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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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habe ich das?“ „Ja.“ „Na klar“, stimmte auch Berti zu, der kapierte, was Konny vor hatte. „Das habe ich mir selbst beigebracht. Im Knast. Dort habe ich habe vor lauter Langeweile etwas von Charon gelesen. Das war so ein französischer Nobelpreisträger. Er schrieb, dass Evolution ein Trieb ist, der zur Einheit der Liebe führt und so ‘n Scheiß. Und das unsere Kraft aus einer transrationalen Quelle kommt. Er quatschte über eine Finalität, die zum Einen drängt. Jedes Holon soll sich zum Größeren hingezogen fühlen, also angezogen werden. Subatomare Teilchen suchen Verbindungen und unser Universum ist ein Universum für alle. Für die Guten und die Bösen. Es schließt also die Verbrecher nicht aus. Zuerst habe ich die Zeitschrift mit dem Artikel in den Mülleimer geworfen. Nachts kam mir aber die Idee von ‘ner Sekte. Charon hat mich erleuchtet. Ich habe mir dann noch mehr so Sekten-Krampf aus der Bibliothek geholt. Ich sage euch, es gibt ganz schön viele Spinner auf der Welt.“ Ranzinger lachte. „Aus dem Müll habe schließlich selbst etwas zusammengebastelt. Als ich entlassen wurde, habe ich das Zeug angewendet. Hat gar nicht mal so lange gedauert, bis die ersten Flachhirne mir nachgelaufen sind.“ „Es hängt wohl auch mit deinem Charisma zusammen“, ergänzte Konny. Er wunderte sich, dass Ranzinger so intellektuell sein konnte. Selbst für ein Auswendiglernen des ganzen Stoffes benötigte man einen gewissen IQ. Vermutlich war der Berufsverbrecher ein Gehirn-Schizophrener. Im Normalleben war er einfältig, wenn es um die Ausführung eines Verbrechens ging, arbeitete er jedoch mit der gesunden Hirnhälfte, und die war extrem intelligent. „Ich streike. Ich bin am Verhungern und falle gleich um!“ „Berti! Halte durch.“ Berti hielt durch. Ihm blieb auch nichts anderes übrig. Der selbst ernannte Detektiv biss die Zähne zusammen. Diesmal wollte er hart sein. Er konzentrierte sich. Berti dachte an die letzte Gymnastiksendung im Fernsehen. Die beiden Vorturner waren ihm sympathisch, da sie eine Konzentrationsübung vormachten. Sie saßen auf einem Stuhl und hielten die Hände an die Beine. Berti machte es nach. Man sollte das Blut bewusst fließen lassen, den Puls beruhigen, die Zunge an den Gaumen legen und so weiter. Berti hatte diese Übung mitgemacht, und es ging ihm danach tatsächlich besser. Finde deinen inneren Ruhepunkt, mahnte er sich. Schritt für Schritt ging er den beschwerlichen Weg. Sein Unterhemd war schweißnass, die Beine längst schwer wie Blei. Nach diesem Abenteuer war es soweit. Er würde ganz sicher mit einer Diät anfangen. Zumindest gleich nach dem Hotelwochenende. Berti fiel in eine Art Trancezustand. Er bewegte sich, spürte die Anstrengung jedoch nicht mehr. Auch das Hungergefühl verschwand. Er befand sich auf seinem persönlichen Jakobsweg. So wie Hape Kerkeling war auch er nur mal schnell weg. Das ist es, durchfloss es ihn. Er würde auf den richtigen Augenblick warten. Irgendwann passte Knut, oder Detlev, oder wie dieser Verbrecher auch immer hieß, nicht auf. Dann würde er Bertis Faust zu spüren bekommen. Genauso furchtlos, wie Ulf Kapaunke auf die russischen Türsteher losgegangen war, würde Herbert Schmadtke den Bankräuber überwältigen. Es gibt keine Angst. Ich habe keine Angst. Probleme gibt es, damit ich sie löse. Ich bin Herbert Schmadtke, der Privatdetektiv, sagte er immer wieder zu sich selbst.
    Eine weitere Stunde verging. Die Gespräche schliefen ein. Auch der sportliche Konny begann die Last des Trolleys zu spüren. Beide waren heilfroh, gute Winterschuhe angezogen zu haben. Eddie und Ranzinger hingegen trugen normale Straßenschuhe. Ihre Füße mussten schon halb erfroren sein. Während Eddie immer wieder jammerte, hörte man vom Bankräuber kein Wort.
Nachdem Eddie schon fast jede Hoffnung aufgegeben hatte, die Alm jemals zu erreichen, erkannte er etwas Großes vor ihnen. „Ich sehe was!“, stieß der durch den Marsch malträtierte Taxifahrer aus. Vor ihnen waren die Konturen eines Hauses zu erkennen. „Wir sind da!“ „Na endlich“, stöhnte auch Detlev Ranzinger. Sie waren am Ziel. Bei der Alm handelte es sich um eine einfache Berghütte. Holzgeländer zeigten den Umfang des im Sommer bewirtschafteten Gartens. Die Aussicht musste bei schönem Wetter herrlich sein. Sie näherten sich dem Haus. Berti war mehr als erleichtert. Er hatte kaum mehr Atem. Das Erreichen der Alm empfand er als pure Erlösung. „Wir gehen einmal außen

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