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Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Schneespuren gibt es nicht (German Edition)

Titel: Schneespuren gibt es nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.T. Wallenda
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meinem Namen angesprochen zu werden!“ Konny zuckte zusammen. So wütend, und dennoch gefasst, hatte er seinen Lebensgefährten noch nie gesehen. Auch in Ranzingers Augen war ein Blitzen zu erkennen. Der Berufsverbrecher schien auszuloten, wie er reagieren sollte. Die aufgepumpte Null vor ihm kuschte bisher einwandfrei. Jetzt war er wohl in Laune aufzumucken. Revolution war gefährlich. Er könnte die anderen beiden anstecken. Ranzinger ließ seinen Blick durch den engen Raum gleiten. Würden sie zusammenhalten und ihn anspringen, könnte er einen, maximal zwei mit der Knarre erwischen. Der dritte würde ihn lynchen. Der Bankräuber entschied sich einen Gang runterzuschalten. „Alles klar, Herbert. Ich darf doch Herbert sagen, oder?“, antwortete er erstaunlich freundlich. „Äh ... ja, natürlich. Herbert ist in Ordnung.“ Berti war genauso überrascht wie Konny und Eddie. Detlev trat wieder als Knut Steinbrecher in Aktion. „Also, Herbert. Du bist der Kräftigste von allen. Wir sind ausgefroren und kaputt. Kannst du Feuerholz holen?“ Berti stand auf. Er traute diesem schizophrenen Menschen nicht. „Klar. Ich hole Holz!“ Der korpulente Privatdetektiv ging auf die Veranda. Fluchtgedanken kamen auf. Wie weit würde er kommen? Hätte er die Kraft, den ganzen Weg zurück zu gehen? Könnte er bis nach Garmisch laufen und die Polizei verständigen? Die Antwort kam genauso schnell. Sie lautete eindeutig: Nein! Er war jetzt schon am Ende. Abgesehen davon, könnte Ranzinger oder Knut, oder wer auch immer der Verrückte gerade war, Konny erschießen. Klar, auch Eddie war in Gefahr, aber Konny war wichtiger. Also packte sich Berti ein paar Holzscheite auf den linken Arm und ging zurück in die Almhütte. „Spreißel sind hier. Auch Anzünder und ein Feuerzeug“, empfing ihn Konny, der vor der Kachelofentür kniete. Berti legte das Holz ab, sein Freund nahm ein paar kleinere Scheite und steckte sie in den Brennraum. Anschließend hielt er die Flamme des Feuerzeugs an einen Anzünder und legte diesen unter das Holz. Es knisterte. Die Flammen züngelten sich langsam nach oben, fraßen sich ins Holz und begannen durch den Luftzug zu lodern. Konny schloss die Tür. „Bald werden wir es warm haben.“ „Wie zwei warme Brüder!“, stieß Ranzinger mit schallendem Gelächter aus. Er stand hinterm Tresen und hielt immer noch die Pistole in der Hand. „Hast du ein Problem damit, dass wir homosexuell sind?“, fragte Konny mit ruhiger Stimme. „Ich? Nee! Warum?“ „Weil du so abwertend über uns sprichst!“ „Ich habe nur gesagt, dass ihr Schwuchteln seid! Ihr seid doch Schwuchteln, oder?“ „Ich sagte ja schon. Wir sind homosexuell. Du kannst es nennen, wie du willst. Es wird sich nichts daran ändern. Also, warum beleidigst du uns?“ „Jetzt habt euch nicht so. Jeder sagt das!“, wehrte sich Ranzinger. Eddie sah verhohlen auf den Boden. Das brennende Holz knisterte im Kachelofen. Erste warme Luftströme wurden in den kalten Raum abgegeben. „Wisst ihr eigentlich, wie vielen Menschen ihr weh tut? Wegen Typen wie ihr es seid, haben junge Schwule Angst, sich zu outen. Sie müssen heutzutage noch Verstecken spielen, weil sie sonst daran zerbrechen würden. Worte können mehr verletzen als Waffen. Man blutet nicht äußerlich, es ist die Seele, die verletzt wird!“ Ranzinger schmunzelte. Es war, als ob ihn Konnys Worte nicht interessierten. Eddie hingegen vermied jeglichen Blickkontakt mit Berti und seinem Freund, der hier dabei war, Klarheit zu schaffen. „Ey Mann, ich bekomme schon ein schlechtes Gewissen, weil ich auch immer wieder über Tunten meine Witze mache. Dabei ist es mit uns Schwarzen doch ähnlich!“ „Stimmt! Ich finde, jeder sollte einen Nigger haben! Ha ha ha“, amüsierte sich Ranzinger noch mehr. „Wir lachen auch über Tunten und witzige Homos, Eddie. Wenn man uns endlich so akzeptiert, wie wir sind, und zwar immer und überall, und wenn man als Schwuler oder als Lesbe nichts besonderes mehr ist, dann erst haben wir den Kampf gegen die Diskriminierung gewonnen!“ Der Bankräuber klatschte in die Hände. „Bravo! Du solltest Kanzler werden!“ Bertis Wut wuchs ins Unendliche. Seine Zeit würde noch kommen. Er spürte eine Wende in seinem Körper. Der Gewaltmarsch war wie Medizin für ihn. „Konny, du bist Klasse und ich liebe dich!“ „Hey, hey, hey, Freunde der Sonne! Wir sind hier nicht auf ‘nem Tuckenball. Ihr lasst mal schön die Finger voneinander, sonst muss ich kotzen!“

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