Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
„Radtke, Bahnhof München.“ „Wos wollt’sn ihr do bei uns?“ „Radtke? Wir haben telefoniert!“, rief Anita Schöberl und sprang auf. „Visitenkarte?“, nuschelte der Bierbauch-Polizist. „Ja!“ „Er hat sie auf meinem Schreibtisch gelegt“, erklärte Wagenbauer. „Der Kollege?“ „Nein, einer der Täter!“ „Öha!“ „Nix öha, werter ...“, mischte sich jetzt Rudi Radtke ein. „Sandlinger. Polizeiobermeister Sandlinger, vom örtlichen Revier!“ stellte sich der Bierbauchträger namentlich vor. „Ich kenne die Täter!“, zischte Radtke unmissverständlich aus. Anita Schöberl stand jetzt zwischen Radtke, Sandlinger und Wagenbauer. „War irgendwie komisch. Ich hatte das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Also der eine Kerl, der sich den Pullover über die Visage gezogen hatte, war als einziger von den Vieren bewaffnet. Er hatte so eine schwarze ...“ „Weiter, über die Waffe sprechen wir nicht. Wir wissen, dass er eine Heckler und Koch P 7 benutzt.“ Sandlinger staunte. „Ihr Kameraden aus der Stadt seid aber gut informiert.“ Radtke überging die Bemerkung des Streifenpolizisten. „Was war komisch?“ „Die drei anderen hatten Angst vor dem eigentlichen Räuber. Sie standen unmaskiert und tatenlos an der Seite.“ „Einer ist in den Kassenraum gegangen. Er hat das Geld genommen!“, entfuhr es Wagenbauer. „Er hat es in meine Aktentasche gepackt!“ „Ja stimmt“, bestätigte Antia Schöberl. „Da fiel ja diese Zeitschrift raus. Ich glaube es waren die St. Pauli Nachrichten. “ „Das Exemplar ließ ein Kunde liegen“, fügte Wagenbauer hinzu. Er fing einen schrägen Blick von seiner Mitarbeiterin ein. „Ach ja, und jemand anderes hat auch in ihre Hosen gepisst, oder?“ Grelle Blitzlichter zuckten auf. Jemand stellte Fragen. Der Reporter vom Landkreiskurier stand hinter Rudi Radtke. Albert Wagenbauer lief hochrot an. Er konnte den Schmierfink nicht leiden. Mit Wonne hatte er ihn erst letzte Woche bezüglich einer Darlehnsanfrage abblitzen lassen. „Herr, äh ... Schämmel, oder?“ „Richtig.“ „Ich habe doch noch grünes Licht bekommen. Ihr Kredit wird wohl genehmigt werden. Ich habe mich persönlich dafür eingesetzt“, log er. „Wir müssen nachher nur noch einmal kurz darüber sprechen.“ „Ich habe doch den Antrag vorhin in den Schretter gesteckt!“, wunderte sich Frau Schöberl. „Können wir endlich mit der Vernehmung weitermachen!“, drängte Radtke. Wagenbauer wollte in diesem Moment sterben. Udo Jürgens Lied von San Francisco fiel ihm ein. Wo befand sich seine Kreditkarte? Auch er war noch niemals in New York. Sollte er einfach abhauen? Rudi Radtke war mit der Vernehmung fertig. „Lassen Sie mich noch einmal kurz wiederholen. Sie glauben also, dass der eine Kerl die anderen drei als Geiseln hält.“ „Jawohl, Herr Kommissar.“ „Hauptmeister!“ „Dann eben Hauptmeister. Ist doch egal. Der Schwarze war der Fahrer des Taxis, die beiden anderen mussten sich hinten rein setzen. Sie sind Richtung Garmisch weggefahren.“ „Läuft die Großfahndung?“ „Läuft! Allerdings sind bei dem Wetter die meisten Streifen bei Unfällen gebunden. Der Hubschrauber kann ohnehin nicht starten.“ „Ich finde sie!“
Eddie fuhr hinter einem Lastwagen her. Der Schneefall war so dicht, dass zwischenzeitlich Tempo 30 nicht überschritten wurde. „Menschenskind, so ein Mistwetter. Muss Frau Holle unbedingt heute ihre Bettwäsche ausbeuteln?“, moserte Ranzinger. „Fahr mal runter vom Highway. Ich muss pinkeln!“
„Ey Mann, die Autobahn ist sowieso zu Ende. Falls du es nicht bemerkt hast, wir fahren schon auf der Landstraße. Bis Garmisch sind es noch fünf oder sechs Kilometer.“ „Fahr trotzdem runter von dieser blöden Hauptstraße. Ich muss pissen wie ein Stier!“ „Schon gut, sonst jagst du mir wieder ‘ne Kugel zwischen die Rippen, Mann ey!“ „Spar dir deine blöden Witze, du Flachzange! Ich kann dir ja ins Taxi strullern, wenn du unbedingt willst.“ Eddie setzte den Blinker. „Gibt es hier keine Schneeräumfahrzeuge? Wenn das so weiterschneit, bleiben wir stecken!“ Der Mercedes schlitterte beim Ausfahren von der Bundesstraße auf eine Nebenstrecke. „Pass auf!“, schimpfte Ranzinger. „Ey Mann! Ich pass ja auf. Schau mal meine Hautfarbe an. Ich weiß nicht, wie man auf Schnee fährt! Da wo ich herkomme, gibt es keinen Schnee!“ „Hört doch bitte mit dem Streiten auf“, versuchte Konny zu schlichten. „Lass den Mann seine Notdurft
Weitere Kostenlose Bücher