Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Verkehrs-Piep-Ton erklang. „... wir unterbrechen das Programm für eine wichtige Suchmeldung der Polizei. Vor zwanzig Minuten ist der bewaffnete Schwerverbrecher Detlev Ranzinger ...“ „Schwerverbrecher, die haben doch den Arsch offen!“, schimpfte der Gangster. Er durchforstete die Musik-CD’s, wählte eine Tote Hosen-Scheibe aus und schob sie in den CD-Player. „Endlich mal was fetziges! Da tanzt der Bär!“ Für ein paar Kilometer herrschte Schweigen. Als der Song Bonnie und Clyde gespielt wurde, drehte Ranzinger auf. „Super! Mein Lied!“ Obwohl er alles andere als Textsicher war, sang der Rauschgiftkurier auszugsweise mit. „... wir legen drei, vier Bullen um ... leg den Kopf an meine Schulter ... denn wir sind Bonnie und Clyde .. .“ „Bob ist besser! Ey, Mann! Wer hört sich schon Songs über Bankräuber an?“ „Schnauze! Ich möchte das Lied hören!“ Der Schmuggler musterte Eddie. Er grübelte. Stirnfalten hatten sich gebildet. „Das isses! Eddie, du bist wunderbar! Wir schicken einen von den beiden warmen Brüdern in ‘ne Bank. Dann habe ich meine Asche, und ihr könnt abhauen!“ „Was?“, rief Konny entgeistert. „Wir besitzen nicht so viel Geld!“ „Ich rede nicht von Kontoplündern, du Wattebausch-Werfer, ich spreche von ‘ner Bank ausnehmen!“ „Ohne mich!“, schmollte Berti. Er verschränkte dabei demonstrativ die Arme vor der Brust und sah aus dem Fenster. „Entweder ein Banküberfall, oder ich lege einen von euch Hirnfurzen um!“ „Das ist Erpressung!“ „Du bist ein Schlaumeier! Was willst du machen? Mich anzeigen? He he he“, lachte Ranzinger. „Ihr Nullen habt doch gehört, was ich gesagt habe. Da gibt es nix zu diskutieren! Ich quatsche nicht, ich handle!“ „Das habe ich gestern im Zug gemerkt. Von wegen liebe Brüder und so’n Zeug“, kommentierte Berti, immer noch im Schmoll-Ton. „Hey Dicker, das war mein Job! Das ist was anderes.“ „Ey Mann, wie soll das mit der Bank gehen? Die hauen doch ab, wenn sie in die Bank reingehen“, mischte sich Eddie ein. „Danke, Eddie!“, fuhr ihn Konny an. „Sorry Mann! War keine Absicht!“ „Ihr denkt wohl, ich bin total bescheuert! Du gehst natürlich rein“, sagte Ranzinger zu Konny. „Dein Kumpel kann doch beim Türmen nicht ordentlich Gas geben. Der bleibt schön hier hocken, als Geisel! Wenn du nicht mehr kommst, dann ...“, Ranzinger zeigte mit dem Lauf der Pistole auf Berti. „Ahhhhh ...“, kreischte dieser panisch. Das toughe Detektiv-Leben hatte sich der selbst ernannte Magnum anders vorgestellt. „Waffe weg!“, forderte Konny. Ranzinger zog die Pistole zurück. Gleichzeitig blickte er Konny an. „Und was ist jetzt? Entscheidet euch, aber schnell, ich bekomme vom ständigen Umdrehen schon Genickstarre.“ „Ich kann das nicht!“ „Bumm, weg isser!“ „O.k., ich kann’s ja probieren!“ „Konny!“ „Berti, was soll ich denn machen!“ „Coole Banane, Jungs. Das ist echt ‘ne abgefuckte Taxifahrt, ey Mann!“ „Nächste Ausfahrt machste ‘ne Mücke hier. Wir lassen mal ‘n Loch auf der Autobahn. In irgend so ‘nem Kaff wird’s ja wohl ‘ne Bank geben. Die nehmen wir aus, dann geht’s weiter nach Garmisch.“ „Gibst du mir dann die Pistole?“ „Meine Wumme? Spinnst du?“ „Wie soll ich dann die Bank überfallen?“ „Haste keinen Grips im Hirn? Hand in die Tasche, Finger raus, fertig ist die Kanone des kleinen Mannes!“ „Das funktioniert nie!“ „Bumm, weg isser!“, wiederholte Ranzinger. „Schon gut! Ich versuche es!“ „Ey Mann, du kannst auch so Zettel schreiben. Das habe ich bei xy-ungelöst gesehen.“ „Ja, das geht auch!“, stimmte der Verbrecher zu. Gleichzeitig kramte er im Handschuhfach und fand einen Quittungsblock, sowie einen Kugelschreiber. „Hier. Da kannste mal den Text üben. Du bist doch Schriftsteller, ha ha ha!“ „Sehr witzig!“ „Humor habt ihr beide wohl gar keinen!“ Eddie blinkte und verließ die Autobahn. Sie fuhren durch zwei kleine Dörfer, dann wieder ein paar Kilometer Landstraße. Als sie durch die Ortsmitte der nächsten Gemeinde rollten, entdeckten sie die Geschäftsräume einer Raiffeisenbankfiliale. „Die nehmen wir!“ Eddie fuhr rechts ran. Er parkte gegenüber der Bank, auf einem der drei freien Kundenparkplätze eines geschlossenen Gasthauses.
Albert Wagenbauer wuchs hier auf, ging hier zu Schule, war am Ort Banklehrling, und heute, mit 52 Jahren, hatte er es zum Filialleiter der Raiffeisenbank geschafft. Er ist
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