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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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„Möchten Sie sich erst säubern, bevor ich die Polizei anrufe?“ „Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber irgendwie hat er mich voll Wasser gespritzt!“ „Sie brauchen sich nicht herausreden! Meine Lebensgefährtin und ich wissen, warum wir lesbisch sind! Ich war früher Altenpflegerin, und kenne vollgepinkelte Hosen zur Genüge. Deshalb habe ich zur Bankkauffrau umgeschult! Es gibt nur zwei Dinge, vor denen ich Angst habe. Das eine ist vergewaltigt zu werden, das andere sind notgeile Männer!“ „Sie ... Sie ... sind les ... bisch?“ „Klaro! Haben Sie das nicht gewusst? Ich hatte das Gefühl, dass alle hier im Dorf schon über uns reden?“ Albert Wagenbauers Welt war gerade komplett zusammengebrochen. Er würde sich umziehen, die Flasche Sekt allein trinken und über seine Zukunft nachdenken. Anita Schöbel ging in den Kassenraum. Auf dem Schreibtisch, gleich neben dem Telefon, lag eine Visitenkarte. Der darauf notierte Text machte die Bankkauffrau stutzig. „Anrufen – Geisel!“ Sie grübelte, drückte den Alarmknopf, obwohl Herr Wagenbauer signalisierte, doch lieber noch ein paar Minuten zu warten. Beherzt griff sie als nächstes zum Telefonhörer. „Radtke, Polizei München-Bahnhof!“ „Hier ist Anita Schöberl! Unsere Bankfiliale ist gerade überfallen worden.“ „Hier im Display wird eine Nummer von außerhalb angezeigt. Sie rufen hier in München an. Woher haben Sie diese Telefonnummer?“ „Es waren vier Typen. Einer mit grau melierten Haaren und orangem Pulli, ein Dicker mit Norwegerpulli, ein gutaussehender, sportlicher Kerl, und ein Farbiger. Der mit dem orangen Pulli hatte eine schwarze Pistole!“ „Ich komme!“

    Rudi Radtke hatte den peinlichsten Moment seines Lebens hinter sich. Er pfiff auf Zuständigkeitsgeplänkel. Diese Kanalratte von Ranzinger hatte ihm fast das Nasenbein gebrochen. Immer noch steckte ein blutiges Stück Watte im Nasenloch. Der Kerl war einfach über den Schreibtisch gesprungen, schlug zu und schnappte sich die Dienstpistole des Zivilfahnders. Danach fesselte er Radtke mit dessen eigenen Handschellen am Schreibtisch und türmte. Radtke tobte vor Wut. Es dauerte vier Korn und eine Stunde Erklärungsversuche beim Chef, bis der erlösende Anruf kam. Nichts und niemand konnte ihn jetzt aufhalten.
„Hol das Auto! Wir fahren aufs Land!“, plärrte er der jungen Kommissarin Angela Adler zu. Sie war es auch, die ihn aus der misslichen Lage befreit hatte. „Was ist los?“ „Unsere drei Freunde und ein Komplize haben ‘ne Bank überfallen. Kreuzbrav sind die beiden? Wie war das?“ Die Polizistin zuckte mit den Achseln. „Warten wir’s ab. Wo geht’s hin?“ „Richtung Garmisch!“ „Das ist nicht mehr unser Bereich!“ „Ich gehe dorthin, wo sich meine Waffe befindet!“ „Und was sagt der Chef dazu?“ „Wenn wir mit Ranzinger zurückkommen, wird er nichts sagen!“ Sie überlegte, neigte eher zur Ablehnung, doch eine Mischung aus Mitleid für Radtke und Jagdfieber hielten dagegen. Etwas zögerlich stimmte die Polizistin schließlich zu. „Also gut, aber nur, weil du mir leid tust, und du nicht mehr fahren kannst!“ „Wieso kann ich nicht mehr fahren?“ „Weil wir ein 0,5 Promille-Gesetz haben!“ „0,5 Promille sind lächerlich. Die hat man gleich zusammen.“ „Normale Menschen vielleicht, du jedoch müsstest drei Tage nichts saufen, damit du auf 0,5 Promille kommst!“ „Wer sagt das?“ „Soll ich deine Schublade aufmachen?“ Radtke kniff die Augen zusammen. Die blöde Pute wusste von seinem Lager. Gut, er hat in den letzten Tagen etwas übertrieben. Vielleicht auch in den letzten Wochen, aber das, was sie gerade gesagt hatte, war eine Frechheit. „Was ist jetzt?“, fragte Angela nach. Er würde sich ein anderes Mal rächen. Diesmal stand es 1:0 für seine junge Kollegin. Radtke gab nach. „Hol das Auto!“

    Als die Münchner Polizeistreife am Tatort ankam, standen bereits zwei Funkwagen vor der Tür. Radtke ging in die Bank, seine Kollegin wartete. Ein älterer Polizist mit unübersehbarem Bierbauch stand vor Wagenbauer und nahm dessen Aussage entgegen. Der Filialleiter war mit Jackett, Hemd, Krawatte und Turnhose bekleidet. Radtkes erster Gedanke war, dass die Leute auf dem Land spinnen. „Ich habe ja gewusst, dass die hier draußen alle eine Schlag haben“, murmelte er, als er die Bekleidung des Filialleiters sah.
„Griaß di!“, schmetterte Rudi selbstsicher dem bierbauchigen uniformierten Kollegen zu. „Servus!“

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