Schneespuren gibt es nicht (German Edition)
Radtke kochte vor Wut. Er wollte den Bankräuber persönlich fassen. „Angela!“, versuchte er jetzt in einem ruhigeren Ton seine Kollegin umzustimmen. „Wir sind den ganzen weiten Weg hierher gefahren, und sollen kurz vorm Ziel aufgeben? Denk’ doch mal an deine Karriere. Wenn wir sie jetzt kriegen, kommen wir ganz groß raus!“ „Ohne mich!“ Die Polizistin setzte sich in den Dienstwagen und knallte die Tür zu. Demonstrativ startete sie den Motor. Radtke klopfte ans Fenster. Die Scheibe wurde herunter gelassen. „Dann gib mir wenigsten deine Wumme.“ „Meine was?“ „Die Knarre, deine Pistole! Ich nehme den Kampf an. Ranzinger hat Geiseln. Es ist meine verdammte Pflicht, diese Leute zu befreien!“ „Er hat auch deine Pistole, Kollege Jägermeister!“ „Wie sprichst du mit mir?“ „Du bist Hauptmeister, ich bin Kommissarin. Ich bin deine Vorgesetzte, auch wenn du es nicht wahrhaben möchtest und die Uniform schon vor meiner Geburt getragen hast, und bereits der König des Bahnhofs warst, als ich eingeschult wurde!“ Das hatte gesessen. „Wen suchen Sie und wo möchten Sie hin?“ „Sie nerven! Sehen Sie nicht, dass wir uns unterhalten?“, zischte Radtke den Förster an. „Gut, wenn Sie sich hier auskennen, kann ich ja nach Hause gehen.“ Radtke war kurz vorm Explodieren. „Verdammt, Angela! Jetzt gib mir deine Waffe! Ich verfolge diese Arschlöcher, ob es dir passt oder nicht. Du kannst gern hier bleiben und mit deinen Barbie-Puppen spielen, wenn du Angst hast!“ Die junge Kommissarin saß mit offenem Mund im Wagen. „Ich habe keine Angst!“ „Was dann? Könnten die Schneeflocken deine tolle Frisur kaputt machen?“ „Was hast du gegen meine Frisur?“ Er streckte die Hand ins Polizeiauto. „Kompromiss! Du gibst mir die Knarre, ich verfolge Ranzinger, du fährst nach Garmisch aufs Revier, schickst mir Verstärkung, rufst unseren Chef an, und wartest auf mich!“ „Was ist mit meiner Frisur?“ „Sie ist in Ordnung.“ „Nein! Ist sie nicht!“ „Weiber! Ich weiß, warum ich nicht verheiratet bin“, nuschelte Schüssler. „Das habe ich gehört!“ „Glaub mir, die Haare sind o.k.“ „Wie o.k.? O.k. heißt, dass sie nach nichts aussehen.“ „Gehen Sie doch zum Friseur!“ „Halten Sie sich da raus, Sie komischer Waldläufer!“ „Ich werde Sie anzeigen! Das muss ich mir nicht gefallen lassen.“ „Ruhe!“, brüllte Radtke. „Kanone her!“ Angela Adler reichte ihrem Kollegen die Dienstwaffe. „Ich warte in Garmisch und ich werde dem Chef alles erzählen!“ „Schick Verstärkung raus! Und lass das Taxi abschleppen!“ Die Fensterscheibe wurde nach oben gefahren. Der Rückwärtsgang eingelegt, der Wagen rollte zurück auf die Straße. „Und jetzt zu Ihnen.“ „Ich werde diese Zicke anzeigen!“ „Sie haben soeben eine Polizistin Zicke genannt. Also sind Sie quitt!“ „Ich ... äh ...“ „Wie war das mit der Alm?“ „Warum?“ „Ich suche einen Bankräuber, der vermutlich drei Geiseln hat. Der Mann heißt Ranzinger, ist bewaffnet und äußerst gefährlich. Das Taxi war der Fluchtwagen.“ Schüssler war aufgeregt. Sein Pulsschlag trommelte wild. „In meinem Wald?“ „Sieht ganz danach aus.“ „Und Sie glauben, dass die Leute zu der Alm gehen?“ „Das bietet sich an, auch wenn wir keine Schneespuren haben.“ „Sie meine Spuren im Schnee!“ „Also, wo finde ich die Alm?“ „Ich kann Sie führen. Mit dem Auto kommen wir bei dem Wetter ohnehin nicht weit.“ „Gibt es eine Abkürzung?“ „Ja!“ Schüssler sah den Polizisten an. „Haben Sie keine Mütze?“ „Nein? Das Haar ist echt. Kein Toupet!“ „Ich meinte eine Kopfbedeckung?“ „Ach so. Die habe ich auch nicht.“ „Ich habe im Jeep noch einen Hut liegen, denn können Sie gern aufsetzen.“ Radtke nahm das Angebot an. Kurz darauf brachen beide auf.
Herbert Schmadtke hatte seit der Sportprüfung bei der Polizei nicht mehr so geschwitzt. Er zog den Trolley hinter sich her. Seine Pudelmütze war tief ins Gesicht gezogen. Konny ging neben ihm. Eddie marschierte voraus. Dicht hinter den Dreien stolzierte Ranzinger.
„Mann o Mann, was ist das für eine Scheiße hier!“, fluchte der Bankräuber. „Zwei Stunden standen auf dem blöden Schild! Die haben uns aber sauber verarscht!“ „Ich kann nicht mehr! Wir müssen eine Pause machen“, stöhnte Berti. „Ey Mann, er hat recht. Meine Hände fallen gleich ab. Wir werden in dieser Wildnis sterben“, jammerte Eddie. „Gib mir den
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