im Takt mit den Fingern aufs Lenkrad. „Der Normalpreis ist viel zu hoch, ey. Ich schalte das Ding da aus und fahre euch für ‘nen Hunni, Mann!“, sagte er, dann sang er mit. „... stolen from Africa, ... brought do America ...“ Berti nickte. „Schlimmer als die Zugfahrt kann es nicht werden.“ „Also gut. Es ist zwar unsere letzte Kohle, aber wenn wir den Bus kriegen, brauchen wir für das Wochenende kein Geld mehr.“ „Genau! Wir lassen uns den Urlaub doch nicht versauen!“ „Ich bin Eddie, Mann! Also ich heiße nicht Eddie Mann, ich sage einfach immer nur ey und Mann, ey. Ich heiße also nur Eddie! Also, nicht Eddie Nur, wie Dieter Nuhr, sondern Eddie. Alles klar?“ „Kiffst du?“, fragte Berti ungeniert. „Nicht beim Fahren“, grinste Eddie. Beide stiegen hinten ein. Berti wollte gerade die Tür zuschlagen, als von der Bahnhofshalle Tumult zu hören war. Ein Schuss krachte, Menschen kreischten. Ein Pulk raste nach draußen und verteilte sich vor dem Bahnhofsgebäude. Eine Person rannte schnurstracks vom Bahnhofsgebäude zum Taxenstand. „Ey, da hinten ist Action! Cool! Hier erlebt man volles Brett was!“, grinste Eddie. „München is’ ‘ne geile Stadt.“ Konny drehte sich nach hinten. Der Tumult war gigantisch. Erst auf den berühmten zweiten Blick erkannte er, wer die Person war, die sich aus der Menge gelöst hatte, und auf sie zulief. Er wurde kreidebleich. „Schnell! Eddie!“ Berti schlug gleichzeitig die Autotür zu. „Stimmt, Mann. Ich bin der schnelle Eddie! Woher kennst du meinen Spitznamen?“ Der Taxifahrer kapierte nicht, was Konny von ihm wollte. Dann war es auch schon zu spät. Der Kerl, der vom Bahnhof direkt auf sie zustürmte, war kein geringerer als Detlev Ranzinger. In seiner rechten Hand hielt er eine Waffe. Es war nicht der silberne Revolver von vorhin, es handelte sich um eine schwarze Pistole. Und zwar haargenau so eine Pistole, wie sie Rudi Radtke trug. Konny ahnte Schlimmstes. Seine Gedanken waren noch nicht zu Ende gedacht als Ranzinger die Beifahrertür aufriss, sich auf den Sitz schwang und die Waffe auf Eddie richtete. „Gib Gas, du Affe!“ Kick-Down. Eddies Mercedes schoss mit einem Satz nach vorn. Die Reifen quietschten, als er auf die Arnulfstraße einbog. „Schnellster Weg zu Autobahn, dann Richtung Süden!“ „Ey Mann, ist das cool. Ich muss sowieso dorthin! Was bekomme ich, wenn ich ‘ne Rekordzeit hinlege?“ „Mach keine Sprüche, Bimbo, sonst jage ich dir ‘ne Kugel zwischen die Rippen und fahre selber!“ „Ey Mann, ey. Immer langsam. Nur weil ich schwarz bin, musst du Weißbrot mich nicht beleidigen!“ „Weißbrot ... ha, ha ... Weißbrot ist echt gut“, lachte Ranzinger. Der Rauschgiftschmuggler warf einen Blick aus dem Fenster. Das Chaos am Bahnhof war immer noch im Gang. Der entflohene Straftäter war zufrieden. „Ich glaube, ich war zu schnell für die Bullen. Die haben nicht gecheckt, dass ich in ‘ne Taxi gesprungen bin!“ Eddie fuhr jetzt die Arnulfstraße stadtauswärts in Richtung Autobahn. „Ist Garmisch o.k.?“, fragte er sicherheitshalber nach. „Garmisch ist super! Und mach ja keinen Scheiß. Wenn ich merke, dass du den Taxialarm drückst, verpasse ich dir mit der Wumme hier ein drittes Nasenloch!“ „Ey Mann, keine Sorge. Ich muss doch sowieso nach Garmisch. Meine
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